Zwei Jahre ist er nur damit gefahren und seit bald 50 Jahren gar nicht mehr: Hinter dem Garagentor von Rainer Schall verbirgt sich eine ganz besondere Rarität – und er träumt noch immer davon, sie eines Tages wieder auf die Straße zu bringen.
Der rote Lack ist zwar stumpf, doch die Form des Blechs ein Hingucker: Ein bisschen wie ein VW Karmann mit Ecken und Kanten. Das rare Stück ist ein NSU Wankel-Spider, Baujahr 1967. Die Neckarsulmer waren seinerzeit und bis sie von VW aufgekauft wurden, Vorreiter der von Felix Wankel entwickelten Motorentechnologie. Anders als bei herkömmlichen Hubkolbenmotoren – also allen heutigen Diesel und Benziner – sorgt im Heck des kleinen Cabrios ein Rotationskolbenmotor für Vortrieb. Laufruhe und Durchzugskraft waren damals legendär, technische Probleme und ein hoher Verbrauch sorgten dafür, dass der Wankel jedoch wieder in der Versenkung verschwand.

Den 50-PS-Originalmotor hat der 75-jährige Markdorfer nicht mehr in seinem Auto, stattdessen eine 30-PS-Maschine aus einem NSU Prinz. Heute nochmal an eine Originalmaschine kommen? Äußerst schwierig, und wenn es doch klappen sollte, sehr kostspielig.

Dennoch träumt Schall davon, das Auto eines Tages noch zu restaurieren. Auch, weil der schnittige Spider eine Historie hat. „Mein Vater war befreundet mit Wilhelm Hofmann, Testfahrer und Rennfahrer bei NSU, der später dann den Fuhrpark der Versuchsabteilung geleitet hat, und den Spider habe ich aus dem Versuch bekommen“, erzählt Schall. Damals hatte er quasi um die Ecke in Heilbronn Maschinenbau studiert. Bei NSU hatte er zuvor eine Lehre als Werkzeugbauer absolviert, so kamen die Kontakte zustande.
Auf die Rennvergangenheit der Marke ist er besonders stolz. Kein Wunder, sei doch sein Vater in den 50ern oft am Hockenheimring oder an der Solitude gewesen und selbst auch Rennen gefahren. Er durfte dabei öfter mit – und infizierte sich dort ebenfalls mit dem Rennvirus.

Selbst sei er auch Slalomrennen gefahren, merkt Schall dann noch bescheiden an, als ihn seine Frau Heidrun beim Sichten der alten Fotoalben am Terrassentisch zwinkernd anstupst. Die Begeisterung merkt man ihm heute noch an. „Den Wankel-Spider konnte man im ersten Gang bis 60 fahren“, erzählt er.
Als das Cabrio 1963 auf der IAA in Frankfurt vorgestellt wurde, sei das damals fast eine kleine Sensation gewesen. „Das war das erste Serienautomobil der Welt mit Rotationskolbenmotor.“ Gerade mal 700 Kilo Leergewicht, aber 50 PS bei 6000 Umdrehungen und eine Spitze von über 150 km/h. Das war Anfang der 60er ein richtig starkes Wort. Schneller waren nur Sportwagen vom Schlage eines Porsche 356 oder die brandneue Giulia von Alfa Romeo.


Sein Schwiegersohn sei Kfz-Mechaniker, sagt Schall. „Da hat man dann schon noch ein wenig Hoffnung.“ Nur noch rund 400 Wankel-Spider sind in Deutschland registriert. Da wäre es doch schön, würde ein weiterer eines Tages auch durch Markdorf schnurren.