Nachdem es bereits über den Schwarzwald gezogen war, ging das Sommergewitter am Dienstagabend gegen 22 Uhr den Bodensee mit heftigem Sturm, der laut Deutschem Wetterdienst stellenweise sogar in Orkanböen endete, los. Gegen 23 Uhr wurde sogar vor extremen Unwettern in der höchsten Warnstufe 4 gewarnt. Besonders betroffen: die beiden Landkreise Bodenseekreis und Ravensburg. Nach Angaben der Polizei erreichte der Sturm Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Stundenkilometern. Auf dem Bodensee rollten Wellen bis zu einer Höhe von zwei Metern.

Umgestürzte Stühle am Mantelhafen in Überlingen.
Umgestürzte Stühle am Mantelhafen in Überlingen. | Bild: Cian Hartung

Polizei: Umgestürzte Bäume blockieren Straßen, Boote beschädigt

Wie das Polizeipräsidium Ravensburg am Mittwoch berichtet, waren zahlreiche Straßen in den Landkreisen Sigmaringen, Ravensburg sowie dem Bodenseekreis durch umgestürzte Bäume blockiert. „Sie sorgten für Beschädigungen und Unfälle, bei denen teils hoher Sachschaden entstanden ist“, heißt es im Polizeibericht. In einigen Orten sei es in Folge des Sturms zu Stromausfällen gekommen, mehrere Boote seien in Seenot geraten. Die Naturgewalt verursachte in den Häfen rund um den See massive Schäden, deren Höhe zum bislang noch nicht abschließend beziffert werden kann.

Die Wasserschutzpolizeistationen Konstanz, Überlingen und Friedrichshafen waren bis tief in die Nacht mit allen verfügbaren Kräften im Einsatz. Stand Mittwochnachmittag melden sich bei den Polizeidienststellen zahlreiche Bootsbesitzer, etwa wenn ihre Boote abgetrieben sind. Die Polizei schreibt: „Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten mit Hochdruck an der Bewältigung des Ansturms und bitten um Verständnis und Geduld bei der Anzeigenaufnahme.“ Personen wurden nach derzeitigem Kenntnisstand nicht verletzt. Die Feuerwehren im Landkreis mussten zwischen Ausbruch des Unwetters bis 9 Uhr am Mittwochmorgen rund 300 Mal ausrücken, so die Zahl der integrierten Leitstelle Bodensee-Oberschwaben.

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Meersburg: Autofahrer haben großes Glück

Die Feuerwehr Meersburg fuhr in der Nacht mit zeitweise bis zu 30 Feuerwehrleuten 15 Einsätze und am Mittwochmorgen nochmals zwei. Besonders war der Einsatz auf der Straße zwischen Unteruhldingen und Meersburg: Zwei Autos waren von umgestürzten Bäumen eingeschlossen. Laut Feuerwehr-Pressesprecher Sebastian Kolbe hatten die Bäume jeweils einen Durchmesser von 30 bis 40 Zentimetern. Gemeinsam mit der Uhldinger Wehr war man mehrere Stunden vor Ort beschäftigt. „Die Autofahrer hatten viel Glück“, sagt Kolbe. Ein Baum lag vor, einer hinter den Fahrzeugen. Das hätte anders ausgehen können. So wie an anderer Stelle im Stadtgebiet, wo ein Baum auf einem Auto zum liegen kam. Auch dort wurde glücklicherweise niemand verletzt.

Meersburger und Uhldinger Feuerwehrleute befreien Autofahrer. Sie sind auf der Unteruhldinger Straße von umgestürzten Bäumen eingeschlossen.
Meersburger und Uhldinger Feuerwehrleute befreien Autofahrer. Sie sind auf der Unteruhldinger Straße von umgestürzten Bäumen eingeschlossen. | Bild: Feuerwehr Meersburg

Friedrichshafen: Mehrere Blitzeinschläge

„Nach ersten Informationen der Feuerwehr Friedrichshafen gab es gestern Nacht mehrere Blitzeinschläge und umgestürzte Bäume. Die Feuerwehr ist immer noch im Einsatz“, teilt eine Sprecherin der Stadt Friedrichshafen am Mittwochmorgen mit. Auch bei umgestürzten Baugerüsten waren Helfer in der Nacht im Einsatz, so eine Mitteilung des Kreisfeuerverbands. Vereinzelt gibt es auch am Mittwochmittag noch Absperrungen, zum Beispiel in der Leutholdstraße, wo ein MTU-Hallendach beschädigt wurde.

Im Uferpark muss nach dem Sturm eine alte Platane gefällt werden, die unweit der Festmeile des Seehasenfests, steht.
Im Uferpark muss nach dem Sturm eine alte Platane gefällt werden, die unweit der Festmeile des Seehasenfests, steht. | Bild: Lena Reiner

Im Uferpark sind die Mitarbeiter der Städtischen Baubetriebe unterwegs, um die Spuren der Sturmnacht zu beseitigen. Baumpfleger müssen hier und in Fischbach alte Bäume fallen, die vom Sturm zerstört wurden. Am Donnerstag beginnt das Seehasenfest, viele Buden und Stände sind bereits aufgebaut.

