Egon Krenz galt in den 80er-Jahren als Kronprinz in der betagten Führung der SED. Er hatte eine solide Parteikarriere absolviert und war von Erich Honecker gefördert worden. Zuletzt leitete er die Jugendorganisation FDJ (Freie Deutsche Jugend). Während der Wende witterte Krenz seine Chance und präsentierte sich als weltoffener Reformkommunist. Das war Täuschung: Krenz hatte zum Beispiel die Niederschlagung des Aufstands in China (Mai 1989) befürwortet. Auch für den Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze war der damals 52-Jährige mitverantwortlich.

1989: Am 1. November war Egon Krenz in Moskau, um mit Michail Gorbatschow zu sondieren. Acht Tage später fiel die Mauer.
1989: Am 1. November war Egon Krenz in Moskau, um mit Michail Gorbatschow zu sondieren. Acht Tage später fiel die Mauer. | Bild: Vitaly Armand

Er saß im Gefängnis

Das Ende der DDR war auch das Ende seiner politischen Karriere. Zu sehr war Egon Krenz der Repräsentant einer Herrschaft mit totalitären Zügen. 1999 bis 2003 saß er im Gefängnis wegen der Schießbefehle an der Mauer. Akzeptiert hat er diese Verantwortung bis heute nicht. Er betrachtet sich eher als gehobenen Mitläufer.

2018: Der ehemalige Generalsekretär der SED, Egon Krenz, bei einer Gedenkfeier in Friedrichsfelde/Berlin.
2018: Der ehemalige Generalsekretär der SED, Egon Krenz, bei einer Gedenkfeier in Friedrichsfelde/Berlin. | Bild: Britta Pedersen

Kommunist geblieben

Innerlich ist er dem Kommunismus orthodoxen Musters treu geblieben. Er schreibt für die Kommunistische Plattform. Bei entsprechenden Anlässen ist er häufig vertreten und würdigt zum Beispiel den KP-Funktionär Ernst Thälmann. Krenz ist kein Mitglied der Linkspartei, bereits die SED-PDS hatte ihn Ende 1989 aus der Partei geworfen. Der ehemalige Spitzenfunktionär kehrte bereits vor Jahren der Stadt Berlin den Rücken. Er lebt seitdem im Ostseebad Dierhagen (Mecklenburg). Seine Frau Erika starb vor zwei Jahren, seitdem ist der 82-Jährige Witwer.

Dezember 1989: Hans Modrow (links), Nachfolger von Egon Krenz, mit Anwalt Gregor Gysi. Dieser rückte später selbst zum SED-Vorsitzenden ...
Dezember 1989: Hans Modrow (links), Nachfolger von Egon Krenz, mit Anwalt Gregor Gysi. Dieser rückte später selbst zum SED-Vorsitzenden auf. Bilder: dpa | Bild: imago stock&people

Steile Karriere in Dresden

Hans Modrow galt vielen Zeitgenossen in den entscheidenden Monaten 1989/1990 als Hoffnungsträger – und als jemand, der zwischen dem ostdeutschen Hausmacher-Sozialismus und einer reformierten DDR vermitteln kann. In der SED hatte er vor 1989 eine steile Karriere hingelegt und war bis zum Chef der Bezirksleitung in Dresden aufgestiegen (das entspricht dem heutigen Sachsen). Im November 1989 rückte er ins Politbüro ein. Als Vorsitzender des Ministerrats diente er als letzter Regierungschef der Noch-DDR. Die Reformwünsche konnte er nicht mehr erfüllen, bei den ersten freien Wahlen hatte die SED wenig zu bestellen. Anders als Krenz konnte sich Modrow im geeinten Deutschland in der Politik halten, erst im Bundestag, dann im Europaparlament. Die spätere PDS wie auch die Linkspartei haben mit ihm nicht gebrochen – er gilt dort als Reformer.

2018: Hans Modrow lebt inzwischen zurückgezogen in Berlin. Dem Sozialismus bleibt er treu.
2018: Hans Modrow lebt inzwischen zurückgezogen in Berlin. Dem Sozialismus bleibt er treu. | Bild: SEBASTIAN WILLNOW

Er verharmloste den Schießbefehl

An seiner Wandlungsfähigkeit kamen freilich früh Zweifel auf. Immer wieder verteidigte der mittlerweile 91-Jährige die Politik der DDR mit merkwürdigen Argumenten. So bagatellisierte er den Schießbefehl mit dem Hinweis, dass es in anderen Ländern ähnliche Befehle gebe. Für die Toten an der Mauer seien beide Seiten verantwortlich, behauptete er. Seine ideologische Standfestigkeit zahlte sich aus: Erst in diesem Jahr erhielt der geborene Pommeraner den kubanischen Orden der Solidarität. – Privat lebt Modrow bei seinen beiden Töchtern in Berlin; seine Frau Annemarie starb bereits 2003.

Sohn aus einer Politikerfamilie

Gregor Gysi zählt zu den spannendsten Protagonisten der Wendezeit. Der Anwalt aus einer prominenten Politikerfamilie war letzter Vorsitzender der SED, deren Umwandlung zur PDS und später zur Partei Die Linke er vorantrieb. Gysi, heute 71 Jahre alt, gelang es spielend, auch im nunmehr größeren Deutschland Fuß zu fassen. In der Bundestagsfraktion der Linkspartei bekleidete er führende Ämter.

2015: Gregor Gysi als Fraktionschef der Linkspartei. An der Wandlung der SED zur Linken hatte er mitgewirkt.
2015: Gregor Gysi als Fraktionschef der Linkspartei. An der Wandlung der SED zur Linken hatte er mitgewirkt. | Bild: Bernd Von Jutrczenka

Schlagfertig und charmant

Auch im Westen genießt er bis heute hohe Sympathien. Das verdankt er weniger dem reformierten Sozialismus, den die Linke vertritt, als vielmehr seinen persönlichen Qualitäten. Gysi ist kein Apparatschik, sondern ein wendiger, charmanter und sehr schlagfertiger Zeitgenosse. Er hat ein zweites Mal geheiratet und lebt in Berlin. Gesundheitlich gilt er als angeschlagen, er musste zwei Herzinfarkte wegstecken.

Und die anderen?

Andere Akteure der späten DDR leben nicht mehr. Erich Honecker starb bereits 1994, er litt an Krebs. Seine Frau Margot starb 2016 in Santiago de Chile bei ihrer Tochter. Stasi-Chef Erich Mielke – gefürchtet von allen – starb hochbetagt in Berlin (2000).