Ravensburg/Immenstaad Als der Kugelkopf zu sprechen beginnt, hält es die Schüler nicht mehr auf ihren Sitzen, sie stürmen nach vorn und umringen die weiße Kunststoffkugel. „Hi Astronaut, I‘m Cimon. Welcome to my tutorial“ – „Hallo Astronaut, ich bin Cimon. Willkommen zu meiner Anleitung“, sagt er und erklärt, wie seine Lautstärke geregelt wird, wo sich seine Kameras befinden und auf welche Befehle er reagiert. Cimon ist ein von Airbus in Immenstaad entwickeltes Assistenzsystem für Astronauten, das mit Künstlicher Intelligenz (KI) arbeitet. Der Name steht für „Crew Interactive MObile CompanioN“. Die Klasse 5b der Realschule Ravensburg lernt Cimon im Ravensburger Museum kennen. Entwickler Till Eisenberg erzählt, wie die Idee vor zehn Jahren entstanden ist: „Es ist unglaublich voll in so einer Raumstation. Wir haben uns gedacht, es wäre doch toll, wenn man jemanden hätte, den man jederzeit fragen könnte, wo was ist und welche Knöpfe man drücken muss.“
Zu Beginn statteten die Erfinder einen Styroporball mit Lautsprecher, Mikrofonen und Kameras aus und verbanden ihn mit KI. Mit der Zeit bekam Cimon Gesicht, Stimme und einen Propellerantrieb. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie die Computerfirma IBM beteiligten sich, 2018 testete Alexander Gerst Cimon bei einer Mission der Europäischen Weltraumorganisation auf der ISS. „Die beteiligten Wissenschaftler waren sehr begeistert, weil sie so viel Spaß hatten. Es gibt wenige wissenschaftliche Missionen mit viel Gelächter. Cimon dient also auch dem Stressabbau“, erinnert sich Eisenberg. Cimon soll Astronauten unterstützen, indem er Abläufe anzeigt, Lösungen anbietet und Wissen verfügbar macht. Mittelfristig soll er auch die soziale Interaktion verbessern.
Die Schüler haben sich gut vorbereitet. Sie wissen schon, dass sich Schwerelosigkeit auf der Erde mit Parabelflügen simulieren lässt, dass es wegen der vielen Geräte laut ist auf einer Raumstation und dass man im All nicht weiß, wo oben und wo unten ist. Sie haben viele Fragen: „Kann Cimon Deutsch oder Englisch?“, fragt ein Kind. „Cimon kann Deutsch und Englisch, die allgemeine Sprache auf der Raumstation ist Englisch“, antwortet Eisenberg. „Was passiert, wenn er hinfällt?“, will ein anderes wissen. „Wenn er hier hinfällt, wäre er kaputt. Aber auf der Raumstation bleibt er einfach stehen, wenn man ihn loslässt.“
Ins Museum ist Cimon gekommen, um das Spacelab einzuweihen. In einem eigenen Raum können Besucher erleben, wie ein Raketenstart aussieht und welche Aussicht Astronauten aus einer Raumfähre haben. Sie nähern sich Sternen und Planeten und erhalten Informationen zu deren Größe, Gewicht und Eigenheiten. In einem Bücherregal stehen Kinderlexika und Infobände zu Erfindungen, Experimenten und Weltall. In Vitrinen sind Modelle von Airbus-Satelliten wie Champ, der das Magnetfeld der Erde erforscht, Rosat, der mit Röntgenstrahlen den Weltraum erkundet, und XMM Newton, der schwarze Löcher und heiße Gaswolken beobachtet, zu sehen. Mariam Karadze, Luis Rößler und Nikola Topalovic von der Realschule sind die Ersten, die das Spacelab ausprobieren. Sie dürfen Cimon halten und stellen fest, dass er mit 5 Kilogramm schon schwer ist. Gebannt betrachten sie die Videos. „Es ist toll zu sehen, wie das Weltall aufgebaut ist“, sagt Luis. Das Museum verstehe sich als Mitmachmuseum für alle, sagt die Direktorin Siglinde Nowack. „Bei dem neuen Spacelab setzen wir den Fokus auf Wissensvermittlung auf unterhaltsame Art und Weise.“ Zum Thema Weltraum gibt es Puzzles, Sachbücher, tiptoi-Bücher und ein Reisespiel.