Am 9. Juni 2024 sind Kommunalwahlen. Wie in anderen Gemeinden laufen auch im Daisendorfer Rathaus bereits jetzt die Vorbereitungen, damit Unterlagen pünktlich gedruckt, verschickt und ausgewertet werden können. Neben einem reibungslosen Ablauf liegt Bürgermeisterin Jacqueline Alberti aber vor allem eines am Herzen – „dass sich die Bürger an der Politik beteiligen“. Entweder indem sie wählen gehen oder zum Beispiel für den Gemeinderat kandidieren. Denn davon lebe schließlich die Demokratie.

Planspiel simuliert Gemeinderatssitzung

Und um die Lust daran zu wecken, wird es am 23. Februar in Daisendorf einen Demokratie-Workshop für alle geben. „Mach mit: Kommunalwahl 2024“ lautet der Titel des von der Landeszentrale für politische Bildung geförderten Planspiels, bei dem unter anderem eine Gemeinderatssitzung simuliert wird.

Hier hätte Alberti gerne das fehlende Wirtshaus im Ort als Thema gesetzt – „denn das brauchen wir dringend“. Doch da „wir als Gemeinde darauf wenig Einfluss haben“, soll es nun um Flüchtlinge gehen. Eigentlich müsste Daisendorf bis Ende 2023 noch zwölf Geflüchtete aufnehmen. Doch daraus wird wohl nichts, es sei schlicht „nicht gelungen entsprechende Wohnungen anzumieten“.

Personalkarussell dreht sich 2023 stark

Wobei dies nur eine der vielen Baustellen der Rathauschefin ist. Ganz oben auf ihrer Wunschliste fürs neue Jahr steht „eine stabile Personalsituation“. Es wäre schön, wieder „ein harmonisches Team engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben, die lange bei uns bleiben“, sagt Alberti, „am liebsten 20 Jahre“. Hintergrund: 2023 hat praktisch das gesamte Rathaus-Team gewechselt, drei neue Mitarbeiterinnen wurden eingestellt – doch „eine davon ist schon wieder weg“. Im Gemeinderat trat 2023 überraschend das langjährige Mitglied Thomas Ritsche zurück.

Dabei gehe nicht nur Wissen verloren, sagt Alberti. Man mache sich „auch Gedanken, ob es an einem selbst liegt“. Doch Arbeitnehmer könnten sich die Jobs heute eben aussuchen, der Arbeitsmarkt sei leer gefegt. Und so sollen neue Mitarbeiter künftig weniger nach Verwaltungserfahrung ausgewählt werden, sondern eher danach, „ob sie loyal sind und zu uns passen“.

Das Team im Daisendorfer Rathaus (von rechts): Bürgermeisterin Alberti, Vera Fürst und Anita Mujanovic.
Das Team im Daisendorfer Rathaus (von rechts): Bürgermeisterin Alberti, Vera Fürst und Anita Mujanovic. | Bild: Jürgen Baltes

Schützenstraße und Waldweg sollen saniert werden

Bevor sie 2017 Bürgermeisterin wurde, hatte Alberti als Juristin in der Schuldnerberatung des Landratsamts gearbeitet. Das scheint der Gemeinde zugute zu kommen: Bei einem Haushaltsvolumen um die vier Millionen Euro habe man lediglich 70.000 Euro Schulden, merkt sie an. 2023 sei die Sanierung der Schulstraße ohne Kredit gestemmt worden, auch für die anstehende Sanierung von Schützenstraße und Waldweg 2024 solle dies wieder gelingen. Wobei sie klarstellt: „Natürlich sind Kredite manchmal nötig und nützlich. Doch grundsätzlich bescheren sie uns nicht mehr Mittel, sondern schränken unseren Handlungsspielraum in der Zukunft ein.“

Und während vor dem Rathaus große Kugeln an den gerade aufgestellten Christbaum gehängt werden, bemerkt die Bürgermeisterin nebenbei: „Die habe ich mal an Ostern gekauft, zum halben Preis.“ Und wie üblich wurde auch der diesjährige Baum wieder von einem Bürger gespendet.

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Digitalisierung und mehr Infrastruktur

Welche Projekte stehen 2024 in der Gemeinde an? Die neue Daisendorf-App ist live. Nun muss sie nur noch fleißig heruntergeladen werden. Ihren Nutzen konnte sie bereits beweisen: Ein abgegebener Autoschlüssel hatte dank App schon am nächsten Tag seine Besitzerin wiedergefunden. Digitaler werden soll auch die Zusammenarbeit zwischen Rathaus und Gemeinderat – über ein neues „Ratsinformationssystem“, das ab Januar sukzessive eingeführt wird.

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Bausünden sollen verhindert werden

Auf den Weg gebracht werden soll 2024 endlich auch der Förderantrag für die Freizeitanlage des Dorfes – „ein wunderschöner Ort, der aber mehr Infrastruktur braucht, etwa Spielplatz, Bouleplatz und einiges mehr“. Und auch der kürzlich vorgestellte städtebauliche Entwurf für die Dorfmitte soll 2024 in einem Bebauungsplan münden – und so weitere Bausünden im Ort endgültig verhindern. Fürs Rathaus wird zudem ein Notstromgenerator angeschafft.

Jaqueline Alberti ist gerne Bürgermeisterin

Und wie steht Alberti selbst zu ihrem Job? „Ich würde es wieder machen“, sagt sie spontan – auch wenn man nicht immer allen Interessen gerecht werden könne, manche Situationen „unbefriedigend“ seien oder manches gefühlt zu langsam gehe. Wobei sie sich selbst lediglich „als ausführendes Organ“ sieht. Die Entscheidungen über die Geschicke der Gemeinde treffe letztlich der Gemeinderat.

Wichtig für ihre eigene berufliche Zufriedenheit sei indes, „was für die Gemeinschaft insgesamt erreicht wurde“. Und da dies im Alltagsgeschäft nicht immer so klar werde, brauche es ab und an auch etwas Abstand. Daher hatte sich die Bürgermeisterin in der vergangenen Sommerpause aufs Rad gesetzt und war 1400 Kilometer vom Bodensee auf die italienische Gargano-Halbinsel geradelt. Klar ist für die heute 45-Jährige: „Sofern die Bürgerinnen und Bürger dies wünschen“, würde sie auch nach der im Herbst 2025 anstehenden Bürgermeisterwahl weitermachen.