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Immenstaad: Orkanartiger Sturm am Ufer

Heftig vom Sturm erfasst wurde der Landungssteg in Immenstaad. Christophe Schneider, Schiffsführer des historischen Lastenseglers Lädine, hatte gerade eine Ausfahrt beendet und alles wetterfest gemacht, als der Sturm gegen 22 Uhr auf Land traf. Seine Handyaufnahme zeigt, wie heftig der Wind in die Bäume gefahren ist. „Zum Glück ist weder Menschen auf dem Landungssteg noch dem Schiff etwas passiert“, sagt Schneider am nächsten Tag.

Unwetter Immenstaad Video: Christophe Schneider

Entlang des Immenstaader Ufers wurden mehrere Bäume entwurzelt – und auch innerorts wurden Gewächse in Mitleidenschaft gezogen. Am Spiegelberg filmte Manuela Maron den Einsatz der Immenstaader Feuerwehr. Die Kameraden hatten alle Hände voll damit zu tun, umgestürztes Holz von der Straße zu entfernen.

Feuerwehreinsatz Immenstaad Video: Manuela Marion

Eine Stunde Stromausfall in Markdorf

Kurz nach dem ersten Gewitter fiel im Markdorf gegen 22.30 Uhr der Strom für etwa eine Stunde aus. Wie Netze BW am Mittwochmittag meldet, führten umgestürzte Bäume in Freileitungen und umgeknickte Holzmasten zu Stromausfällen in über 100 Kommunen ihres Gebiets.

Auch in Markdorf war die Feuerwehr im Einsatz.
Auch in Markdorf war die Feuerwehr im Einsatz. | Bild: Feuerwehr Markdorf

„Ab etwa 22 Uhr liefen die Störungsmeldungen zum Teil im Minutentakt bei uns ein“, berichtet Richard Huber, Leiter Betrieb Strom- und Gasnetze bei der Netze BW: „Wir konnten den Weg, den der Sturm durch das Land von West nach Ost genommen hat, anhand der Störungsanzeigen am Bildschirm nachvollziehen.“ In den meisten Fällen sei die Stromversorgung innerhalb kurzer Zeit wieder hergestellt gewesen, heißt es in der Pressemeldung von Netze BW.

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„Wir waren auch im Feuerwehrhaus betroffen, haben aber einen Notstromaggregator“, erklärt Martin Scheerer, Sprecher der Feuerwehr Markdorf. Etwa elf Einsätze meldet die Feuerwehr Markdorf. „Das Meiste waren umgestürzte Bäume auf Straßen“, berichtet Scheerer, „Verletzte gab es zum Glück nicht.“ Auch Blitzeinschläge oder voll gelaufene Keller habe es in Markdorf und Umgebung nicht gegeben. Allerdings sei die Feuerwehr auch am Mittwochmorgen noch im Einsatz.

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Überlingen: Spuren der Nacht werden beseitigt

Äste zersägen und einsammeln, Blätter wegkehren: Am frühen Mittwochmorgen sind die Mitarbeiter des Betriebshofs Überlingen schon voll im Einsatz, denn auch in Überlingen hat es heftig gestürmt. In der Innenstadt sind die Spuren der Nacht noch gut sichtbar.

Christian Bühler, Mitarbeiter des Betriebshofs in Überlingen, wuchtet Äste und Laub in einen Container.
Christian Bühler, Mitarbeiter des Betriebshofs in Überlingen, wuchtet Äste und Laub in einen Container. | Bild: Cian Hartung

In der Nacht musste die Freiwillige Feuerwehr 15 Mal in der Kernstadt und in die Teilorte ausrücken. Hintergrund der Einsätze steckten sowohl umgestürzte Bäume, Äste oder Bauzäune als auch ein havariertes Boot ohne Besatzung in Sipplingen, wo die Überlinger zur Hilfe kamen. Wie der Sipplinger Feuerwehr-Kommandant Mirko Schirmmeister erklärte, hätten die Helfer noch zwei weitere unbemannte Boote an Land gebracht, die drohten, im Bojenfeld nahe des Ufers zu sinken.

Im Hafen in Sipplingen sank ein Boot.
Im Hafen in Sipplingen sank ein Boot. | Bild: Feuerwehr Sipplingen

Auch in den kommenden Tagen soll es zu Gewittern kommen. Der Verband bittet daher darum, die Wetterwarnungen zu beachten. Das Forstamt des Bodenseekreises bittet außerdem die Bürger, in den kommenden Tagen von Waldbesuchen vor allem im Raum Friedrichshafen und Markdorf abzusehen. „Hier ist die Gefahr durch entwurzelte und schiefstehende Bäume und lose Äste in den Baumkronen sehr hoch“, heißt es in einer Pressemitteilung. Auch in den anderen Wäldern im Landkreis sei erhöhte Vorsicht geboten.