Das Frühjahr 2025 war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vergleichsweise kühl und vor allem: zu trocken. Gut sichtbar wird das an vielen Stellen an der Brigach, beispielsweise am Villinger Bahnhof, wo sich auch der Brigachpegel befindet.
Pegel liegt bei 15 Zentimetern
Ansonsten überspülte Steine ragen aus dem Wasser und der Uferbereich ähnelt einem steinigen Strand. Die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg gibt den Pegelwert am Freitag, 30. Mai, mit etwas weniger als 15 Zentimetern an, was einem Mittleren Niedrigwasser entspricht. Dieser Wert ist der gemittelte niedrige Wasserstand, der sich in einem Gewässer über einen bestimmten Zeitraum zeigt.
Wer die Brigach gut im Blick hat, sind die Mitglieder der Villinger Anglergesellschaft und hier vor allem die Gewässerwarte.
Aktuell sei die Situation noch nicht dramatisch, weil es noch früh im Jahr und die Wassertemperaturen nicht hoch seien, sagt Christian Haas, der Vorsitzende der Angler. „Schwierig ist aber zugleich, dass uns der Sommer erst noch bevorsteht.“ Wenn dieser trocken bleibe, drohe ein Rekord-Niedrigwasser.

Zwar könne er keinen Blick in die Glaskugel werfen. Aber: „Wenn wir einen trockenen und heißen Sommer bekommen, werden wir auch wieder Fischsterben haben.“
Kleinere Fischsterben seien im Sommer an sich nichts Ungewöhnliches. Gerade bei den Salmoniden, zu denen auch Bachforellen gehören, sehe man das regelmäßig. Das liege auch daran, dass sich Krankheitserreger bei höheren Wassertemperaturen wohl fühlen und die Fische infizieren.
Krankheitserreger gefährden Fische
Die Zahl der Krankheitserreger in Gewässern habe im Vergleich zu früheren Jahren zugenommen. „Extreme Niedrigwasserstände spielen den Erregern in die Karten“, erklärt Christian Haas. „Weniger Wasser in einem Bach bedeutet weniger Wasser, das sich erwärmen muss, sodass wir in den Gewässern deutlich höhere Temperaturen erreichen.“
Hohe Temperaturen schaden den Fischen auch in anderer Hinsicht: Sie erleiden Stress. Bei Fischen führe das dazu, dass sie aufhören zu fressen. „Auch der Stress untereinander wird durch den Platzmangel im Niedrigwasser relativ hoch“, sagt Christian Haas. Beides führe zu einer erhöhten Sterblichkeit.
Auch stehende Gewässer leiden
Nicht zuletzt bedeuten die zu wenig Wasser führenden Flüsse auch zu wenig frisches Wasser für Teiche, Seen und Weiher. Was dann geschieht, erklärt Christian Haas: „Ohne frisches Wasser bildet sich in den unteren Schichten eine Schicht, in der organische Stoffe abgebaut werden. Dieser Prozess benötigt Sauerstoff, der dem Gewässer dann fehle.

Dann droht das berüchtigte Umkippen, bei dem das Ökosystem durch den Sauerstoffmangel aus dem Gleichgewicht gerät. Ein Prozess, der sich in den kommenden Jahren verschärfen dürfte, sagt Vorsitzende voraus.
Wie begegnet die Anglergesellschaft drohenden Dürreszenarien? In Trockenperioden könne man die Gewässer für die Fischerei sperren, um die ohnehin durch Wärme strapazierten Fische nicht noch mehr zu stressen, sagt Christian Haas. Womöglich werde dann auch die Wasserentnahme aus den Seen und Flüssen behördlich verboten, wie es 2022 der Fall war.