Nach der aufsehenerregenden Polizeiaktion gegen die Hells Angels am Mittwochmorgen in Mühlingen (Kreis Konstanz) hat die hiesige Staatsanwaltschaft auf SÜDKURIER-Anfrage bestätigt, dass ein Ermittlungsverfahren läuft. Nur worum es konkret geht, bleibt bislang offen.

Polizeikräfte hatten seit 6 Uhr das Vereinsheim der Hells Angels im Ortsteil Mühlweiler durchsucht, zudem mehrere Wohnobjekte im Präsidiumsgebiet. Das bestätigte ein Sprecher des Präsidiums am Morgen. Anlass der Durchsuchungen seien laufende Ermittlungen gegen mehrere Mitglieder.

Was die Polizei im Vereinshaus fand, ist noch unklar.
Was die Polizei im Vereinshaus fand, ist noch unklar. | Bild: SK

Ein möglicher Zusammenhang mit den Razzien gegen die Rockergruppierung in Pulheim und Köln, die bereits in der Nacht zuvor stattgefunden hatten, besteht laut Polizei Köln aber nicht. Das Haus in Pulheim diente offenbar einer Bande als Unterschlupf, die bei Einbrüchen in Tankstellen Tresore stahl und rund 230.000 Euro erbeutete.

„Wir geben keine Stellungnahme ab“

Worum ging es dann? Ein Anruf bei einem Mann aus Mühlingen, der der Rockergruppierung zumindest nahestehen soll, bringt ebenfalls keine Klarheit: „Wir geben keine Stellungnahme ab. Vorerst“, heißt es freundlich, aber knapp. Auch um was es bei dem Einsatz konkret gegangen sei oder ob es Festnahmen gab, wisse man nicht.

Die Hells Angels gehören zu den bekanntesten Rockergruppierungen weltweit. Auch am Bodensee fielen sie immer wieder auf. Im Jahr 2010 lud das Hells Angels Charter Singen rund 400 Mitglieder zur Motorrad-Ausfahrt Lakeside Run um den Bodensee ein.

So massiv öffentlich präsent wie hier beim Lakeside Run 2010 waren die Hells Angels am Bodensee lange nicht mehr.
So massiv öffentlich präsent wie hier beim Lakeside Run 2010 waren die Hells Angels am Bodensee lange nicht mehr. | Bild: Braun, Joerg

Bereits 2017 war das Clubheim in Mühlingen Ziel einer Durchsuchung, nachdem Ermittler Verbindungen zu einer blutigen Auseinandersetzung unter Hells-Angels-Mitgliedern im Kreis Tuttlingen festgestellt hatten. Damals kamen auch Spezialkräfte zum Einsatz, mehrere Datenträger wurden sichergestellt.

Das sagt der Sicherheitsbericht

Das Logo der Hells Angels – ein geflügelter Totenkopf – steht weltweit sinnbildlich für den berüchtigten Motorradclub, der 1948 in Kalifornien gegründet wurde. Anfang 2024 tauchten Mitglieder des Chapters „Hells Angels North Town“ auch im schweizerischen Schaffhausen auf – und luden im März zum „Tag der offenen Tür“.

Der Sicherheitsbericht des Innenministeriums Baden-Württemberg für 2024 nennt Rockergruppen wie die Hells Angels als Outlaw Motorcycle Gangs (OMCG). Diese lehnen das staatliche Gewaltmonopol ab und sind oft in der Organisierten Kriminalität aktiv. Sie handeln mit Drogen, erpressen Schutzgelder und betreiben Zuhälterei.

In Baden-Württemberg gibt es laut Innenministerium etwa 1.500 Mitglieder, verteilt auf knapp 100 sogenannte Charter. Im Jahr 2024 liefen drei Verfahren wegen Organisierter Kriminalität mit Rockerbezug, zwei davon wegen Rauschgiftdelikten.