Bild 1: Fünf Legenden über die DDR. Was wirklich dahinter steckt
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Es gab keine Arbeitslosigkeit in der DDR: Offiziell gab es tatsächlich keine Arbeitslosigkeit, sagt Olaf Struck im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Er ist Professor für Arbeitswissenschaft an der Universität Bamberg. Vor allem Fachkräfte waren damals auch in der DDR knapp, besonders nach der Ausreisewelle in den 80er Jahren fehlten sie. Allerdings gab es eine „verschleierte Arbeitslosigkeit“, wie Struck es nennt. Die Produktivität lag deutlich niedriger als im Westen – geschätzt bei 30 Prozent des Westniveaus. Der Alltag im real existierenden Sozialismus bediente nicht selten das Klischee, das im Westen die Runde machte: Wer in Lohn und Brot stand, machte viele Pausen, Arbeiten hinter der Mauer war unproduktiv.

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Die Kinderbetreuung war gut: Kinder konnten früh in Betreuungseinrichtungen gegeben werden, das stimmt. Die allermeisten Mütter arbeiteten relativ zügig nach der Geburt eines Kindes weiter, aber auch wegen eines unverkennbaren gesellschaftlichen Drucks. Die Tages- und Wochenkrippen und die Internate waren eine „Mischung aus Bewahranstalt und Indoktrination“, sagt Struck. Es herrschte meist ein strenges Umfeld in den Einrichtungen mit Drill, sozialistischem Liedgut und der Gewissheit: Der Staat sorgt für uns. Das Personal war zwar pädagogisch gut ausgebildet. Dafür war der Betreuungsschlüssel schlecht: Auf eine Erzieherin kamen nicht selten 25 Kinder.

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Die Repressalien in der DDR waren erträglich: Vieles wurde nicht selten in den Nachwendejahren verklärt: die sehr eingeschränkte Reisefreiheit, staatliche Überwachung, Spitzeldienste. „Vielen wurde das erst nach der Wende bewusst“, so Struck. Dafür setzte man im Alltag auf die soziale Sicherheit von Familie und Freundschaft, etwa um „tägliche Bückwaren“ zu bekommen. Dieses Netz hätten die Menschen oftmals als angenehm empfunden, so Struck. Hinzu kommt, dass die staatlichen Repressionen in größeren Städten anders wahrgenommen wurden als auf dem Land. „Es gab dort Rocker, Punker. Und wer für Rolf Biermann unterschrieben hatte, musste mit Repressalien rechnen.“

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Es gab keinen Spaß in der DDR: „Da ist ja alles dunkel, die Menschen laufen wie Panda-Bären um die Augen verrußt herum.“ Das war, so Struck, ein gängiges Klischee im Westen, was auch teilweise seine Berechtigung hatte, angesichts der Kohleöfen und tristen Wandfarben. „Andererseits gab es durchaus eine spaßige Gesellschaft.“ Es wurde gefeiert, gelacht, natürlich mit dem Wissen, dass man nicht mit jedem unbeschwert umgehen konnte. Vor allem Jüngere versuchten, an Jeans und Rockmusik zu kommen, dabei blickten sie in den Westen. „Aber wir haben ja auch in den Westen geschaut, nach Amerika zum Beispiel,“ meint der Soziologe.

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Die DDR war international und offen für sozialistische Bruderländer: So sah die Staatsführung die DDR gerne. Tatsächlich aber war der Internationalismus von oben verordnet. Bürger der sozialistischen Nachbarn – Polen und Tschechen etwa – mussten sich bei Begegnungen mit DDR-Bürgern Schimpfwörter anhören. Auch die Kubaner, deren Brüderlichkeit gern betont wurde, und Arbeiter aus dem Partnerland Angola waren in der DDR faktisch kaserniert. Sie lernten dort, blieben aber oft ganz unter sich. Sie aßen meist in ihren Studentenbuden, mussten viel arbeiten, wurden als „Fidschis„ beschimpft.