Bermatingen – Eine gemeinsame Besichtigung vor Ort hatte sich der Gemeinderat nach der Erstvorstellung des Entwurfs für die Neugestaltung der Bahnhof- und Schulstraße im Bereich um die Pfarrkirche gewünscht. Das ist zusammen mit Architekt und Städteplaner Jan Currle sowie Mitgliedern der Gemeindeverwaltung erfolgt. Dabei wurden verschiedene Bereiche diskutiert, Anregungen aufgegriffen und der Gestaltungsplan überarbeitet. Diesen stellte Jan Currle nun dem – inzwischen neuen – Gemeinderat vor.

Kompliziert wird es bei dem von der Schulstraße her gewünschten barrierefreien Zugang zur Kirche. Eine zusätzliche Maueröffnung werde ausgeschlossen, da es bereits einen barrierefreien Zugang oberhalb der Kirche gibt. Eine Idee sei machbar: Mittels Rampe entlang der Kirchenmauer könnte von der Schulstraße aus ein zweiter barrierefreier Zugang über die bestehende Öffnung und über die drei Stufen entstehen. Gehandicapte könnten schräg gegenüber auf drei statt zwei zu verbreiternden Längsparkplätzen neben dem Pfarrgarten gegenüber dem Mesnerhaus ihr Auto abstellen. Man müsse überlegen, ob man dazu die Gartenfläche neben dem Pfarrheim etwas reduzieren könne, falls die Kirche mitmache. Daraus ergebe sich die Chance, dass die unansehnliche Einfriedung mit kleiner Vormauer in die neue Platzgestaltung einbezogen werden könne.

Verlängert werden soll auch der „etwas ungelenk aufhörende“ Gehweg von der Bahnhofstraße zum Pfarrheim, barrierefrei entlang eines Rinnenverlaufs. Des Weiteren soll am Pfarrheim ein Kreisverkehr-Insel-Motiv, das heißt mosaikähnlich Pflaster in Pflaster eingearbeitet werden, um der Asphaltfläche Struktur zu geben und den Verkehr etwas zu lenken. An einen Kreisverkehr ist jedoch nicht gedacht.

Der Pflasterbereich an dem von der Salemer Straße kommenden Straßenstück, das sich trompetenartig aufweitet, beziehungsweise verengt, solle nicht erweitert werden. Gedacht ist an eine dreizeilige Mulde links und rechts entlang der Bahnhofstraße. Jan Currle empfahl bei allen Einfassungen, Rinnenführungen und Seitenraumpflasterungen die Verwendung von Naturstein. Der sei zwar teurer, aber dessen Flächen vermoosten weniger. Alternativ könne man eine Kunstharzschicht auftragen. „Aber wenn Sie mal ein Stück flicken müssen, kann man das mit Pflaster besser ausbessern.“ Statt ursprünglich vorgeschlagener Fahrradstellplätze an der Boulebahn würden Fahrradbügel im Rasenbeet an der Friedhofsmauer gegenüber den Parkplätzen am Mesnerhaus favorisiert.

Bei der Unterführung zur Ziegelei- und Jahnstraße solle die Böschung einbezogen werden, um den Gehweg zu verbreitern. Geprüft werden soll, ob eine durchgehende Breite von derzeit 1,20 auf 1,50 Meter möglich ist. Damit käme man an der engsten Stelle unter der Brücke auf lediglich 4,50 Meter Fahrbahn, was eine einseitige Durchfahrt zur Folge hätte, die man mit einem weißen Vorrang-Pfeil kennzeichnen müsse. Der Fußweg an der Bahnunterführung in Richtung Dorfgemeinschaftshaus solle in die Planung aufgenommen und geprüft werden, ob er ertüchtigt oder künftig entfallen soll.

Diskussionsbedarf gab es auch bei dem der Pfarrkirche und dem Pfarrheim gegenüberliegenden Brunnen. Hier lautete der Vorschlag, den eingewachsenen Grünbewuchs zu entfernen, einen Baum zu pflanzen und zwei Fahrradbügel zu errichten. Die Sitzgelegenheit könnte als L-förmige Bank mit Holzauflage mit Blick zu den prägenden Gebäuden gestaltet werden. Die unregelmäßigen Bodenplatten müsste man bei Behalt neu ausrichten. Erneut empfahl Currle, am Aufgang zum Haupteingang zusätzlich ein niedrigeres Geländer für kleine Menschen anzubringen. Eine zusätzliche Beleuchtung hält er nicht für notwendig.

Wegen der finanziellen Situation könne es schon sein, dass man einen anderen Pflasterbelag wähle oder es in weiteren Bereichen Änderungen gebe, eröffnete Bürgermeister Martin Rupp die Diskussion und verwies darauf, dass die Ortskernsanierung ein Projekt sei, das die nächsten 50 Jahre Bestand haben soll. Currle ergänzte: „Jetzt haben Sie die Chance, 250 Euro Zuschuss pro Quadratmeter zu erhalten, das bekommen Sie zukünftig nicht mehr!“ Das entspreche 60 Prozent. Nach bereits besprochenen Detailfragen versicherte Rupp Gemeinderat Karsten Küpfer (LBU) dass die sich im schlechten Zustand befindliche Straße geebnet und zum Schluss asphaltiert werde. Die barrierefreien Rinnen seien nutzbar für die Entwässerung und signalisierten dem Autofahrer Grenzen, beantwortete Currle die Frage von Anja Kutter (SPD), die die Pflasterung etwas kritisch sah. Auch hier hatte Karl Homburger (CDU) Nachfragebedarf für die Begehbarkeit der relativ schmalen Salemer Straße. Hier würde man mit der Rinne ganz an den Rand gehen, so der Planer; es gebe auch keinen Gehweg. Bedenken von Fabian Dilger (CDU) bezüglich eines erschwerten Winterdienstes bei Pflasterbelag, und die von Gerold Müller (LBU), Pflaster sei wartungsbedürftiger, räumte Currle aus.

Zu klären sind noch Unterhaltsfragen für bestimmte Bereiche zwischen Kirchen- und politischer Gemeinde. Unstrittig in Verantwortung der Gemeinde seien Pflanzinseln, um die Kirchenmauer aufzulockern. Rupp verwies auf die Aufwertung des historischen Bereichs mit der Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Heute gehe es um das gesamtplanerische Grobkonzept, später um die Diskussion, welche Pflasterbeläge man nehme. Der Gemeinderat billigte einstimmig den Plan als Grundlage für das weitere Vorgehen.