Wie war das eigentlich, als die DDR-Grenzpolizei am frühen Morgen des 9. November 1989 auf alle Kontrollen verzichtete und tausenden DDR-Bürgern freien Lauf nach Westberlin ließ? An den Grenzübergängen in der Bornholmer Straße, der Invalidenstraße und der Sonnenallee gingen die Schlagbäume hoch, und die Grenzer winkten die Leute durch. Menschen, die ihr Glück gar nicht fassen konnten, passierten die Sperranlagen der Berliner Mauer – zu Fuß oder im legendär gewordenen Trabi-Konvoi. Ziel: Ku‘damm.

In Westberlin standen in der Nacht Menschen Spalier, um die Trabi-Konvois, die sich über die Grenze stauten, begeistert zu begrüßen und es auch mit Sekt krachen zu lassen. Der 9. November wurde zum neuen Glückstag der Deutschen. Aller Deutschen.

Zunächst ging es den DDR-Bürgern nur um die Reisefreiheit. Sie wollten wissen und testen: Ist es den neuen DDR-Oberen, die die alte Riege um Erich Honecker abgelöst hatte, wirklich ernst mit der versprochenen Lockerung? Viele Leute wollten „nur mal kieken“, wie es im Westen aussieht – und dann natürlich gleich wieder nach Ostberlin zurück.

Dass binnen eines Jahres aus den zwei Deutschlands wieder eines werden würde, hat damals kaum einer gedacht. In der Ostberliner Führung grübelten die SED-Funktionäre noch über ein neues „DDR-Reisegesetz“, da schuf die neue deutsch-deutsche Begeisterung und Brüderschaft längst neue Tatsachen.
Krane tragen die Mauer ab
Wenige Wochen später – auch das ist im SÜDKURIER-Sonderdruck nachzulesen – kamen in Berlin Schwerlast-Autokrane angerollt, um die Mauer-Elemente eines nach dem anderen wegzuheben und zu entsorgen. 28 Jahre deutsche Teilung kamen an ihr Ende. Auch was sich kurz vor Weihnachten 1989 in Berlin abspielte, können Sie im SÜDKURIER-Sonderdruck nachlesen. Die Sammlung der 24 Original-Seiten endet mit Silvester 1989/90, das 40 Jahre Teilung mit einem großen Feuerwerk beendete.
