Bermatingen Werbung für die Gemeinde musste Bürgermeister Martin Rupp beim Neubürgerempfang nicht machen: Die befragten Zugezogenen waren meistens schon vorher oder seitdem sie in Bermatingen leben vom Ort und seinen Bewohnern ganz angetan und erhielten nun einen fundierteren Einblick in die zwei Teilorte und seine Möglichkeiten. Bedauerlicherweise meldeten sich für das Angebot nur 20 Interessierte an – bei rund 100 bis 120 Neubürgern jährlich. Sie verpassten die konzentrierte, informative Zusammenfassung, die Vorstellung der Vereine und Institutionen, die sich aufgrund der Vielfalt auf drei Minuten Redezeit beschränken sollten, und den zwanglosen Austausch bei Brezeln und Bürgertropfen.
Zu den Neubürgern gehört Stephan Utzinger. Der Liebe wegen ist der 48-Jährige im Oktober 2024 aus seinem Wohnort Kressbronn nach Bermatingen gezogen, was ihm leichter fiel als seiner Lebensgefährtin, deren Familie schon seit drei Generationen im Ort lebt. „Ich fühle mich hier richtig wohl. Das ist eine wirklich schöne Gemeinde mit alten Fachwerkhäusern, netten Leuten und einem guten Zusammenhalt, einem netten Miteinander. Zudem ist Bermatingen vom Tourismus her deutlich ruhiger als Kressbronn und es macht Spaß, Teil einer kleinen Gemeinde zu sein“, sagt er. Seine Lebensgefährtin Melanie Kleiner fügt hinzu: „Es ist schön, dass ich ihn überzeugen konnte, herzuziehen“, was ihm jedoch wegen der vielen positiven Gründe nicht schwergefallen sei. Überrascht habe ihn dann doch das riesige Angebot an teils sehr lange existierenden Vereinen im Vergleich zur Einwohnerzahl: „Das ist in der heutigen Zeit auch nicht mehr selbstverständlich.“
Der schon vor längerem zugezogene Schwiegervater von Christian Wolff hat für die Jungen ein schönes Haus gefunden, in dem der 43-Jährige nun mit seiner Frau Manuela, 37, und dem eineinhalbjährigen Söhnchen Leonard lebt. Ursprünglich kommen sie aus dem Raum Stuttgart, hatten dort beide bei Porsche gearbeitet und sich überlegt, wo sie künftig leben wollen. Die Wahl fiel auf den Bodensee, ihnen gefiel auch das schöne Hinterland, das sie von ihrem einjährigen Aufenthalt in Wendlingen bereits kannten. „Hier gibt es alles, was man braucht: Bäcker, Apotheke...“ zählt er auf. „Das ist ein Ort, an dem man sich wohlfühlt, mit nicht so vielen Touristen im Sommer wie in den Seegemeinden, in denen im Winter nichts los ist.“ Auch mit dem Berufswechsel hat es geklappt: Der Betriebswirt wird die Unternehmensnachfolge eines Betriebs in Salem übernehmen. Den Neubürgerempfang würde er jeder Gemeinde empfehlen: „Ich bin beeindruckt von der Vereinsvielfalt.“ Persönlich ist er am Schützen-, Musik- und eventuell am Turnverein interessiert, seine Frau am Hundeverein.
Zurück in der Heimat ist Marlies Feßler. Die 66-jährige Jung-Rentnerin hat 40 Jahre in Sigmaringen als Krankenschwester gearbeitet und lebt nun wieder im Elternhaus, wo sie sich um ihre Mutter kümmert: „Was sie nicht kann, übernehme ich.“ Zwar fiel es ihr anfangs etwas schwer, ihren Freundeskreis zu verlassen, „aber jetzt bin ich hier angekommen und die Freunde sind ja nicht aus der Welt.“ Die älteren Herrschaften kennen sie noch. Wenn sie Zeit hat, würde sie sich gerne bei „Bürger für Bürger“ engagieren und sie möchte den Musikverein passiv unterstützen. Verena Geißer aus Uhldingen wohnt in Ahausen mit ihrem Mann und den zwei- und vierjährigen Söhnen, „weil wir hier ein schönes Haus gefunden haben. Den Zusammenhalt in der Gemeinde, die Gemeinschaft schätze ich besonders und die netten Leute“, sagt sie. Durch ihre Kinder kam sie schnell in Kontakt mit anderen. Auch sie staunte über die große Anzahl der Vereine und fand den Neubürgerempfang sehr informativ.
„Er war sehr interessant, weil man jetzt einen Einblick in die Gemeinde hat und nicht die Broschüren lesen muss. Die Vereine haben im Kurzdurchlauf gezeigt, wie umtriebig es in der Gemeinde zugeht. Durch die Initiative ,Z´ämme esse`im Mesnerhaus bin ich zum ersten Mal in Kontakt mit den Leuten hier gekommen und fand sie alle sehr nett“, berichte Anita Kling.
Zwar hielt sich der Zulauf bei der Begrüßung der Neuankömmlinge diesmal etwas in Grenzen, doch die Vereins- und Institutionenvertreter profitierten ebenfalls: „Ich hab jetzt erst erfahren, dass es einen Hundeverein gibt. Außerdem lerne ich jetzt die Vertreter der Vereine auf einen Schlag kennen und man konnte sich mal austauschen“, freute sich SPD-Gemeinderätin Anja Kutter.