
Heftige Unwetter und Hochwasser haben in den vergangenen Tagen nicht nur den Westen Deutschlands, sondern auch die Region getroffen. Inzwischen hat sich die Lage zwischen Schwarzwald, Hochrhein und Bodensee zwar beruhigt, die bange Frage aber bleibt: Sind solche Wetterextreme das neue Normal?
Starkregen wird in Zukunft immerhin weniger häufig vorkommen als Hitzeextreme, sagt Friederike Otto, Klimaforscherin an der britischen Oxford-Universität. Beruhigend ist das aber nicht, denn es handele sich um „Extremwetter, deren Intensität sich durch den Klimawandel verstärkt und mit zunehmender Erwärmung weiter verstärken wird“. Otto spricht damit stellvertretend für viele weitere renommierte Forscherinnen und Forscher wie etwa die des Climate Service Center Germany (GERICS) in München.
Mehr Starkregen überall
Dort haben die Mitarbeiter einen Klimaausblick für alle deutschen Landkreise entwickelt. Demnach wird die Anzahl der Starkregentage zunehmen – und zwar überall in Deutschland, auch bei uns in der Region.
Die Landkreise Waldshut und Schwarzwald-Baar müssen mit vergleichsweise vielen zusätzlichen Regentagen rechnen. Ausschlaggebend dafür ist der Schwarzwald, der als Gebirgsregion eine besonders starke Erwärmung möglich macht. Wärmere Luft kann wiederum mehr Feuchtigkeit aufnehmen und damit auch abregnen. Die Forschung geht von sieben Prozent mehr pro Grad Celsius Erwärmung aus.
Mehr Starkregentage bedeutet aber nicht gleich mehr Überschwemmungen. Für die Forscher gelten 20 Millimeter Niederschlag pro Tag als Starkregen. In den vergangenen Tagen kam ein Vielfaches davon vom Himmel.
Intensive Starkregen-Forschung
Oberhalb dieses Schwellenwerts werde „intensiv geforscht“, sagt Nils Riach vom Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie der Uni Freiburg. Die schlechte Datenlage und das oftmals kleinräumige Auftreten solcher Ereignisse erschwerten die Arbeit der Wissenschaft allerdings. Riach ist Teil einer Forschungsgruppe, die ein lokales Klimaportal für Baden-Württemberg ins Leben gerufen hat.
Darin rechnen die Forscher Klimamodelle auf die Gemeinden von Baden-Württemberg herunter. Sie kommen zu ähnlichen Ergebnissen wie das GERICS: Die Starkregentage werden zunehmen, in jedem Ort, in jedem Kreis in Baden-Württemberg.
Ist es schon zu spät?
Was tun? Anpassen, sagt Nils Riach, und für die Zukunft Schlimmeres vermeiden. Der Grundstein für den Klimawandel sei bereits gelegt, er lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Klimaschutz bekomme eine zunehmende Bedeutung für den Zeitraum ab der Mitte dieses Jahrhunderts. Denn: „Die Emissionen, die bis dahin klimarelevant sind, sind bereits weitestgehend emittiert.“
„Klimaschutz bleibt die zentrale Aufgabe“, sagt Riach mit Blick auf die ferne Zukunft gegen Ende des Jahrhunderts. Andernfalls drohen uns noch schlimmere Ereignisse, stimmt Jakob Zscheischler von der Uni Bern seinem Kollegen zu: „In der Zukunft werden solche Starkniederschläge noch extremer werden, solange wir weiterhin CO2 ausstoßen.“