Seit angehende Hebammen landesweit an Hochschulen ausgebildet werden, ist die Zahl an frisch ausgebildeten Nachwuchskräften so hoch wie seit Jahren nicht mehr. 214 Hebammen haben vor wenigen Wochen als erster Jahrgang seit der vollständigen Akademisierung der Ausbildung ihr Studium in Baden-Württemberg abgeschlossen, teilte eine Sprecherin des Wissenschaftsministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Zum Vergleich: 2023 lag die Zahl an Absolventen der schulischen Ausbildung noch bei 182.
«Das Hebammenstudium ist dauerhaft und an allen Standorten sehr gut nachgefragt», sagte die Sprecherin. So gut, dass bisher fast keiner der jährlich angebotenen 260 Studienplätze frei blieb. Da aber nicht alle Studierenden ihr Studium in der Regelzeit abschließen und es vereinzelt auch abbrechen würden, liege die Zahl an Absolventen in diesem Jahr noch deutlich unter 260.
Zahl an Berufseinsteigern ausreichend
Eine Erhöhung der Studienplätze ist trotz der hohen Nachfrage zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant. Die Zahl der jährlich neu zugelassenen Hebammen ist nach Angaben des Sozialministeriums ausreichend. Auch, weil es neben den Absolventen des Hochschulstudiums nach wie vor Absolventen der schulischen Ausbildung gebe. Das Sozialministerium werde daher beobachten, wie sich die Zahl der Neuzulassungen entwickele, wenn die schulische Ausbildung vollständig beendet sei.
Seit der Akademisierung der Ausbildung führt für angehende Hebammen kein Weg mehr an einem Hochschulstudium vorbei. Mit der bundesweiten Einführung des dualen Studiengangs Hebammenwissenschaften wurde die klassische Ausbildung abgeschafft.
Obwohl die ersten Studenten in Baden-Württemberg schon 2021 starteten, war es nach Angaben des Sozialministeriums noch bis Ende 2022 möglich, die Ausbildung auf schulischem Weg zu beginnen und voraussichtlich in diesem Jahr abzuschließen. Rechtlich gesehen wäre ein Abschluss noch bis 2027 möglich, unter anderem um die Abschlussprüfung bei Bedarf wiederholen zu können.
Das Studium gewährleiste eine wissenschaftlich fundierte Betreuung von Schwangeren und Familien und stärke die Forschung in einem zentralen Bereich der Gesundheitsversorgung, sagt Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne). «Das Studium der Hebammenwissenschaft eröffnet damit vielfältige berufliche und akademische Perspektiven: Absolvierende können sowohl in der klinischen als auch in der freiberuflichen Praxis tätig werden – ebenso stehen ihnen Wege in die Forschung, zur Promotion und Habilitation offen.»
Hebammenverband zufrieden
Auch aus Sicht des baden-württembergischen Hebammenverbandes war der Wechsel von einer klassischen Ausbildung hin zu einem Studium der richtige Weg. «Das Studium hat eine hohe Qualität, die duale Ausgestaltung des Studiums ist ebenfalls von Vorteil», sagte die Vorsitzende des Landesverbandes, Ruth Hofmeister.
Inwieweit die Gesamtzahl der Hebammen im Land durch die erhöhte Zahl an Berufseinsteigern steigen wird, ist nach Angaben des Sozialministeriums schwer abzuschätzen.
Für die Versorgungslage sei nicht nur die Zahl an Studienplätzen entscheidend, sondern auch wie lange Hebammen im Beruf tätig blieben, wie viele im akademischen Bereich blieben und ob Hebammen aus anderen Bundesländern zuwanderten, dorthin abwanderten oder aus dem Ausland kämen.