Herr Hafen, seit vier Monaten sind Sie als Ahauser Ortsvorsteher im Amt. Haben Sie sich Ihren Job so vorgestellt?

Ich bin mit sehr großem Respekt an das Amt gegangen. Sechs Sitzungen mit Bauanträgen liegen hinter mir. Zwischenzeitlich habe ich mich sehr gut zurechtgefunden, die Aufgabe ist interessant und macht mir Spaß, weil ich als Vorruheständler die Zeit dafür habe und ich gern Verantwortung in der Gemeinde übernehme.

Vier Ortschaftsräte sind neu, ist das Team bereits zusammengewachsen?

Ein sehr wichtiger Aspekt. Ja, es hat sich sehr gut zusammengefunden. Alle ziehen am gleichen Strang, das Verhältnis untereinander ist sehr gut, auch das zur Verwaltung mit Jana Finsterwald und Jasmin Homburger, die bei uns protokollieren und ihr Wissen weitergeben. Schade nur, dass keine Frauen im Ortschaftsrat vertreten sind – sie haben doch noch eine andere Sichtweise auf bestimmte Dinge.

Man sieht Sie immer in Bewegung, zu Fuß oder auf dem Rad. Bewegt sich auch etwas in Ahausen?

Wir liegen bei der Verlegung der Glasfaserrohre in den letzten Zügen. Topaktuell ist der Bebauungsplan Dorfmitte. Nahezu abgeschlossen sind die Gespräche mit sehr vielen betroffenen Bürgern; bei einigen gibt es noch etwas Gesprächsbedarf. Deren Wünsche und städtebauliche Aspekte klaffen noch etwas auseinander. Es gibt unbebaute Flächen, wo die Gemeinde Einfluss nehmen möchte. Wir wollen, dass Neubauten zum dörflichen Ortsbild passen, auch etwas Grün belassen, und wünschen uns, dass der Bebauungsplan Zustimmung findet. Planer Helmut Hornstein hat gute Vorschläge.

Womit durften Sie sich ansonsten beschäftigen?

Mit eher kleinen Bauvorhaben. Bei der Firma Ziegler mussten ein paar Befreiungen genehmigt werden. Das haben wir gerne unterstützt, zumal das Gebäude ästhetisch wird, es ein örtliches und gutes Familienunternehmen ist, das expandiert und zusätzliche Arbeitsplätze schafft.

Wobei ein anderes gutes Unternehmen für Diskussionen sorgte: Die Bodenseekelterei Widemann will statt eines genehmigten Wohnhauses drei Wohncontainer in der Bergstraße aufstellen.

Ja, Herr Widemann wollte für seine Saisonarbeiter Unterkünfte. Dem Ortschaftsrat wäre ein Wohnhaus lieber gewesen, aber die Wohncontainer konnten nicht abgelehnt werden. Die Firma wird uns auch in Zukunft begleiten. Sie plant weiterhin große Gebäude. Gerne sähe die Gemeinde auch, dass die Container im Gewerbegebiet entfernt würden. Eine kleine Firma an dieser Stelle wäre uns lieber.

Kommen viele Bürger in Ihre wöchentliche Sprechstunde?

Eher dürftig. Anliegen sind Belange vom Straßenkehren über eine Anmeldung bis zum Freilegen des Bachs. Ich werde die Sprechstunde erst einmal weiter anbieten. Im Dorf ist es aber so, dass das meiste beim normalen Begegnungsverkehr besprochen wird. Man wurde als Ortsvorsteher schnell wahrgenommen. Wenn nicht allzu viel kritisiert wird, ist das aber sehr angenehm.

Wie decken sich Realität und Vorstellung vom Amt?

Im Großen und Ganzen decken sie sich. Aber was ich echt unterschätzt habe, ist das Gemeinderatsmandat. Dort bin ich in fast allen Ausschüssen, im Finanz-, Bau- und Feuerwehrausschuss. Das habe ich vom Aufwand her unterschätzt. Alle naselang ist eine Sitzung. Aber ich wollte in meinem beruflichen Vorruhestand eine Aufgabe. Deshalb sehe ich den Aufwand nicht als Problem und ich mache die Arbeit wirklich gern. Da ist man ein bisschen gefordert. Das Ausschleichen aus der Arbeit würde ich übrigens auch anderen empfehlen, damit der Rentenschock nicht so groß ist.

Was geschieht mit den Musikern, die im kleinen Proberaum unter dem Dach des FFW-Gerätehauses oft schwitzen?

Der Musikverein liegt mir sehr am Herzen. Dieses Thema kommt 2026 mit der Fertigstellung des neuen zentralen Feuerwehrgerätehauses auf uns zu. Ich mache mir aber schon jetzt Gedanken, wie die Heimat des MVA aussehen wird. Das wird meine größte Aufgabe sein. Ich werde im neuen Jahr mit Dirigent Martin Schmid und der Vorstandschaft sprechen und möchte wissen, wie sie sich ihre räumliche Zukunft vorstellen.

Dauerthema ist das Rathaus und die Renovierung weiterer Gemeinde-Gebäude.

Richtig. Wegen der Gemeindefinanzen wird das zurückgestellt. Derzeit wohnen zwei Parteien im Rathaus, die zwei leeren Wohnungen werden voraussichtlich an Bürger vor Ort vermietet. Gut aufgestellt sind wir beim Kindergarten, gebäudemäßig wie personell. Und auch im Bürgersaal sind wir up to date.

Was ist 2025 geplant?

Bei Straßenarbeiten werden die Rohre der Wasserversorgung erneuert. Der neue Bolz- und Spielplatz wird im Frühjahr mit einer kleinen Feier eröffnet. An einem Eigentümer auf Salemer Gemarkung hapert es bei der Realisierung des Radwegs nach Grasbeuren; hier ist der Landkreis verantwortlich. Im ersten Quartal 2025 soll der Feinbelag auf der Mühlbachstraße und Hinterm Dorf aufgetragen werden.

Wie haben Sie die Feiertage verbracht?

Traditionell mit der Familie, ich verbinde das auch gerne mit einem Gottesdienst. Es gab Raclette und an Silvester haben wir uns als Mitglieder im Narrenverein am Stachus bei einem Glas Sekt getroffen. Eine schöne Tradition und es ist immer etwas los.

Was wünschen Sie sich persönlich?

Ich brauche keine Geschenke und wünsche mir einfach, dass weltweit wieder Frieden einkehrt. Ich selbst bin zufrieden und glücklich mit meinem Leben. Ich bin gesund, fidel und im vorzeitigen Ruhestand. Ich schätze das wirklich.

Fragen: Christiane Keutner