Knapp zwei Wochen vor der Landtagswahl wird die Atmosphäre bissiger. Am Montagabend standen sich CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) im einzigen TV-Duell des SWR gegenüber. Die Herausforderin stand mächtig unter Druck, denn die Umfragen sagen bisher einen recht klaren Sieg der Grünen voraus. Und Eisenmann hat geliefert.

Wer war angriffslustiger?

Eindeutig Eisenmann. Dem Ministerpräsidenten, mit dem sie seit fünf Jahren auf der Regierungsbank sitzt, gab sie besonders in der zweiten Hälfte des Duells immer wieder eine mit, kanzelte zum Beispiel seinen Dialog mit der Automobil als Plauderrunde ohne echten Gewinn ab. Nicht immer sah die Herausforderin dabei aber gut aus. Die süffisante Bemerkung, Kretschmann könne sich aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht mit Astrazeneca impfen lassen, zielte unter die Gürtellinie.

Wer wirkte souveräner?

Da schenkten sich die beiden nicht viel. Eisenmann versuchte mit einem Dauergrinsen permanent gute Laune auszustrahlen. Sie war schlagfertig, scherzte über die vermeintliche Stabilität von Umfragen und Redezeitanteilen. Kretschmann wirkte ernster, aber durchaus fokussiert. Auf Eisenmanns Angriffe reagierte er meist gelassen.

Wer wirkte echter?

Was Authentizität angeht, macht dem grünen Landesvater so schnell keiner was vor. Er scheut sich nicht zuzugeben, wenn er etwas nicht weiß – zum Beispiel den Preis, den ein Kilo Schweineschnitzel eigentlich kosten müsste, damit Landwirte nachhaltig wirtschaften und überleben können. Dass ihn Eisenmanns Sticheleien „überraschen“, muss man nicht glauben, aber er wirkte doch ehrlich aufgebracht, als sie ihm die gemeinsame Politik madig machen wollte. Angesichts der Angriffe, die Eisenmann startete, hatte ihr ständiges Lächeln etwas Bemühtes.

Wer hatte die besseren Argumente?

Man merkte den Kontrahenten schon an, dass sie eigentlich eine Regierung bilden. Oft waren die Unterschiede eher eine Frage der Betonung, weniger des Inhalts. Kretschmann punktete, wenn er ideologische Debatten abwehrte und deren sachliche Grundlage erläuterte, Stichwort: Einfamilienhäuser. Eisenmann war gut, wenn sie sich das grüne Wahlprogramm vornahm und auf Unterschiede pochte, Stichwort: Mobilität. Apropos: Das Thema Klima kam kaum vor im TV-Duell. Und die besten Argumente, warum Baden-Württemberg beim Impfen nicht recht vorankommt, blieben leider beide schuldig. Der Clinch um die Verantwortlichkeiten in Sachen Schnelltests lässt für die nahe Zukunft keine Besserung erhoffen.