Bermatingen – Bärenhausen setzt neue Maßstäbe: Die jungen Einwohner der beliebten Ferienspielstadt, in der sie fast wie die Erwachsenen – vielleicht mit etwas mehr Spaß – leben dürfen, wählten Elina-Seline Barlas zur Bürgermeisterin. Sie war die einzige weibliche Kandidatin neben fünf Jungs und wurde mit der Hälfte der Stimmen gewählt. Das verkündete Leiterin Tamara Jauch, die Elina-Seline Barlas und Bürgermeisterstellvertreter Noah Blösch im Beisein aller Teilnehmer die nagelneuen Amtsplaketten umhängte und ihnen den Schwur abnahm, alles für das Wohl der Stadt zu tun. „Jetzt geht´s in Bermatingen endlich voran“, kommentierte ein Vater.
Elina-Seline Barlas‘ Berufswunsch fürs „wirkliche Leben“ ist vielleicht ein anderer. Zuvor befragt, welches Projekt der zehnjährigen Stadtchefin am meisten Vergnügen bereitet hatte, meinte sie: „Der Laden, weil wir da Wasser austeilen und bedienen durften. Den Beruf als Kellnerin finde ich toll, das Tablett tragen hat Spaß gemacht.“ Das Dienen im weitesten Sinn und das Kümmern um andere passt also schon mal. So wurde es nichts mit dem Wunsch von Finn, der für seinen besten Freund David gestimmt hatte. Realistisch hatte Kandidat Garis seine Chancen eingeschätzt: „Vielleicht 25 Prozent, weil nicht so viele Freunde von mir hier sind“, sagte der Neunjährige, dem es Spaß macht, „Sachen zu bauen“ und mit Hilfe von Lukas Kienle (17) gerade ein Rennauto aus Korken bastelt. Am besten fand er das Radio: „Ich durfte Durchsagen machen und mir immer Musik wünschen.“ Sein Lieblingslied „Lieblingslied“ von den Lochis wurde zwei Mal gespielt.

Geführte Touren für Eltern
Leiter Lukas Kienle ist das zweite Mal mit seiner 19-jährigen Schwester Franka im Projektzelt, die in Bärenhausen ist, seit sie denken kann. Erst als Teilnehmerin und seit drei, vier Jahren als Leiterin. „Weil ich dafür bin, dass das Angebot weitergeht“, erinnert sie sich an ihre Kindheit mit tollen Erlebnissen.
Die haben jetzt jüngere Kinder. Wie Timo. Bärentatzen bei der Bank auszuzahlen, hat dem Elfjährigen am besten gefallen: „Es gab immer was zu tun.“ Das war auch bei den Stadtführern David und Jan so. Sie erklärten den Besuchern Melanie und Jona Blösch sowie Willi und Natalie Probst, die nur in ihrer Begleitung das Areal betreten durften, was wo gemacht wird.
Premiere hatte die Apotheke, die Katarina Fischinger leitete und die auch im realen Berufsleben Medikamente ausgibt. Von ihrem Arbeitgeber durfte sie sich Mörser und anderes Gerät ausleihen, die Materialien hatte sie ebenfalls organisiert. Mit ätherischen Ölen, Speisestärke, Kräutern und Lebensmittelfarben wurden frisch duftende Pflegecremes und Badesalze angerührt und Knetseife gerollt. Das kam bestens an: „Die meisten waren schon zwei Mal hier“, freut sie sich und verweist auf zwei Briefe, die ihr mit der Bärenhausen-Post zugestellt wurden, und in denen mitgeteilt wurde, dass es in der Apotheke ganz toll war.
Klasse an kam auch der Bärenhausen-Zirkus, in dem die jungen Akteure einen Tanz, Akrobatik und Zauberkunststückchen zeigten. Die Kinder durften ihre Fantasie walten lassen, Hilfestellungen leisteten die Projektleiterinnen Eve Köchlin, Assunta Sciuto, Carina Guffarth und Tabea Schmidt. Zum Schluss gab es eine kleine Vorstellung vor allen Kindern. Dass es diesmal mit 45 Teilnehmern zwar mehr als direkt nach Corona, aber etliche weniger als sonst waren, führt das Orgateam auf verschiedene Gründe zurück: Zum einen fehlten Kinder aus drei Jahren, zum anderen seien weitaus mehr Mütter berufstätig als bisher und können sich oft nur nachmittags einbringen.

Etwas abseits war das Projekt der acht XL-er, die unter Anleitung von Stephanie und Markus Karg den neuen, größeren Bauwagen erst mit türkiser Farbe grundieren, anderntags nach gemeinsamer Beratung bemalen und Regale einbauen durften. Auch die Kleinsten kamen auf ihre Kosten: Luisa (fünf Jahre), die im Bärengarten mit anderen ganz jungen Kindern betreut wurde, hat für ihre siebenjährige Schwester Mathilda beim Bäcker Wehr ein „M“ gebacken. Gestern ging es in den Lebensmittelmarkt zum Eis essen und auch ein Geldinstitut spendierte Gefrorenes.
Von all dem berichteten die Bärenhauser ihren Angehörigen, die teilweise im Elterngarten vor den Toren der Stadt Kaffee und – von vielen spendierte – hausgemachte Kuchen genossen. Das Café ist heute zum letzten Mal von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Heute endet nach drei Tagen Erlebnissen die schöne Zeit in Bärenhausen. Wie sagte Mathilda? „Alles war cool.“