Als Mäx Kessler im Dezember von seinen erneuten gesundheitlichen Rückschlägen erzählte, hätte er niemals mit einer solchen Resonanz gerechnet.

Er erhielt mehrere Hundert Nachrichten auf unterschiedlichsten Wegen mit Wünschen der Genesung. An einem Tag klopfte es an seiner Zimmertür in der Inneren Medizin – hereintrat eine bis dahin wildfremde ältere Dame und brachte ihm ein mit Weihnachtsgeschenkpapier verpacktes Buch sowie eine Schachtel Pralinen. „Ich war überwältigt“, erinnert sich Mäx Kessler.
Sport machen, im Bodensee baden, nach Ägypten reisen: Mäx Kessler hat noch Ziele
Dabei ist es oft er selbst, der mit seiner Art die Menschen in Konstanz seit vielen Jahren überwältigt: als Fasnachter der Hofpeter, als Gastronom in diversen Gaststätten oder einfach nur als Mäx Kessler.
Und wie geht es ihm heute? Wie ist es ihm in den vier Monaten ergangen, nachdem er mit akuten Atemproblemen in die Intensivstation eingeliefert wurde?

Der Treffpunkt für das Gespräch mit dem SÜDKURIER ist Enis Sporttreff in der Kindlebildstraße in Reichenau–Lindenbühl. „Sporttreff – na das passt doch“, sagt Mäx Kessler laut lachend. „Ich würde so gerne mal wieder etwas Sport treiben. Immerhin kann ich wieder Treppen gehen und komme auch ohne Rollator einige Meter weit. Das war im Dezember nicht so.“
Sein ständiger Begleiter ist die Sauerstoffflasche – ohne diese Hilfe könnte es schnell lebensgefährlich werden. „Mein Ziel ist es, irgendwann ohne auszukommen“, erzählt der gelernte Schlosser.
„Immerhin, auch wenn das jetzt total blöd klingt: Ich kann wieder ohne das Teil auf die Toilette gehen.“ Mehr als zwölf Kilogramm hat er bereits wieder abgenommen, das meiste davon Wasser. „Mein Physiotherapeut aus Allensbach ist wahnsinnig gut, auch menschlich. Einfach super, dass ich so viel Hilfe habe.“
Er träumt davon, mal wieder im Bodensee zu baden. „Im Schwimmbad kann ich einen 20 Meter langen Schlauch für den Sauerstoff nutzen. Im See geht das nicht“, erklärt er. „Doch ich schaffe das.“ Ebenso möchte er gerne mal wieder im Flugzeug sitzen und in den Urlaub fliegen. „Ägypten – das wäre es. Ohne Ziele geht es nicht. Und ich habe noch einiges vor im Leben.“

Was auffällt: Mäx Kessler muss nicht mehr ständig husten, bekommt deutlich besser Luft. „Bis 22. Dezember war ich noch im Krankenhaus, konnte noch mit meiner Mutter und der ganzen Familie Weihnachten feiern, habe sogar mein leckeres Reh-Ragout gemacht. Am 29. Dezember ging es dann für ein paar Wochen nach Königsfeld in die Reha-Klinik.“
Dem beliebten Gastronom und Fasnachter aus Konstanzer droht neues Ungemach
Mehrmals täglich machte er dort nach Anleitung spezielle Atem- und Geh-Übungen – und lernte auch, was er bis dato falsch gemacht hatte. „Ich kann nur jedem mit Lungenproblemen empfehlen, dorthin zu gehen. Das sind Profis, die sagen genau, was hilft.“
Seither spürt er Tag für Tag Besserung – auch wenn seine chronische Krankheit COPD als unheilbar gilt. Man kann sie jedoch verlangsamen und reduzieren und lernen, damit zu leben.
Damit er einigermaßen mit seiner Krankheit leben kann, hat er auch das Rauchen aufgegeben. „Am Tag, als ich in die Intensivstation eingeliefert wurde, habe ich meine letzte Zigarette geraucht“, sagt er mit Stolz in der Stimme. Fällt ihm das leicht?
„Nach dem Essen, wenn ich mal alleine bin, dann würde ich mir schon gerne mal eine anstecken. Doch dann denke ich kurz nach und ein paar Sekunden später ist das vorbei.“ Alkohol trinkt er nahezu keinen mehr. Gelegentlich gönnt Mäx Kessler sich eine Weinschorle, wenn er mit Freunden essen geht, „aber dann fast ausschließlich Wasser, kaum Wein“, wie er versichert. Aufpassen muss er auch wegen seines Diabetes und seiner Stent-Implantationen am Herzen.
Trotz aller guter Nachrichten droht bereits neues Ungemach. „Manchmal weiß ich auch nicht, was ich verbrochen habe“, sagt Mäx Kessler. „Meine Blutwerte sind wieder schlecht. Hoffentlich liegt das nur an meiner Niere und nicht schon wieder...“

Der 60-Jährige stoppt kurz ab, muss schlucken. „Hoffentlich ist das nicht schon wieder diese blöde Leukämie.“ Vor einigen Jahren erkrankte er bereits daran, halb Konstanz nahm an seinem Schicksal teil – bis er einen Knochenmarkspender fand und als geheilt galt.
„Mir muss bald wieder Knochenmark entnommen werden“, erklärt er im Wissen, was das bedeuten könnte. Doch er lächelt trotzdem wieder. „Ich zeige nach außen nicht, dass ich traurig bin. Aber daheim, da kann ich plärren.“