Bis 2035, schmunzelt Uwe Achilles, „sind unsere ewigen Baustellen in der Innenstadt beendet, auf dem Rathausplatz steht ein alle erfreuender Brunnen und auch der Marktplatz ist schön und ansprechend gestaltet“. Das ist die Antwort des SPD/Grüne-Fraktionschefs auf die obligatorische Eingangsfrage nach den Wünschen für die Stadt.
Eine gute Lösung habe sich bis dahin auch fürs Bischofschloss ergeben, ist sich Grüne-Rätin Sabine Gebhardt gewiss. Und Achilles setzt noch einen drauf: „Eine Lösung, bei der Einvernehmen herrscht zwischen dem Investor, der das Schloss gekauft haben wird, und den Markdorfer Bürgern, die den Innenhof des Bischofschlosses weiterhin nutzen dürfen.“

Dass solche positiven Vorstellungen nicht bloß Wunschträume bleiben müssen, beweise doch der Adler, der aus seiner Sicht „auch mit seinem aufgesetzten Stockwerk sehr ansprechend wirkt“, findet Achilles. Ihm gefalle übrigens auch das renovierte Rathaus. Innen wie außen habe sich der 60er-Jahre-Bau in ein zeitgemäßes Verwaltungsgebäude verwandelt. Sehr zuversichtlich blickt er auch auf den Hexenturm sowie auf die demnächst gleichfalls zu restaurierende Touristinfo.

Langer Atem ist gefragt
Bei allen Veränderungen „braucht es allerdings einen langen Atem, gerade mit Rücksicht auf die finanzielle Situation der Stadt“, betont der SPD-Stadtrat. Er erinnert an die so notwendigen wie teuren Projekte der Vergangenheit: das neue Feuerwehrhaus, die neuen Kindergärten, die zu sanierende Grundschule samt neuer Sporthalle. „Und für die neue Grundschule Markdorf-Süd bin ich zuversichtlich, die wird bis 2035 längst fertig und mit Leben gefüllt sein.“
Wärmeplanung sozialverträglich fortschreiben
„Und gute Ideen, wohin es in Zukunft gehen soll in Markdorf, brauchen wir auch“, erklärt Gebhardt. „Auf gar keinen Fall dürfen wir unser angestrebtes Ziel der Klimaneutralität aus den Augen verlieren. Wir brauchen den Umstieg auf eine nachhaltige Wärmeerzeugung.“ Die aktuell auf den Weg gebrachte Wärmeplanung sei fortzuschreiben. „Sie muss aber auch sozialverträglich gestaltet werden“, fordert die Grüne-Stadträtin.

Hier sieht Achilles noch manches dicke Brett zu bohren. „Die Wärmeplanung ist ein Thema für die gesamte Stadtgesellschaft, für Hauseigentümer wie für Mieter, sie alle müssen ins Boot geholt werden.“ Je transparenter die Notwendigkeiten gemacht werden, je klarer sie im Raum stehen, desto höher seien die Erfolgschancen, erklärt Gebhardt. „Bei der Wärmeplanung lässt sich sicher auch die Bürgerkompetenz aktivieren, denn da sehe ich sehr viel Hintergrundwissen in unserer Stadt schlummern“, spricht sie den hohen Anteil an Ingenieuren und Handwerkern unter Markdorfs Bürgern an.
Stadt soll unter schwierigen Bedingungen lebenswert bleiben
Einen ähnlichen Kreativitätsschub erhofft sich Achilles für das in Anbetracht des offensichtlichen Klimawandels erforderliche Klimamanagement in der Innenstadt. „Das Beispiel des Mannheimer Hitzeaktionsplans zeigt doch, wohin die Reise gehen muss.“ Dort achte die Freiraumplanung auf Kaltluftschneisen und Frischluftventilation. Dort seien auch das Schwammstadtprinzip, öffentliche Trinkwasserbrunnen, Dach- wie Fassadenbegrünung, Entsiegelung und die Begrünung öffentlicher Bereiche wichtige Maßnahmen.
Erste Schritte würden indes auch in Markdorf unternommen, freut sich Sabine Gebhardt mit Verweis auf die Bürgerbäume. Ihr ist wichtig, dass gerade von den Bürgern viel unternommen werden kann. „Da ist es hilfreich, wenn erklärt wird, was ohne allzu großen finanziellen Aufwand möglich ist – und wofür es unter Umständen noch Fördermittel gibt.“ Dass das Leben künftig schwieriger wird – nicht nur mit Blick aufs sich wandelnde Klima, sondern auch auf die wirtschaftspolitische Großwetterlage – darin zeigen sich beide einig. „Es kommt aber darauf an, das Leben unter den schwieriger werdenden Bedingungen lebenswert zu gestalten“, so Sabine Gebhardt, die der festen Überzeugung ist, dass die Kommunen dazu einen wichtigen Beitrag liefern können.
Sozialer Wohnungsbau im Fokus
„In den neu geplanten Wohngebieten kann die Gemeinde ihre Duftmarken setzen, damit dort nachhaltig und sozialverträglich gebaut wird“, ist Gebhardt überzeugt. „Ein Nebeneinander von großen und kleineren Wohnungen und insbesondere der Verzicht auf luxuriöse Ausstattungen, die die Mietpreise in die Höhe treiben, könnten helfen.“ Und Uwe Achilles schlägt vor, die städtische Wohnbaugesellschaft zu aktivieren – „auch um den Trend zu immer mehr Ferienwohnungen zu stoppen“.

„Auf AfD-Wähler zugehen“
Noch herrsche ja Einigkeit im Gemeinderat. „Wir entscheiden pragmatisch“, betont Uwe Achilles. Es werde diskutiert, mitunter auch gestritten, für Ideologie sei aber kein Platz im Gremium. „Die letzte Kommunalwahl hat gezeigt: Wir leben hier in einer vergleichsweise heilen Welt“, ergänzt Sabine Gebhardt. Sie wünscht sich „mehr Zugehen auf AfD-Wähler, um mit ihnen über ihre Enttäuschungen und ihre Wut zu sprechen“. Auch hier sei die kommunalpolitische Ebene gefordert.
Im starken Engagement der Markdorfer in ihren Vereinen, „gleich, ob in den Sport-, in den Musikvereinen oder in der Freiwilligen Feuerwehr“, sieht Sabine Gebhardt den Nährboden für eine gesunde Stadtgesellschaft. Uwe Achilles sieht den Rat gefordert, „unsere Jugend mehr als bisher abzuholen“. Seien junge Menschen doch die zukünftigen Stützen der Stadtgesellschaft.