Herr Seifert, in Konstanz stellt man sich die Frage, warum die Körber-Gruppe, ein Mischkonzern aus Hamburg, am Siemens-Geschäft mit Brief- und Paketsortieranlagen Interesse hat. Können Sie das erklären?

Wir bei Körber verfolgen schon seit langem den Erfolg von Siemens Logistics im Bereich der Post- und Paketlogistik. Das ist ein Techologiebereich, den wir bisher im Systemgeschäft noch nicht abgedeckt haben und daher passen die führenden Technologien in diesem Bereich perfekt als Ergänzung unserer bestehenden Angeboten im Supply-Chain-Geschäft (deutsch: Lieferketten und Logistik, d. Red.) – insbesondere im Software-Bereich.

Ist iIhr Interesse an dem Siemens-Geschäft strategischer Natur oder erkennen Sie eher einen kurzfristigen Nutzen in der Übernahme?

Absolut strategisch. Wir haben unser Portfolio im Supply-Chain-Geschäft in den vergangenen Jahren durch eigene innovative Entwicklungen, gezielte Akquisitionen und Partnerschaften kontinuierlich erweitert und sind so nachhaltig gewachsen. Deshalb haben wir auch viel Erfahrung darin, neue Unternehmen erfolgreich in unseren Konzern zu integrieren.

Die Siemens-Mitarbeiter sind bislang verhältnismäßig gut abgesichert, sind etwa im Metall-Tarifvertrag für Baden-Württemberg. Was wird sich für die Mitarbeiter im Körber-Konzern ändern?

Jetzt müssen wir zunächst mal den Abschluss der Transaktion abwarten. Grundsätzlich gibt es bei Körber seit Jahrzehnten eine gelebte Kultur der Mitbestimmung.

Werden Jobs abgebaut?

Dazu gibt es keine Pläne. Der Geschäftsbereich Post- und Paketlogistik mit seinen hochqualifizierten Mitarbeitern ist hervorragend aufgestellt. Dank der komplementären Aufstellung, der – auf beiden Seiten – unternehmerisch geprägten Kultur und ähnlichen Überzeugungen passt das globale Post- und Paketgeschäft von Siemens Logistics gut in den Konzern und in unser Geschäftsfeld Supply Chain.

Konstanz ist bundesweit gesehen ein Standort weit ab vom Schuss. Planen Sie die zentralen Kompetenzen für das Paket- und Briefgeschäft dort zu belassen, oder werden diese anderswo, etwa in Hamburg, konzentriert werden?

Wir arbeiten innerhalb des Körber-Konzerns seit jeher erfolgreich mit dezentralen Strukturen. Wir machen unsere Kunden erfolgreich, in dem wir mit unseren Ideen, unseren Innovationen und durch nahtlose Umsetzung Mehrwert schaffen – und zwar sowohl lokal als auch global. Gerade der Mix aus lokaler Präsenz und dediziertem Marktverständnis in den verschiedenen Weltregionen mit unserem globalen Industrieverständnis macht uns zu einem gefragten Partner bei unseren Kunden.

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Waren Sie schon einmal am Bodensee und – wenn ja – wie gefällt es Ihnen dort?

Das Wetter soll ja viel besser sein als in Hamburg, was mich als Segler natürlich begeistert. Aber vielmehr freue ich mich darauf die Mitarbeiter nach dem Abschluss der Transaktion persönlich kennenzulernen.

Anmerkung der Redaktion: Dieses Interview wurde aus Termingründen schriftlich geführt. Nachfragen waren nicht möglich.