Bermatingen/New York – Mit durchweg positiven, vielfältigen Eindrücken und vor allem gesund sind die 45 Ahauser, darunter 38 Musiker, von ihrer zehntägigen Reise zur Steubenparade New York zurückgekehrt. „Das war ein voller Erfolg für den Musikverein und alle waren froh, das einmal miterleben zu dürfen“, berichtet Martin Heigle, der die Reise mit neun Auftritten über ein Jahr lang organisiert hatte.

Furios ging es schon los: Die gut aufgelegte Gruppe lernte beim Empfang zur Steubenparade Armin Laschet kennen. Der CDU-Politiker und ehemalige Kanzlerkandidat war deutscher Chairman, also Schirmherr für die Deutschen. Von Ahausen und Bermatingen hatte er schon etwas gehört, da er regelmäßig in Hagnau urlaubt. So kam er locker mit den Ahausern ins Gespräch, nachdem er bei der Gala die Eröffnungsrede gehalten hatte. Beim Oktoberfest im Central Park durfte er die Musiker sogar ein Stückweit dirigieren.

Für die Parade an sich waren Kondition und Konzentration gefragt, als die Musiker rund zweieinhalb Stunden die 2,2 Kilometer auf der 5th Avenue musizierend unter die Füße nahmen. Sie präsentierten sich auf dem streckenweise ausgelegten Roten Teppich und freuten sich an der Begeisterung der Zuschauer. Die Ahauser waren eine von nur vier reinen Musikgruppen aus Deutschland, trafen aber auch auf die Karneval-Mariechen aus Köln, auf Trommel-, Flöten- oder Dudelsack-Chor. „Bei der Steubenparade geht es nicht nur um Musik, sondern um den deutsch-amerikanischen Kulturaustausch“, sagt Martin Heigle.

Oktoberfest im Central Park

Im Anschluss spielten die Ahauser beim Oktoberfest im Central Park vor zigtausend Leuten. Wer glaubte, ein Pendant zum Münchner Event vorzufinden, hatte sich getäuscht. „Ziemlich skurril ging es da zu. Jeder zieht an, bei dem er denkt, so kleidet man sich beim Oktoberfest“, so Heigle. Viele Frauen und Männer zeigten sich zwar in Tracht oder in blau-weißen Gewändern, den Farben Bayerns, dazwischen aber gackerten Amerikaner in Hühnerkostümen oder kamen einfach nur in Zivil.

Auch die weiteren Eindrücke beeindruckten. Überwältigt waren die Reisenden von der überbordenden Gastfreundschaft der Mitglieder des Deutschen Clubs in Clark, der sie mit einem Büfett empfing, sie mit Tassen, T- und Poloshirts ausstattete. Ihr Programm stellten die Ahauser zuweilen spontan um, als sie merkten, was besonders gut ankam und tauschten konzertante Literatur gegen Stücke mit Volksfeststimmung und Märsche. „Warum spielt ihr ,Sweet Caroline´? Ihr kommt doch aus Deutschland, seid vom deutschen Club engagiert worden, dann müsst Ihr doch Eure Musik vertreten“, hatte ein Mann gefragt. Das hatte etwas zu Denken gegeben.

Einen guten Einblick in das traditionelle Leben der Familien bekamen die privat untergebrachten Musiker. „Das war eine schöne Erfahrung. Die Gastgeber legten Wert darauf, dass man viel Zeit mit ihnen verbringt, dass man gemeinsam am Tisch sitzt, sich austauscht oder miteinander musiziert. Sie haben fünf Jahre keine Deutschen mehr gesehen und uns fürstlich behandelt. Wenn man eine Uniform trägt bist du etwas Besonderes, auch in New York. Und die lieben die Deutschen wegen ihrer eigenen deutschen Abstammung.“ Geliebt haben sie auch die Musik der Ahauser, die anderntags nochmals im Deutschen Club auf der überdachten Freibühne auftraten und mehr als 3000 Besucher mit ihren Stücken überzeugten.

Schlag auf Schlag ging‘s weiter. Zurück in NY, unterhielt die Kapelle drei Stunden im dortigen Hofbräuhaus Deutsche und Amerikaner. „Die haben uns voll abgefeiert. Das übertrug sich auf uns, da war man ganz anderes motiviert“, so Heigle. Hier kam er auch mit der Amerikanerin Laine in Kontakt, die riesigen Spaß an den Ahausern hatte. Ihr Mann kommt aus Pforzheim, war ehemaliger Fußballer bei TSG 1899 Hoffenheim. Spontan lud sie eine Zehner-Clique der Ahauser nach dem Konzert in der Reichenbach-Hall, dem größten Bierhaus in NY, zum Mitfeiern ihres Geburtstages in eine koreanische Bar inklusive Essen und Trinken ein.

Während ihrer Freizeit besichtigten die Ahauser das Rockefeller Center, die Freiheitsstatue, Ground Zero und mehr, sie genossen abends die Atmosphäre in den typisch amerikanischen Bars, aßen in Gruppen oder Registern in Lokalen, in denen Christian Wegis reserviert hatte, waren aber auch froh, zwischen den Tagen in New York mit seinen gigantischen Hochhäusern im kleinstädtischen Clark/New Jersey zu sein. Die lärmende Dauerbelastung mit Hupkonzert, Sirenen von Polizei- und Rettungswagen war einfach erschlagend.

Sind für die einen „die Amis“ zu oberflächlich, schätzten viele, wie zugänglich, freundlich, interessiert und hilfsbereit sie sind. Besonders glücklich war Heigle, dass alle Teilnehmer wieder gesund zurückgekommen sind und dass die Reise ein musikalischer Erfolg war. Zwar mussten alle tief in die Tasche greifen, beispielsweise für ein Bier zehn Dollar hinlegen, „aber die Reise war es wert“. Und Martin Heigle wäre nicht er, wenn für ihn die Reise in gewisser Weise nicht weiterginge. Der MVA könne sich durchaus vorstellen, vielleicht in fünf Jahren wieder gen NY zu fliegen. Zuvor wollen die Ahauser aber den Kontakt zur Kapelle „New Yorker Spitzbuben“ beibehalten und die sechs Musiker, „die toll drauf sind“ und deutsche Eltern haben, zum Moschtfest 2026 einladen. „Das zu organisieren, ist meine nächste Aufgabe.“