Die steigenden Produktkosten machen sich bei Eislieferanten bemerkbar. Ana Roscan weiß das, sie arbeitet bei Eis Gentile in Markdorf: „Dieses Jahr gab es bereits vier Preisanstiege bei und für Eisproduzenten und Lieferanten. Zum Anfang des Jahres wegen des ansteigenden Energiepreises, dann wegen des Rohstoffmangels. Später wegen des steigenden Treibstoffpreises und zuletzt wegen des Ukraine-Kriegs.“
Alleine auf Waffeln sei ein Anstieg von 12 Prozent zu verzeichnen gewesen. „Im Juli ist eine erneute Erhöhung wegen des neuen Mindestlohns absehbar“, merkt Roscan an. Die Situation bleibe immer noch schwer kalkulierbar, weswegen erneute Preiserhöhungen nicht ausgeschlossen seien.
„Vanilleschoten sind das neue Gold“
Semeraro Ciro, Geschäftsführer des Eiscafé Incontro in Überlingen, bringt es auf den Punkt: „Vor allem Vanilleschoten sind für uns mittlerweile das neue Gold. Der Kilopreis liegt bei mehreren Hundert Euro.“ Eine Kugel Eis verkauft er in seiner Eisdiele in dieser Saison für 1,50 Euro, 10 Cent teurer als noch im vergangenen Jahr. Schuld daran seien die enormen Kosten der verwendeten Nahrungsmittel. „Die steigen von Jahr zu Jahr; gerade Milch, Sahne, und Zucker. Auch gefrorenes Obst ist viermal teurer als 2021.“
Energiekosten haben sich verdoppelt
Michael Weiss, Geschäftsführer der Konditorei Weber und Weiss in Friedrichshafen, ergänzt: „Wir fangen erst nach Ostern mit der Eisproduktion an und werden dann höhere Kosten haben als in den Vorjahren.“ Alle Rohstoffpreise seien in letzter Zeit massiv gestiegen. „Die Energiekosten haben sich mehr als verdoppelt“, sagt der Konditormeister. Das mache sich in der Eisproduktion wegen der Kühlung und dem Betrieb der Eismaschinen bemerkbar.

Bei qualitativ hochwertigem Eis, für das echte Vanilleschoten anstatt Aromen verwendet werden, würde sich zudem der aktuelle Kilopreis von 400 Euro extrem niederschlagen, erklärt auch er. Das merke am Ende auch der Kunde in den Eisdielen.
Preise nur schwer vergleichbar
Die einzelnen Preise für eine Kugel und deren Steigerungen seien jedoch nur schwer vergleichbar. Michael Weiss erklärt: „Da werden Äpfel mit Birnen verglichen, das ist sinnlos. Wenn man den Preis für eine Kugel nennt, dann wird die Qualität des Eises und die der Waffel nicht berücksichtig.“ Ebenso würden die Größe und damit auch das Gewicht einer Kugel unter den Tisch fallen. „Wenn jemand einen halb so großen Eisportionierer verwendet wie ich, ist die Kugel auch nur halb so groß.“
Urlauber in Überlingen genießen ihr Eis
Johannes Zietan aus Gärtringen findet es in Ordnung, 1,50 Euro für eine Kugel Eis zu verlangen. „Die Problematik ist ja, dass die Eisdielen auch teuer einkaufen müssen und hohe Transportkosten zahlen.“ Seine Frau Ingrid Zietan ergänzt: „Der Preis ist immer noch günstig. Wir haben in Sardinien schon über 2 Euro für eine Kugel bezahlt.“ Sie sind sich einig: „Der Preis stört uns nicht.“
„Solange es gut schmeckt und die Kugeln nicht zu klein sind, passt das so“, meint auch Stefanie Brumme, Urlauberin aus Sachsen. „Die Preise sind hier in Überlingen immer noch besser als bei uns zu Hause.“ Sie und ihr Freund Fabian Weigel sind sich einig: „Wir würden uns im Eiscafé Capri auch noch mal ein paar Kugeln holen. Alleine schon, weil wir die Eisdielen unterstützen möchten.“
Häfler lassen sich von Preisen nicht abschrecken
Auch in Friedrichshafen lassen sich die Menschen nicht von den höheren Preisen abschrecken. Und das, obwohl sie Kugel in den meisten Eisdielen in der Innenstadt und entlang der Promenade aktuell 1,50 Euro kostet – 10 bis 20 Cent mehr als noch im Vorjahr.

„Noch merken wir nicht wirklich, dass das Eis teurer geworden ist“, sagt Sybille Ganea aus Friedrichshafen, die gerade für ihren Sohn Julian eine Kugel beim Eiscafé Al Museo gekauft hat. „Julian ist ein riesiger Erdbeereisfan. Als es in den vergangenen Wochen so warm war, hat er jeden Tag eine Kugel Eis bekommen“, sagt die 33-Jährige. Und auch wenn die Preise weiter steigen sollten, wolle sie weiterhin Eis essen gehen, „um sich etwas Gutes zu tun, da es gerade so wenig davon gibt im Leben.“
Eispreise in Deutschland niedrig
Tobas Remsch sagt nach seinem Besuch bei Via Lago: „Bei mir zuhause in Bad Wurzach kostet das Eis genauso viel. Ich finde das noch in Ordnung, es könnte noch teurer sein. Ich war schon für 1,70 Euro Eis essen.“

Auch Konditormeister Michael Weiss aus Friedrichshafen merkt abschließend an, die Kunden in Deutschland seien noch gut bedient: „Hier sind die Eispreise, verglichen mit unseren Nachbarländern, sowie so sehr niedrig. Die Deutschen geben durchschnittlich sehr wenig Geld für Essen aus.“