Bermatingen Einen tieferen Einblick in ihre Arbeit gab Schulsozialarbeiterin Michaela Braun dem Bermatinger Gemeinderat. Anschaulicher wurde ihr Bericht noch durch Aussagen von Kindern, die ihre Wünsche auf zwei Stellwände gepinnt hatten, die Michaela Braun zur Gemeinderatssitzung im Bürgersaal mitgebracht hatte.
In Absprache mit der Schulleitung hatte sich Michaela Braun auf vier Tage Betreuung verständigt, damit sie sowohl der Schule als auch der Betreuung gleichermaßen gerecht wird. Demzufolge ist sie dort von montags bis donnerstags Ansprechpartnerin. Derzeit werden an der Grundschule 176 Schüler in acht Klassen unterrichtet. Einer ihrer Arbeits-Schwerpunkte ist die Einzelfallhilfe. Das bedeutet, dass die Kinder einzeln mit ihr verschiedene Themen besprechen. „Jedes fünfte Kind war im vergangenen Schuljahr schon da. Manchmal kommen sie ein Mal, manchmal zwei, drei bis 15 Mal.“ Je nach Thema erforderte es teilweise Rücksprache mit den Eltern, um entsprechende Schritte einzuleiten.
Themen der Kinder, die von sich aus auf die Schulsozialarbeiterin zukommen oder wenn sie auffällig sind, von den Lehrern zu ihr geschickt werden, waren hauptsächlich Konflikte mit den Mitschülern, in den vergangenen Jahren vermehrt Ängste – in der Schule und über die Krisen allgemein. Zudem fielen ihr vermehrt Überforderung und Stress auf, was sich unter anderem in Kopfschmerzen ausdrückt.
Soziales Lernen in den Klassen ist ein weiterer wichtiger Punkt ihrer Arbeit: In den Klassen spielt, lehrt, bastelt und liest sie mit den Kindern zu verschiedenen Themen. Hier gehe es um den Umgang miteinander, was man dagegen tun kann, wenn man sich nicht wohlfühlt, oder wie man einen Konflikt klären kann. Außerdem die Überlegung, was sie dazu beitragen kann, damit die Klassen besser zusammenwachsen, gerade bei den Erstklässlern.
Sie hat Streitschlichter ausgebildet; Kinder, die anderen Kindern dabei helfen, einen Streit zu klären. Mit der Caritas Überlingen gab es ein Präventionsprojekt gegen sexuellen Missbrauch für die vierten Klassen. Dieses etwas teure Projekt möchte sie jedes Jahr anbieten.
Eine Besonderheit an der Grundschule Bermatingen ist, dass die Schulsozialarbeiterin auch Ansprechperson für die Betreuungskräfte ist. Einmal wöchentlich tauscht sie sich mit den Betreuern aus und sucht mit ihnen nach Möglichkeiten, wie man die Kinder in der Betreuung besser unterstützen kann, wenn sie beispielsweise außer Rand und Band sind, sich nicht an die Regeln halten, auffällig traurig oder sonst wie verändert in ihrem Verhalten sind. Michaela Braun pflegt auch Kooperationen: mit der Schlossschule Salem, der Caritas Überlingen und der Kinderstiftung Bodenseekreis.
Aufgefordert hatte sie Kinder im Rahmen des sozialen Lernens, ihre Sorgen bildlich auszudrücken, zu malen mit dem Zusatz, wie groß die Sorgen sind, wie sie aussehen und mit wem sie darüber sprechen können. Zur Veranschaulichung zeigte sie ein von einem Mädchen gemaltes Bild, das eine kleine und eine große Sorge gemalt hatte. „Die Kinder kennen mich und die Schwelle, auf mich zuzukommen, ist sehr niedrig. So kann ich mit ihnen darüber sprechen.“ Ihr sei es wichtig, dass die Kinder jemanden haben, dem sie ihre Sorgen anvertrauen können. „Das muss nicht ich, das kann auch die Oma, der Opa, eine Freundin, die Lehrerin oder der Dackel sein.“ Ein Bild von der mit einer bestimmten Technik erstellten Klassenkonstellation zeigt, wer sich als Außenseiter fühlt oder Freunde hat.
Fürs neue Schuljahr hat sich Michaela Braun das Thema Beteiligung vorgenommen und dafür einen Schülerrat ins Leben gerufen. Hier sind alle Klassensprecher vertreten. Auf dessen Wunsch gab es ein Frühstück für die gesamte Schule. Ein zweites Thema wären offene Angebote, die die Kinder spontan und unkompliziert annehmen können. Sie wünscht sich verschiedene Kooperationen mit unterschiedlichen Einrichtungen in Bermatingen und darüber hinaus. Bei der Schulentwicklung, gerade wenn es um den Umbau geht, würde sie sich gerne mit einbringen.
Und was wünschen sich die Schüler, auch damit sie sich wohler fühlen, fragte sie nach, da die Kinder immer mehr Zeit in der Schule verbringen. Die Ergebnisse präsentierte sie auf zwei Wandtafeln. Mit negativen roten und positiven blauen Punkten kennzeichneten die Schüler die Fotos mit Orten, an denen sie sich gern aufhalten oder die sie ablehnen. Toiletten seien die absoluten Ekelerreger, die Bücherei finden sie „mega“, das Klettergerüst ganz toll, die Rutsche fanden sie zu klein und nach dem Wochenende sei der Pausenhof vermüllt. Sie wünschten sich unter anderem saubere Toiletten – dabei könnten sie selbst etwas dazu tun, meinte Michaela Braun –, eine Tunnelrutsche, ein Baumhaus, einen Sandkasten mit Wasser und Pumpe, einen Trinkbrunnen, eine Spielecke im Flur und dort mehr Ordnung. Niemand habe sich Medien wie eine Playstation gewünscht, sondern tolle und sinnvolle Sachen wie auch gemütliche Ecken im Haus oder Sitzmöglichkeiten, freute sich Michaela Braun. Bürgermeister Martin Rupp erinnerte hier an den letzten Anbau, als einige der von den Kindern gemachte Anregungen teilweise umgesetzt werden konnten, „nicht Mc Donalds, aber die Seilbahn“.
Gemeinderätin Angelika Bernhardt-Welte, CDU, erkundigte sich, warum das soziale Lernen in der achten von sieben Klassen nicht erfolge. Entweder passe das zeitlich nicht oder in der Klasse laufe es gut, sodass für andere Klassen mehr Zeit bleibe. Das Angebot sei freiwillig, so Michaela Braun. Lucia Karrer, LBU, fragte, ob die Sozialarbeiterin noch andere Wünsche habe? Tatsächlich sei sie sehr zufrieden und wünsche sich als einziges nur ein größeres Büro – was sie mit dem Anbau auch erhalten soll, so Rupp. Er bedauerte, dass es schade sei, dass man in einer kleinen Grundschule im ländlichen Raum Schulsozialarbeit benötige, aber tatsächlich sei dies der Fall und man habe dem Bedarf auch Rechnung getragen, wie mit der jüngsten Aufstockung, dankte er ihr für die notwendige und sinnvolle Arbeit.