Das Hauptzollamt in Singen hat einen neuen Leiter: Der 53-jährige Rainer Bühler übernimmt von die Funktion von Kai Dade und ist künftig verantwortlich für knapp 1000 Beschäftigte im 5000 Quadratkilometer großen Zollbezirk mit seiner 331 Kilometer langen Grenze zur Schweiz.

Die Zollabfertigung im Grenzverkehr macht den wesentlichen Teil der Arbeit des Singener Hauptamtes aus. „Ein weiterhin möglichst geräusch- und problemloser Warenverkehr ist unser wichtigstes Ziel“, sagt Bühler zum Amtsantritt im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Reibungsloser Warenverkehr und Rauschgiftschmuggel

Ein reibungsloser Warenverkehr gehört natürlich nicht zu den aufsehenerregenden Aufträgen eines Zollamtes in der Grenzregion. Dazu zählen eher Schmuggel und Rauschgiftkriminalität: 5425 Schmuggelfälle registrierte das Singener Hauptamt im Jahr 2021, im selben Zeitraum wurden knapp 150 Kilo Marihuana oder Haschisch sichergestellt, je über zwei Kilo Kokain und Heroin und mehr als vier Kilo Amphetamine.

Solche Funde seien oft gut versteckt, teilweise sogar in die Fahrzeuge eingearbeitet, sagt Bühler. „Drogenschmuggel gehört zwar zu unserem Alltag, kommt aber nicht jeden Tag vor.“ Bühler berichtet aber auch von Schmuggelfällen aus Unkenntnis: Menschen wüssten manchmal gar nicht, was anmeldepflichtig ist. Gerade aus der Schweiz werden oft Schmuck oder Uhren mitgebracht – und nicht immer korrekt angemeldet.

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Wie aber entdecken die Zollbeamten Schmuggelware? „In einem kuriosen Fall ging es um 184 Kilogramm Wasserpfeifentabak. Die Insassen des Transporters behaupteten, aus dem Skiurlaub zu kommen. Nur hatten sie überhaupt keine Ausrüstung dabei. Das ist dann natürlich auffällig“, berichtet die Singener Zoll-Pressesprecherin Sonja Müller.

Wann kommt die App für digitale Ausfuhrscheine?

Ein wichtiges Thema vor allem für ungeduldige Deutsche beim Einkauf: die Digitalisierung von Ausfuhrscheinen für Schweizer Shopping-Touristen. Dafür arbeitet der Zoll an einer App, gerade laufe ein Pilotprojekt dazu, berichtet Rainer Bühler.

„Der Kassenbon wird beim Einkauf elektronisch erfasst und über die App angemeldet. Nachdem Deutschland verlassen wurde, wird die Ausfuhr dann bestätigt“, erklärt Bühler das Konzept. Bei der Frage nach einem Zieldatum für die Entwicklung gehen die Augenbrauen aber hoch: „Ich hoffe, dass wir das 2025 oder 2026 an den Start bringen können“, sagt Bühler.

Das Projekt wurde ursprünglich 2016 aufgesetzt, zwischenzeitlich wegen fehlender Haushaltsmittel ausgebremst und Ende letzte Jahres wieder richtig aufgenommen.

Schwarzarbeit ist in der Region seltener

Auch in einem anderen wichtigen Arbeitsbereich des Zolls spielt die Grenze eine wesentliche Rolle: „Durch die Nähe zur Schweiz gibt es hier in der Region ein anderes Lohngefüge und somit einfach weniger Jobs in Sektoren, die in Ballungszentren besonders von Schwarzarbeit betroffen sind“, erklärt Bühler. Hier gibt es demnach weniger Schwarzarbeit. Vor allem die Bau- und Gastro-Branche sind gewöhnlich Schwerpunkte für Schwarzarbeit.

Rainer Bühler leitete zuletzt 15 Jahre lang das Hauptzollamt in Ulm. Nach seinem Jurastudium in Freiburg war er zunächst als Rechtsanwalt in Kanzleien in Stuttgart und Rottweil tätig, bis er 2001 bei der damaligen Zoll- und Verbrauchsteuerabteilung der Oberfinanzdirektion Freiburg in die Laufbahn des höheren Dienstes der Bundeszollverwaltung eintrat.