Bermatingen Schon lange vor der Anlieferung der Container als vorübergehender Ersatz für die Bücherei in der Grundschule hatte sich Leiterin Annette Stöcklin Gedanken über den Umzug gemacht. Zwei Wochen zuvor hatte sie damit begonnen, ihre Leseschätze einzupacken. Tochter Florentina und Kollegin Gisela Denz hatten hier und beim Umzug mitgeholfen.
Rund 5000 Bücher, Büromaterial, Bilder und einige hundert Medien hatte sie nach ihrem System in Kartons und Wäschekörbe gepackt. „Das ging immer so neben der üblichen Ausleihe“, sagt sie fröhlich. Es war gleichzeitig eine Gelegenheit, um auszumisten. „Ich habe mich von Regalleichen getrennt. Gegen eine kleine Spende konnten Interessierte Bücher mitnehmen.“ Sechs Kisten hatte sie aussortiert, nur eine blieb übrig. Es waren überwiegend Schmöker, denn Bücher mit 800 Seiten werden nicht mehr gelesen, auch dicke Fantasy-Bücher – außer den sieben Harry Potter-Bänden, die immer gehen – sind verpönt. Werke mit ernsten Themen sind ebenfalls nicht mehr gefragt.
Ursprünglich wandte sich die immer noch öffentliche und für alle zugängliche Ausleihe bevorzugt auch an Fünft- und Sechstklässler. Aber seit das Bildungszentrum Markdorf über eine große Bibliothek verfügt, ließ die Nachfrage in Bermatingen von den Grundschulabgängern nach – und damit auch nach den „Verliebt-Büchern“. So wurden nur grundschulkompatible Bücher behalten.
Nachdem die Container zusammengefügt waren, schleppten die Mitarbeiter des Bauhofs Bücherregale, Tische, Bänke, Sessel und viele Kisten aus der Schule in das Provisorium, das direkt vor dem Eingang des ursprünglichen Schulhauses und nicht weit entfernt vom Anbau ist.
Mittendrin im geordneten Chaos knien nun zwei Schülerinnen, die sich ansonsten Bücher ausleihen. Sie haben eine Freistunde und wollten sich nützlich machen, sortieren ein. „Weil wir Lust drauf haben“, sagt Nimad. „Und es macht ein bisschen Spaß, sie einzuordnen“, fügt Leila hinzu. „Beide sind Superaufräumerinnen“, merkt Annette Stöcklin an und teilt ihren zwei jungen Helfern mit, dass alle Bücher mit Hexen, Piraten, Drachen, Wassermänner und Prinzessinen themenorientiert in ein Regal kommen. Ein paar Schüler betreten den Raum, nachdem sie sich die Schuhe abgestreift hatten, schauen wunderfitzig um die Ecke und fragen: „Dürfen wir auch mitmachen?“
Etliche Zeit wird die Bibliothekarin noch zu tun haben und will einige Stunden nachmittags investieren, da sie auch noch als Betreuerin arbeitet. Ziel für die komplette Fertigstellung ist der 15. September. „Bis dahin werde ich es schaffen“, ist Stöcklin ganz zuversichtlich, zumal jetzt die Sommerferien begonnen haben und damit die Betreuung reduziert ist.
Ab 5. August haben sich die Handwerker angemeldet, um die ehemalige Bibliothek in einen Klassenraum zu verwandeln. Dort müssen die Wände gestrichen, die Böden erneuert, das Zimmer mit Schulbänken und -tischen sowie digitaler Tafel eingerichtet werden. „Wie klein das Zimmer ist“, wunderte sich Simone Brendle, Lehrerin der derzeitigen Erstklässler, als sie die leer geräumte Bücherei sieht.
Eventuelle Bedenken wegen der Container waren bei Annette Stöcklin schnell ausgeräumt: „Ich finde es gar nicht so schlimm.“ Sie wurde überrascht von der Helligkeit und dem Platzangebot, das etwas üppiger ausfällt als bisher. Jetzt ist sie gespannt, wie heiß es im Hochsommer oder wie kalt es im Winter wird.
Apropos Platz: Der ist für die Kinder wichtig, denn viele kommen in der Pause in die Bibliothek, auch um der Ruhe willen. Sie lesen dort oder malen, abseits vom allgemeinen Schultrubel. Ist für die Bibliothek im Schulanbau auch mehr Platz vorgesehen? „Leider nein“, bedauert Annette Stöcklin, verweist aber auf Ruheoasen und einen Ruheraum, wo die Kinder auch in Bücher versinken können.