Es herrscht Aufbruchstimmung am späten Montagnachmittag im Daisendorfer Rathaus, als Ulrich Bernhard als Vorsitzender des Wahlausschusses das vorläufige Endergebnis der Gemeinderatswahl vorstellt. Drei Frauen und sieben Männer bilden für die kommenden fünf Jahre das Gremium, sechs Kandidaten der Freien Wähler und vier der neu gegründeten Energiegruppe. Für neun von ihnen ist die Arbeit im Gemeinderat Neuland.
Sie freue sich darauf, sagt Susanne Winder von der Energiegruppe, die bislang noch nie politisch aktiv war. Aus dem Stand heraus hat die 60-jährige Diplom-Biologin, die seit 1995 in Daisendorf lebt, 702 Stimmen geholt und liegt damit gleich hinter Spitzenkandidat Hasan Ögütcü. „Das ist für mich eine Ehre und Verpflichtung zugleich.“
Erklärung für respektvolles Miteinander
Hasan Ögütcü indes freut sich, nun das Thema Energiewende im Ort voranbringen zu können. Er selbst versorgt sein Haus seit kurzem per Geothermie. Und er hat auch gleich eine weitere Idee: Quasi als erste Amtshandlung könnte doch der gesamte Gemeinderat eine Erklärung für Demokratie und ein respektvolles Miteinander unterschreiben – „im Großen wie im Kleinen“.

Initiator Willy Franz und Petra Rathgeber scheitern
Obwohl die Ergebnisse der Daisendorfer Gemeinderatswahl schon am Mittag öffentlich sind, kommen dennoch viele künftige Räte zur offiziellen Vorstellung ins Rathaus. Ebenso zwei Kandidaten, die den Einzug nicht geschafft haben. Willy Franz, Initiator der Energiegruppe, ist mit 409 Stimmen knapp gescheitert. Er sei „froh und irgendwie auch erleichtert“, sagt er am Abend der Auszählung. „Froh, dass ich die Liste ins Leben gerufen habe und vier Leute reingekommen sind.“ Und erleichtert, dass er nicht selbst mögliche Konflikte austragen müsse. Petra Rathgeber von den Freien Wählern, mit 410 Stimmen ebenfalls auf der ersten Nachrückerposition, meint: „Mehr Frauen hätten dem Rat gut gestanden.“ Es ist herauszuhören, dass sie die Herausforderung gern angenommen hätte.
Monika Bernhard räumt die meisten Stimmen ab
Monika Bernhard, die einzige bisherige Gemeinderätin im neuen Gremium, hat mit 1096 Stimmen das Feld abgeräumt. Bei der Wahl 2019 war sie auf 607 Stimmen gekommen. Viele Bürger hätten ihr im Vorfeld gesagt, dass „es gut ist, wenigstens einen alten Hasen im Team zu haben“, wie sie erzählt.
Siegfried Willibald bietet Neulingen seine Hilfe an
Von diesen „alten Hasen“ ist auch der frühere Stimmenkönig Siegfried Willibald zur Vorstellung der Wahlergebnisse gekommen – obwohl er erst vor wenigen Monaten im Clinch mit Bürgermeisterin Jacqueline Alberti sein Amt als stellvertretender Bürgermeister niedergelegt hatte. Wer von den Neuen einmal Hilfe und Tipps zur Gemeinderatsarbeit brauche, könne sich jederzeit an ihn wenden, wirbt Siegfried Willibald.
Auch Heinrich Straub will Wissen weitergeben
Ähnlich äußert sich auch sein früherer Gemeinderatskollege Heinrich Straub, der beruflich in der Projektierung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen aktiv ist: Er biete den Räten bei diesem Thema kostenlose Unterstützung an, wie er sagt.

Fünf Prozent der Stimmzettel ungültig
Erstaunlich hoch ist mit 46 von 899 die Zahl der ungültigen Stimmen, immerhin 5,1 Prozent. Manche Ältere seien mit der Stimmabgabe offenbar etwas überfordert gewesen, glaubt Wahlleiter Ulrich Bernhard. Bis zu 15 Minuten habe manch einer in der Wahlkabine gesessen. Oft seien vier oder fünf Stimmen pro Kandidat oder zu viele Stimmen in Summe abgegeben worden. Er empfiehlt, gerade bei einer Konstellation mit mehreren Wahlen mit unterschiedlichem Prozedere die Wahlscheine lieber schon zu Hause auszufüllen. Einen Stimmzettel habe man wegen handschriftlicher Bemerkungen für ungültig erklären müssen.

Konstituierende Sitzung in den Sommerferien
Erstmals zusammenkommen wird der neue Gemeinderat am 26. Juli zur konstituierenden Sitzung, bei der gleichzeitig die bisherigen Mitglieder verabschiedet werden. Über den von Bürgermeisterin Jacqueline Alberti gesetzten Termin hatte es in der letzten Sitzung des alten Gremiums Diskussionen gegeben, da er in den Sommerferien liegt.
Richtig starten wird der neue Rat planmäßig also am 17. September in der ersten Sitzung nach der Sommerpause. Bis dahin kommt das aktuelle Gremium noch zweimal zusammen.

Jacqueline Alberti sagte bei der Vorstellung der Wahlergebnisse, sie freue sich auf die Zusammenarbeit und über die Zusammensetzung des neuen Gremiums aus Jung und Alt und unterschiedlichen Kompetenzen. Dann lud sie die Anwesenden auf ein Glas Sekt ein.