Gefängniszelle statt Luxus-Leben: Armin C., genannt „Boki“, Gründer und Präsident der verbotenen Rockergruppe United Tribuns aus Villingen-Schwenningen, bleibt in Bosnien-Herzegowina in Untersuchungshaft. Das Staatsgericht verlängerte vor Kurzem seine Haft um drei Monate bis zum 3. Juli 2025 und entsprach damit dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

Im Gegensatz zu Armin C. kamen allerdings vier weitere Verdächtige, darunter Bokis Sohn Alen und Justin D., frei. Sie unterliegen einem Reise- und Kontaktverbot sowie einer Meldepflicht.

Der Gruppe um C. wirft man Anstiftung zur Prostitution, Menschenhandel, Geldwäsche, Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und illegalen Handel mit Betäubungsmitteln vor. Aber nur noch bei bei Armin C. sieht das Gericht Flucht- und Verdunkelungsgefahr sowie die Gefahr weiterer Straftaten.

Beide Brüder in Haft

Die Führungsriege der United Tribuns bleibt damit hinter Gittern: Armin C. und Sado S. warten in Bosnien auf ihre Verhandlung, Bokis Bruder Nermin, ist bereits seit 2022 in Haft. Er wurde längst an die Schweiz ausgeliefert.

Armin „Boki“ C. (vorne rechts) und weitere Beschuldigte bei der Anhörung vor dem Staatsgericht Bosnien-Herzegowinas
Armin „Boki“ C. (vorne rechts) und weitere Beschuldigte bei der Anhörung vor dem Staatsgericht Bosnien-Herzegowinas | Bild: Avaz/YouTube

Als bei der groß angelegten Polizei-Aktion im Oktober auch Justin D. festgenommen wurde, verbüßte dieser noch eine Bewährungsstrafe, die das Landgericht Konstanz Ende 2023 verhängt hatte. Schon damals wurde D. wegen Zwangsprostitution angeklagt.

Einen Auslieferungsantrag hat die Staatsanwaltschaft Konstanz für Justin D. auch nach seiner Freilassung nicht gestellt, wie eine Sprecherin bestätigte. Der Grund: Das Verfahren in Bosnien-Herzegowina dauert an, es fehlt ein rechtskräftiges Urteil.

Wieder führt eine Spur nach Konstanz

Bosnischen Medienberichten zufolge soll D. in Haft darum gebeten haben, seine Schwester kontaktieren zu dürfen. Dies wurde ihm verweigert: Nach den Ermittlungen der bosnischen Behörden handele es sich bei der Frau nicht um seine Schwester.

Die Frau ist in Konstanzer Rotlichtkreisen keine Unbekannte. Sie agierte einst als Geschäftsführerin eines Bordells im Industriegebiet, das nach wie vor existiert. Es ein offenes Geheimnis, dass das Haus in Verbindung zu „Boki“ steht – auch wenn die United Tribuns seit 2022 in Deutschland verboten worden sind.

Armin C., geboren in Prijedor, floh während des Bosnien-Krieges nach Deutschland. Der ehemalige Boxer gründete 2004 die United Tribuns in Villingen-Schwenningen.

Dort führte er mehrere Bordelle, darunter das „Laufhaus“ in Villingen und das „La Notte“ in Schwenningen. Bereits 2009 zerschlug die Kripo im Schwarzwald die Rotlichtgruppe. Armin C. und Bruder Nermin konnten sich nur vorher ins Ausland absetzen. Von der Stadt Sanski Most in Bonsien-Herzegowina aus bauten sie ihr Imperium weiter aus.

Ein Gecko als Erkennungsmerkmal

Die bosnische Polizei erklärte, dass der Operation „Gecko“ jahrelange Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft vorausgingen. Die Behörden werfen der Gruppe vor, illegale Prostitution organisiert zu haben, bei der Frauen und Mädchen in Bosnien-Herzegowina und Westeuropa sexuelle Dienstleistungen anboten.

Die Frauen sind nach Berichten von raport.ba oft extremen Misshandlungen ausgesetzt, die von körperlicher Gewalt bis hin zu Drohungen und Einschüchterungen reichten.

So zeigte sich Sado S. gerne in Sozialen Medien: Diamentebesetze Luxus-Uhr, die Hand am Steuer es Bentleys.
So zeigte sich Sado S. gerne in Sozialen Medien: Diamentebesetze Luxus-Uhr, die Hand am Steuer es Bentleys. | Bild: Durain, Pascal

Die Name der Operation war nicht zufällig gewählt. Laut raport.ba wurde den Frauen ein Gecko von Sado S. tätowiert. Auch seine linke Hand ziert das Tattoo. Als Erkennungsmerkmal konnten die Frauen so ohne Pass oder Kontrolle Grenzen überqueren, weil Beamte am Grenzposten beschied gewusst haben sollen.