Die Urlauber in Immenstaad betrachten am Dienstagnachmittag mit Interesse, was sich am Hennenbrunnen in Immenstaad abspielt. Der Bereich ist durch die Polizei großräumig abgesperrt. Die Tour de Natur, eine Initiative der Grünen Liga Dresden/oberes Elbtal, und die Arbeitsgemeinschaft Ausbau vor Neubau hatten zur Kundgebung eingeladen. Thema war der Weiterbau der B31-neu zwischen Meersburg und Immenstaad.

Die Initiative Tour de Natur spricht sich ganz allgemein für mehr ÖPNV und weniger Flächenverbrauch aus.
Die Initiative Tour de Natur spricht sich ganz allgemein für mehr ÖPNV und weniger Flächenverbrauch aus. | Bild: Santini, Jenna

Die Demoradtour startete am 29. Juli in Singen und führt bis zum 13. August nach München. Zwischenstationen waren neben Immenstaad in Überlingen, Uhldingen-Mühlhofen und Friedrichshafen. Susanne Timm von der Tour de Natur erklärte, dass 100 Fahrradfahrer dabei seien. Während es am Dienstagvormittag in Uhldingen-Mühlhofen mit Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe und Ralf Derwig von der Initiative Bodensee-S-Bahn um die Bodenseegürtelbahn gegangen war, stand am Nachmittag die Bundesstraße im Mittelpunkt.

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Bedenken gegen die Vorzugstrasse B1

Die Arbeitsgemeinschaft Ausbau vor Neubau spricht sich gegen die Vorzugstrasse B1 aus, die in vierstreifiger Bauweise südlich an Stetten vorbei, nach Norden in den Weingartenwald, zwischen Reute und Kippenhausen hindurch, nördlich an Immenstaad-Siedlung vorbei bis zur Ortsumgehung Friedrichshafen führt. Franz Beer vom BUND Markdorf forderte auf der Bühne den Erhalt des Weingartenwaldes und der Lipbachsenke. Auch äußerte er Bedenken, wie der Flächenausgleich für das Straßenbauprojekt gelingen soll. Bisher angedachte Flächen in der Region stehen ihm zufolge doch nicht zur Verfügung, da sie vom Biber bearbeitet wurden. „Dort gibt es nichts mehr weiter aufzuwerten“, sagte Beer.

Paul Kappler, Sprecher der Tour de Natur, und Franz Beer vom BUND Markdorf (von links).
Paul Kappler, Sprecher der Tour de Natur, und Franz Beer vom BUND Markdorf (von links). | Bild: Santini, Jenna

Fritz Käser von der Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf hob unter anderem auf die Verkehrsprognosen ab. Seinen Ausführungen nach ist die Verkehrsprognose, nach der das Regierungspräsidium Tübingen plant, „überdimensioniert“. Ebenfalls erklärte er, dass nur der Schwerlastverkehr, der auf die Schiene gehöre, zunehme. So tendiert die Arbeitsgemeinschaft zu einer Reduktion der Spuren. „Wir sind für Zwei- oder Dreispurigkeit“, sagte Käser. Dies sei ausreichend. Realisieren würde das Bündnis aus Verkehrsinitiativen, Naturschützern und weiteren Gruppen die B31-neu gern unter Einbeziehung der B31-alt.

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Hahn tendiert gleichfalls zu weniger Flächenverbrauch. „Es ist wichtig, wie wir künftig mit Flächen umgehen“, sagte Hahn. In Immenstaad fand die Trasse AB1 Erwähnung. Sie nutzt den Bestand und hat Tunnelbauten bei Hagnau. Vom Regierungspräsidium wurde sie in der Abwägung der verschiedenen Varianten allerdings ausgeschlossen.

Klaus Lindemann und Peter Hecking vom BUND Immenstaad, Grünen-Landtagsabgeordneter Martin Hahn und Fritz Käser von der ...
Klaus Lindemann und Peter Hecking vom BUND Immenstaad, Grünen-Landtagsabgeordneter Martin Hahn und Fritz Käser von der Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf, die mit zur Arbeitsgemeinschaft Ausbau vor Neubau gehört. | Bild: Santini, Jenna

Für die Umsetzung der Variante B1

Vor Ort waren ebenso Vertreter des Bündnisses Pro B31-neu. Sie hatten durch Ankündigungen von der Kundgebung erfahren. „Wir wollen nur demonstrieren, dass es auch eine andere Meinung gibt“, sagte Sprecher Bernd Saible auf Nachfrage. Die Mitglieder des Bündnisses, darunter örtliche Verkehrsinitiativen, sind dafür, die Planungen so umzusetzen, wie mit der Vorzugsvariante B1 vorgesehen. Saible verwies auf den mehrjährigen Prozess inklusive Dialogforum. Er appellierte, die Entscheidung für die B1 zu akzeptieren. Bis Oktober dieses Jahres will das Bündnis noch Unterstützerstimmen für die zügige Realisierung des Straßenbauprojekts auf der B1 sammeln. Laut Saible konnten bisher knapp 5000 Stimmen gesammelt werden. Den Halt der Tour de Natur in der Region sah der Hagnauer kritisch. „Es sind Menschen aus ganz Deutschland dabei“, sagte Saible. Sie wüssten nicht um die Details der Planungen und die Nöte in den Gemeinden.

Viele Besucher kühlen sich bei der Hitze im Hennenbrunnen ab.
Viele Besucher kühlen sich bei der Hitze im Hennenbrunnen ab. | Bild: Santini, Jenna

Susanne Timm von der Initiative berichtete: „Wir haben verschiedene Partner auf der Strecke.“ Seit Jahren sei die Gruppe im Widerstand gegen „überdimensionierte Straßenbauprojekte“. Neben den Teilnehmern aus ganz Deutschland erwähnte sie Unterstützer aus Belgien und den Niederlanden.

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Die Redner der Tour de Natur forderten ganz allgemein Investitionen in den ÖPNV, mehr Fahrradstraßen und weniger Flächenverbrauch. Obwohl sich viele der Teilnehmer im Hennenbrunnen abkühlten, war die Stimmung an dem Rondell teils hitzig. Immer mal wieder gab es verbale Spitzen und Buhrufe.

Eine Vertreterin der Tour de Natur hat sich mit ihrer Flagge vor die Schilder des Bündnisses Pro B31-neu platziert.
Eine Vertreterin der Tour de Natur hat sich mit ihrer Flagge vor die Schilder des Bündnisses Pro B31-neu platziert. | Bild: Santini, Jenna