Will man die Menschen einer Gemeinde bei den Kommunalwahlen erreichen, dann weniger über Parteien oder Kandidaten. Fast jeder siebte Wahlberechtigte macht seine Entscheidung stattdessen über Inhalte fest, wie der jüngste Bawü-Check, die Umfrage der baden-württembergischen Tageszeitungen mit dem Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) ergeben hat. Dabei sind den Bürgerinnen und Bürgern vier Themen besonders wichtig: die Ärzteversorgung, die Flüchtlingssituation, die Verkehrspolitik – und vor allem der Wohnungsbau.
Demnach finden mehr als zwei Drittel der baden-württembergischen Bevölkerung, dass sich ihre Stadt oder Gemeinde für mehr bezahlbaren Wohnraum einsetzen sollte. Was sich die Menschen konkret für ihren Ort wünschen, hängt aber immer auch von persönlicher Betroffenheit ab, so wünschen sich zum Beispiel Eltern überdurchschnittlich oft, dass der Lehrermangel bekämpft wird. Aber auch der Umstand, ob man auf dem Land oder in der Stadt lebt, ist ausschlaggebend für eigene Prioritäten.
Die Befragten finden es grundsätzlich bewundernswert, dass sich Menschen für ihre Gemeinde engagieren. Wenn es aber um Kommunalpolitik geht, äußern sich Bürgerinnen und Bürger verhaltener. Dass die Anerkennung hier schwächer ausfällt, hängt den Autoren nach auch damit zusammen, dass nur ein Teil der Bürger die Kommunalpolitik verfolgt und sich entsprechend ein Urteil bilden kann.
Tatsächlich interessiert sich ein gutes Drittel ausgeprägt für das Geschehen in der jeweiligen Stadt oder Gemeinde, 45 Prozent interessieren sich begrenzt, die übrigen kaum oder gar nicht. Je größer allerdings das Interesse an dem Geschehen vor Ort ist, desto besser fällt das Urteil über die Kommunalpolitik aus.
Demgegenüber gibt es durchaus auch kritische Urteile über die Kommunalpolitik, vor allem den Eindruck, dass es dort viele Wichtigtuer gibt und dass viele Kommunalpolitiker vor allem eigene Interessen verfolgen. Diesen Eindruck hat rund ein Drittel der baden-württembergischen Bevölkerung.
Nur wenige Befragte haben sich bereits schon einmal bei einer Kommunalwahl aufstellen lassen. Immerhin neun Prozent haben allerdings schon konkret darüber nachgedacht, so das Institut. Für weitere 13 Prozent käme diese Option auch infrage. Der Kreis der Männer ist dabei doppelt so groß wie bei Frauen: Zwölf Prozent der Männer, aber nur sechs Prozent der Frauen haben sich schon intensiver mit dem Gedanken befasst.
Auch wenn sich nicht einmal die Hälfte der Befragten ausgeprägt für das Geschehen an ihrem Ort interessieren, hält es die überwältigende Mehrheit für wichtig oder sogar sehr wichtig, dass in den Medien ausführlich über die Kommunalpolitik berichtet wird. Selbst in der jungen Generation messen acht von zehn der Berichterstattung über das lokale Geschehen große Bedeutung bei.
Die wichtigste Informationsquelle ist dabei die regionale Tageszeitung, gefolgt von den Amts- und Mitteilungsblättern der Städte. Beide führen auch, wenn es um die Frage der Glaubwürdigkeit geht.
Knapp 60 Prozent der Bevölkerung halten die lokale Tagespresse wie auch die Amts- und Mitteilungsblätter der Städte und Gemeinden für vertrauenswürdig. Erst in großem Abstand reihen sich die Anzeigenblätter sowie Radio- und Fernsehsender. Soziale Netzwerke werden dagegen nur von 18 Prozent als vertrauenswürdige Informationsquellen über das lokale Geschehen angesehen.
Damit zeigen die Ergebnisse ein großes Vertrauen in die regionale Tagespresse. Bundesweite Studien belegen zudem, dass insbesondere Nutzer den etablierten Medien außerordentlich großes Vertrauen entgegenbringen – trotz der weit verbreiteten Neigung, pauschal kritischen Urteilen über die Medien zuzustimmen.