Herr Rößler, Sie gehören zu den dienstältesten Gemeinderäten im Deggenhausertal. Seit wann sind Sie im Rat und was motiviert Sie, sich immer wieder zur Wahl zu stellen?
Wolfgang Rößler: Ich bin seit 1999 im Gemeinderat und engagiere mich gerne ehrenamtlich für unsere Gemeinde. Die Arbeit ist abwechslungsreich, fordert Sachverstand und bringt die Chance, Dinge vor Ort mitzugestalten – das motiviert mich immer wieder.
Wie läuft eigentlich die Arbeit innerhalb der Fraktion? Trifft man sich zur Diskussion und zur Abstimmung der aktuellen Themen?
Wolfgang Rößler: Bei wichtigen oder kontroversen Themen treffen wir uns in der Fraktion zu gemeinsamen Beratungen. Viele andere Punkte klären wir hingegen unkompliziert auf kurzem Weg. Es besteht bei den Freien Wählern kein Fraktionszwang, jeder darf frei seine Meinung bilden und diese dann auch so vertreten.
Im Kommunalwahlkampf im vergangenen Jahr war die Erhaltung von Straßen, Rad- und Wanderwegen im Gemeindegebiet ein wichtiges Thema. Welche Fortschritte sind hier erzielt worden?
Wolfgang Rößler: Für die Erhaltung von Straßen, Rad- und Wanderwegen wurden im Haushalt Mittel eingeplant. Nach dem Starkregen im Juni 2024 mussten jedoch stark beschädigte Straßen vorrangig saniert werden, deshalb wurden einige Maßnahmen vorerst zurückgestellt. Wir werden aber weiter daran arbeiten, dass unsere Infrastruktur weiter erhalten und verbessert wird.
Sie hatten einen Schwerpunkt darauf gelegt, die gemeindeeigene Kläranlage und Wasserversorgung zukunftsfähig zu gestalten. Sind diese Bereiche vorangekommen?
Wolfgang Rößler: Die Weiterentwicklung der Kläranlage und Wasserversorgung ist auf einem guten Weg. Verwaltung, Ingenieurbüro und Genehmigungsbehörde stehen im engen Austausch, ein erster Vor-Ort-Termin hat bereits stattgefunden. Derzeit werden die wasserrechtlichen Genehmigungen vorbereitet. Sobald die Entwurfsplanungen vorliegen, sollen diese im Gemeinderat ausführlich beraten werden. Diese Prozesse stehen noch ziemlich am Anfang und werden noch einige Beratungen mit sich bringen.
Die energetische Überprüfung der kommunalen Liegenschaften im Hinblick auf den Klimawandel stand auf der Agenda. An welchen Stellschrauben wurde hier gedreht?
Wolfgang Rößler: Um den Energieverbrauch der kommunalen Liegenschaften besser beurteilen zu können, werden derzeit systematisch die Verbräuche erfasst und ausgewertet. So lassen sich Entwicklungen nachvollziehen und gezielte Maßnahmen ableiten. Parallel dazu sind weitere Planungen zur Installation von Photovoltaikanlagen auf gemeindeeigenen Gebäuden in
Arbeit.
Ein Radweg beim Ausbau der L207 zwischen Ellenfurt und Echbeck sowie eine zusätzliche Verkehrsberuhigung in den betroffenen Ortsteilen liegen Ihnen am Herzen. Gibt es hier Hoffnung?
Wolfgang Rößler: Die Aussicht auf einen Radweg entlang der L207 zwischen Ellenfurt und Echbeck hat sich leider deutlich eingetrübt. Beim bereits begonnenen Ausbauabschnitt zeigte das Regierungspräsidium kein Interesse daran, zumindest einen Teilradweg einzuplanen. Wenn der Landkreis Bodenseekreis das Projekt in die Fortschreibung seines Radwegekonzepts aufnehmen würde, wäre eventuell ein Teilradweg oder abseits der Straße ein verkehrssicherer Radweg auf dieser engen und gefährlichen Strecke möglich. Was die Verkehrsberuhigung betrifft, gibt es Fortschritte: In Obersiggingen wird im Zuge des barrierefreien Ausbaus der Bushaltestelle eine Überquerungshilfe eingerichtet, die zur Entschärfung der Verkehrssituation beitragen soll.
Die Erweiterung von Betreuungsangeboten für Kinder, Jugendliche und Senioren stand auf Ihrer Wahlplattform. Was wurde realisiert oder angeschoben?
Wolfgang Rößler: Das gute Angebot der Ganztagsbetreuung noch auszubauen und weiterhin den Bedarf an Betreuungsplätzen im Auge zu behalten, ist wichtig. Im Moment sind wir mit den Betreuungsplätzen ganz gut aufgestellt.
Der Ausbau bezahlbaren Wohnens für junge Familien ist auch ein wichtiger Themenbereich. Wie geht es hier voran?
Wolfgang Rößler: In Grünwangen entstehen derzeit drei Mehrfamilienhäuser, mit dem Ziel, auch jungen Familien bezahlbaren Wohnraum zu bieten. Dem Bauträger wurde im Rahmen der Vergabe die Auflage gemacht, einen Teil der Wohnungen zu vergünstigten Konditionen zu vermieten. Außerdem sind wir immer bestrebt, kommunale Baugebiete zu finden. Dies ist eigentlich schon einer der besten Wege für bezahlbares Wohnen, da hier nicht der Kommerz im Vordergrund steht, sondern nur die Kosten für die Erschließung und einen gewissen Anteil als Infrastrukturbeitrag erhoben werden – im Gegensatz zu privaten oder Bauträgerprojekten, wo in erster Linie der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund steht.
Wo sehen Sie die Schwerpunkte der Freien Wähler bei der Gemeinderatsarbeit bis zum Jahresende?
Wolfgang Rößler: Ein zentraler Schwerpunkt der Freien Wähler wird bis zum Jahresende darin liegen, die finanzielle Lage der Gemeinde im Blick zu behalten. Angesichts steigender Ausgaben und begrenzter Mittel ist ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Haushalt wichtiger denn je.
Die Serie: In der Reihe „Kommunalpolitisches Sommerinterview“ sprechen wir mit den Fraktionschefs der Freien Wähler und der CDU sowie mit Bürgermeister Fabian Meschenmoser über aktuelle Themen im Deggenhausertal und über anstehende Vorhaben und Ziele.