Bermatingen Investitionen auf der einen, fehlendes Kapital auf der anderen Seite: Die Gemeinde Bermatingen will proaktiv darauf reagieren. Durch den Verkauf von Gebäuden und der Entwicklung von Baugebieten. Rechnungsamtsleiter Ivo Willamowski ging im Gemeinderat auf die Details ein. Wegen steigender Kosten bei der Sanierung der Bahnhof- und Schulstraße im Landessanierungsprogramm, der Erweiterung der Grundschule, des Neubaus des Feuerwehrgerätehauses und Mindereinnahmen beim Baugebiet „In der Breite“ hatte die Gemeinde Kreditaufnahmen für die Jahre 2025/26 von 3,5 Millionen Euro im Haushaltsplan angesetzt.
Um den Kreditbedarf nicht weiter zu erhöhen und die gemeindlichen Großinvestitionen der kommenden Jahre zu finanzieren, schlug die Verwaltung neben sparsamer Mittelbewirtschaftung den Verkauf von Gebäuden vor, die weder eine konkrete Nutzung noch künftige Funktionen für die Gemeinde oder kommunale Aufgaben haben. Dazu gehört der Kelhof. Einst erworben, um dort ein Wohnen für Jung und Alt zu ermöglichen, hatte die höhere Instanz des Denkmalschutzamts entsprechende Umbauten untersagt. Auch eine Zahnarztpraxis hat sich dort nicht realisieren können. „Das ist ein Gebäude, das nicht so leicht zu vermarkten ist“, sagte Bürgermeister Martin Rupp, verwies jedoch darauf, dass diese Objekte wegen steuerlicher Abschreibung für Investoren interessant sein könnten.
Das Bahnhofsgebäude soll ebenfalls auf dem Markt angeboten werden, nachdem man im künftigen Erweiterungsbau der Schule die Kinder betreuen und dort auch die Bibliothek unterbringen kann. Beim Bahnhof sei noch abzustimmen, inwieweit noch etwas Grundstück drumherum zur Verfügung gestellt werden könne. Eventuell müsste man dann anteilig den Zuschuss, den man vom Land im Rahmen des Sanierungsprogramms erhalten hatte, zurückzahlen.
Komplexer gestaltet sich der geplante Verkauf von Bauplätzen. Hierfür müssen neue Baugebiete erschlossen werden. Der Platz ist vorhanden, zunächst im „Nahehard“: „Diese Fläche hat die Gemeinde vor vielen Jahren explizit mit Blick auf künftiges Bauland erworben, sodass wieder Einnahmen generiert werden können“, so Rupp. Die Erlöse könnten dann zur Finanzierung künftiger Investitionen verwendet werden. Noch in diesem Jahr soll der Bebauungsplan für das Gebiet „Nahehard IV“ gestartet werden. Bis Ende 2026 soll das Baugebiet voll erschlossen sein. Das sei ein ziemlich sportliches Ziel, aber das Ingenieurbüro Fassnacht habe die Machbarkeit bestätigt, so Willamowski. Auch auf dem Gelände des ehemaligen Hallenbads an der Goethestraße soll neuer Wohnraum entstehen. Wegen begrenzter personeller Kapazitäten und nötiger Vorarbeiten soll die Überplanung jedoch erst 2026 beginnen. „Wir sind im regen Austausch mit der Rechtsaufsicht, mit ihr wird alles abgeklärt. 2026 wird eine große Herausforderung für die Gemeinde“, sagte der Kämmerer.
Rupp verwies auf die angespannten Haushalte der Kommunen. Der Gemeindetag habe das seit Jahren kritisiert, die Unterstützung der Kommunen sei nicht zur vollen Zufriedenheit der Gemeinden umgesetzt worden. „Wir sind angesichts der wirtschaftlichen Lage in Gesamtdeutschland gut beraten, wenn wir nicht allzu große Hoffnungen darauf setzen und lieber agieren statt reagieren.“ Zu allen Punkten bestand kein Beratungs- oder Diskussionsbedarf. Das Gremium beschloss die Zustimmung zur Vermarktung der Gebäude und zur Erstellung der Bebauungspläne jeweils einstimmig.