Seit 1997 ist der Trabant 601 in Familienbesitz und zog mit Lutz und Peggy Müller von Magdeburg über den Schwarzwald an den Bodensee. 2004 war „Kermit“, wie der grüne Trabi liebevoll genannt wird, gar das Hochzeitsauto des Paares, geheiratet wurde stilecht am Wasser in Wasserburg.
„Mit diesem Auto lässt sich die Herkunft nicht verleugnen“, sagt der 54-jährige Lutz Müller, der in der DDR aufgewachsen ist. Zehn Jahre betrug damals die Wartezeit auf einen neuen Trabi, der zwischen 8000 und 10.000 Ost-Mark gekostet hat. Einen gebrauchten bekam man deutlich schneller, der kostete aber wegen der schnelleren Verfügbarkeit auch deutlich mehr. „Das Prinzip der Marktwirtschaft hatte man damals also verstanden“, sagt Müller mit einem Augenzwinkern.
Trabant wurde bis 1991 in Zwickau produziert
Der Trabant wurde zwischen 1957 und 1991 in Zwickau produziert. Es wurden insgesamt mehr als drei Millionen Exemplare gefertigt, wobei die Produktion des Modells 601 den Großteil ausmachte. Das Kultauto war wegen seiner Duroplast-Karosserie und des Zweitaktmotors bekannt, bevor 1990 der Viertakter Trabant 1.1 (mit VW-Polo-Motor) eingeführt wurde. „Davon liefen aber nicht mehr viele vom Band“, sagt Lutz Müller. 1991 wurde die Produktion eingestellt.

Lutz Müller ist mit dem Trabi aufgewachsen und fuhr als Student in den 1990er-Jahren selbst noch einen. Als der Nachbar aus dem Heimatort dies mitbekam, machte er Müller auf ein ganz besonderes Fahrzeug in seiner Scheune aufmerksam. „Er präsentierte mir dann dieses Schmuckstück in Originalzustand mit 18.000 Kilometer auf dem Tacho“, erinnert sich der Wahl-Markdorfer. Und so kam der Trabi aus dem Jahr 1978 in den Besitz der Familie Müller.
Aufwändige Restaurierung mit Originalteilen
2018 wurde das Fahrzeug generalüberholt. Der Trabi bekam einen neuen Motor, ein neues Getriebe, eine neue Feder und Lutz Müller Unterstützung von seinem älteren Bruder, einem gelernten Trabant-Schlosser. „Wir haben das Fahrzeug mit Originalteilen aus Zwickau aufwändig restauriert“, erzählt Müller. Der unter der Motorhaube liegende Tank wird mit einem besonderen Benzin-Öl-Gemisch befüllt. „Das muss man selbst mischen, sonst fährt man den Motor fest.“ Ein Messstab liegt im Motorraum immer griffbereit, damit der Tankfüllstand nachgemessen werden kann. Auch heute wird kontrolliert – alles in Ordnung.

Wahl-Markdorfer mit TT-Kennzeichen unterwegs
Lutz Müller liebt es, mit dem „Turbotrabi“ durch die Gegend zu fahren. Den Schalk im Nacken spürt man auch bei der Antwort auf die Frage, warum er als Wahl-Markdorfer mit TT-Kennzeichen fährt. „Ist doch ganz klar ein Turbotrabi!“ Den Fahrspaß vergleicht er mit dem Fahren eines Gokarts. „Man hat mit der 26-PS-Rennpappe ein Fahrgefühl zwischen 30 und 50 km/h, das man in einem Porsche erst ab 150 km/h entwickelt“, sagt er und schmunzelt.

Der Trabi ist nicht das einzige ältere Auto des Ehepaars – auch ein Ford Pick-up aus dem Jahr 1994 gehört zur Familie. Wenn Lutz Müller mit dem Trabi unterwegs ist, bekomme er durchweg nur positive Reaktionen. „Man fällt natürlich auf, aber die meisten Menschen freuen sich, wenn ich mit ‚Kermit‘ unterwegs bin.“
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