Wie in der Karibik! Wenn sich das Wasser des Bodensees türkis färbt, je nach Sonneneinstrahlung auch smaragdgrün leuchtet, blüht wieder die Kieselalge. Besonders deutlich war das faszinierende Farbenspiel zuletzt im Sommer 2022 zu beobachten, auch 2018 und 2015 kam am Bodensee Karibikflair auf. Zahlreiche SÜDKURIER-Leser hatten die Kameras gezückt und den farbenfrohen See in Bildern festgehalten.
Wird das Wasser auch in diesem Sommer wieder türkisblau in der Sonne glänzen? Das ist schwer vorherzusagen, erklärt die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) auf Anfrage. Das Naturschauspiel tritt in der Regel im Frühsommer und in den Sommermonaten auf. „Wir sehen derzeit eine starke Vermehrung von Kieselalgen im Plankton. Witterungsbedingte Einflüsse können dazu beigetragen haben, dass diese Kieselalgenblüte relativ stark ausfällt“, sagen die Experten.
Derzeit sei der Bodensee durch die vielen Algen recht grün gefärbt. Wie sich das in den nächsten Wochen weiter entwickelt, lässt sich aktuell nur schwer abschätzen. Denn für eine starke Kieselalgen-Blüte ist „immer ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren“ verantwortlich. Das fange damit an, ob und wie gut der See im Winter zirkuliere, wie stark also der Austausch von Oberflächen- mit Tiefenwasser ausfällt. Einen Einfluss hat außerdem, wie sich die verschiedenen Planktonarten seit dem Winter entwickelt haben und wie der Temperaturverlauf und das Sonnenangebot im Jahr war.
Was passiert bei der Kieselalgenblüte konkret?
Von einer Kieselalgenblüte spricht man laut LUBW, wenn sich Kieselalgen besonders stark vermehren. Durch ihre Fotosynthese entziehen die Algen dem Wasser Kohlendioxid, wodurch sich im Wasser winzige Kalkkristalle bilden. Hohe Temperaturen fördern das Algenwachstum und die Calcit-Fällung.
Die im Wasser schwebenden Calcit-Kristalle streuen das Sonnenlicht zurück. Das wirkt heller, die blaue Farbe des Himmels wird ebenfalls teilweise reflektiert und so ergibt sich aus dem zurückgestreuten Licht, dem Grün der Algen und der Farbe des Himmels der Farbeindruck vom See. „Für das leuchtende Türkisblau müssen die Algen und das ausgefällte Calcit im richtigen Verhältnis stehen“, erklären die Experten.
Wie lange hält der Effekt an?
Der Kalk sinkt laut LUBW tendenziell zu Boden und verschwindet so bei ruhigem Wetter langsam aus den oberen Wasserschichten, die Zusammensetzung des Planktons verändert sich im Jahresverlauf weiter. „Je nachdem, wie ruhig das Wasser ist, wie viel Calcit nachgeliefert wird, und wie schnell das Plankton sich weiterentwickelt, kann der Zustand unterschiedlich lang andauern.“