Neben Wandern, Wanderreiten, Radfahren oder Bergsteigen ist das Paddeln auf der Donau zwischen Beuron-Hausen und Sigmaringen eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen im Donautal. Doch auch hier treffen Belange des Naturschutzes, die Folgen des Klimawandels und die Bedürfnisse der Donautalbesucher aufeinander. Wenn es zu wenig regnet, führt der noch kleine Fluss zu wenig Wasser. Dann ist das Paddeln schlichtweg verboten und an manchen, besonders seichten Stellen auch unmöglich. Nach Auskunft von Bernd Schneck, dem Geschäftsführer des Naturparks „Obere Donau“, war dies im vergangenen Trockenjahr in der Saison an rund 60 der 153 Tage der Paddelsaison zwischen dem 30. April und dem 3. Oktober der Fall. Für die vier professionellen Bootsvermieter zwischen Hausen im Tal und Gutenstein bedeuten diese Verbotstage einen empfindlichen Einnahmeverlust.

Das Kanufahren auf der Donau ist beliebt, unterliegt aber aus Umweltschutzgründen strengen rechtlichen Regelungen
Das Kanufahren auf der Donau ist beliebt, unterliegt aber aus Umweltschutzgründen strengen rechtlichen Regelungen | Bild: Steinmüller, Hermann-Peter

Der Flussabschnitt der oberen Donau zwischen Mühlheim im Kreis Tuttlingen und Sigmaringen gehört zu den schönsten und gleichzeitig ökologisch wertvollsten Flussabschnitten in Europa. Deswegen gelten hier besondere Vorschriften für das Paddeln, um Flora und Fauna in und neben der Donau vor Folgen eines Massenansturms der Kanufreunde zu bewahren. Im Kreis Tuttlingen ist das Kanufahren verboten. Das Verbot gilt bis zur Kreisgrenze oberhalb von Beuron beim „Jägerhaus“. In den Anfangsjahren des Paddelbooms konnten die Kanuten ihre Fahrten von der Klostergemeinde Beuron aus antreten. Aus Naturschutzgründen wurde der Donauabschnitt zwischen der Klostergemeinde und dem Beuroner Ortsteil Hausen im Tal ebenfalls für das Massenpaddeln gesperrt. Ausnahmen gelten lediglich für Sportkanuten, die im Deutschen Kanuverband (DKV) organisiert sind. Sie dürfen die gesamte Donau im Bereich des Landkreises Sigmaringen zwischen Beuron und Hundersingen das ganze Jahr über benutzen.

In Dietfurt laden die Burgruine und das Gasthaus „Mühle“ die Paddler zum Verweilen ein.
In Dietfurt laden die Burgruine und das Gasthaus „Mühle“ die Paddler zum Verweilen ein. | Bild: Steinmüller, Hermann-Peter

Berechtigungsscheine nötig

Allerdings gelten auch für sie strenge Bestimmungen. Sie müssen ihre Fahrtwünsche beim Haus der Natur in Beuron genehmigen lassen. Die „Hobbykanuten“ mit eigenem Boot oder einem Leihkanu von einem der gewerblichen Verleiher sind auf die Zeit zwischen dem 1. Mai und dem 3. Oktober angewiesen. Wer mit seinem eigenen Kanu auf den Fluss will, muss sich bei einer der drei Stellen anmelden, die Berechtigungsscheine ausstellen. Diese kostenpflichtigen Berechtigungsscheine werden entweder mit der Post oder per E-Mail zugesandt und müssen bei Kontrollen den Naturpark-Rangern vorgezeigt werden. Nutzer der gewerblichen Boote haben mit der Bürokratie nichts zu tun. Die Bootsverleiher haben bestimmte Kontingente zur Verfügung, innerhalb derer sie Boote vermieten dürfen. Insgesamt gilt für den gesamten Abschnitt der oberen Donau ein Gesamtkontingent, mit dem neben den Kanus der Vermieter auch die Zahl der privaten Paddelboote erfasst und reguliert wird.

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Ob an bestimmten Tagen überhaupt gepaddelt werden darf, hängt aber vom Wasserstand der Donau ab. Maßgebend dafür ist der Pegel in Beuron. Markus Ellinger, Naturpark-Ranger vom Haus der Natur, zur Regelung für die touristischen Paddler: „Während der Paddelsaison muss der Pegel mindestens 53 Zentimeter anzeigen. Maßgeblich ist der Pegelstand um 18 Uhr am Vorabend und um 8 Uhr am Buchungstag“.

Zu den schönsten Stellen beim Paddeln von Hausen i.T. nach Sigmaringen zählt der Amalienfelsen im Fürstlichen Park in Inzigkofen. ...
Zu den schönsten Stellen beim Paddeln von Hausen i.T. nach Sigmaringen zählt der Amalienfelsen im Fürstlichen Park in Inzigkofen. Allerdings ist hier das Anlanden verboten. | Bild: Steinmüller, Hermann-Peter

Weitere Vorschriften verbieten den Genuss von Alkohol während der Fahrt und das Anlanden am Ufer außerhalb der gekennzeichneten Stellen. Markus Ellinger kümmert sich zusammen mit seinem Stab aus jahreszeitlich beschäftigen „Sommerrangern“ um die Einhaltung der Vorschriften. Wer als Privatpaddler ohne Befahrungsschein angetroffen wird, muss gegen einen erhöhten Betrag eine Genehmigung nachträglich erwerben. Ellinger: „Sollte das Kontingent für diesen Tag noch nicht erreicht sein, wird das Boot diesem Anteil zugerechnet. Ist das Kontingent erschöpft, muss die Fahrt sofort abgebrochen werden.“

„Während der Paddelsaison muss der Pegel mindestens 53 Zentimeter anzeigen. Maßgeblich ist der Pegelstand um 18 Uhr am Vorabend ...
„Während der Paddelsaison muss der Pegel mindestens 53 Zentimeter anzeigen. Maßgeblich ist der Pegelstand um 18 Uhr am Vorabend und um 8 Uhr am Buchungstag.“ Markus Ellinger, Donautal-Ranger | Bild: Steinmüller, Hermann-Peter

Jürgen Belthle von der Piratenherberge in Thiergarten ist einer der vier Bootsvermieter an der oberen Donau. Er schildert: „Weil die Trockentage nicht vorhersehbar sind, muss ich vorab für diese Tage Personal einstellen und natürlich auch bezahlen, wenn niemand paddeln darf.“ Teilweise kann der Gastronomie-Unternehmer die Ausfälle durch Freizeitangebote an Land abmildern. Aber: „Beispielsweise Firmen als Stammkunden für Betriebsausflüge fallen bereits weg, weil die Ausflüge Monate im Voraus geplant werden und es dann nicht sicher ist, ob an dem gebuchten Tag auch gepaddelt werden darf.“ Pro Erwachsenem kostet die Paddelfahrt von Thiergarten aus in die Kreisstadt 26 Euro.