Wenige Tage nach der überraschenden Absage des internationalen Donaueschinger Reitturniers wird klar: Anlass war doch nicht das vermeintlich schwache Teilnehmerfeld, wie zunächst behauptet. Es gab einen völlig anderen Grund.
Über diesen wurde bereits in der letzten Augustwoche hinter vorgehaltener Hand gemunkelt. Die Bestätigung kam jetzt von Turnierchef Matthias-Alexander Rath selbst. Er äußerte sich gegenüber dem Reiterjournal.
Der Sieger von Aachen wird brüskiert
„Wir haben uns zur Absage entschlossen, um ein erneutes, deutliches Minus im zweiten Jahr in Folge zu vermeiden“, sagte Rath.
Doch mit dieser späten Offenheit stellt sich eine wichtige Frage: Ist damit nicht genau jener Vertrauensbeweis verspielt, den Sponsoren, Helfer, Dienstleister, Offizielle und Teilnehmer immer wieder eingefordert haben?
Was sollen namhafte Reiter wie der Schweizer Martin Fuchs denken – Sieger von Aachen –, der eigens zur Pressekonferenz nach Donaueschingen reiste und nun als Teil eines angeblich „zu schwachen Teilnehmerfelds“ herhalten muss?
Wie kommt es zur finanziellen Fehlplanung?
Die Absage, die am Mittwoch, 27. August, in die Welt des Pferdesports große Wellen auslöste, wirft auch ein Schlaglicht auf die finanzielle Planung.
Wenn drei Wochen vor dem zwischen dem 18. und 21. September geplanten Turnier das Aus kommt, muss entweder ein zentraler Geldgeber kurzfristig abgesprungen sein – oder man ist sehenden Auges in ein finanzielles Desaster gerannt.

Enttäuschung und Wut machen sich breit, auch beim Mitausrichter, dem Reit- und Fahrverein Schwenningen. Dessen Vorsitzender Johann Bucher berichtet: „Über 100 Helfer haben wir mobilisiert, meine Vize Vanessa Hennig opferte ihren Sommerurlaub für die Dienstpläne – und nun war alles umsonst.“ Auch aus Sponsorensicht ist die Lage bitter.

Großer Ärger beim Hauptsponsor
Die Südstern Bölle AG, deren Vorstand Bucher lange angehörte und heute im Aufsichtsrat sitzt, hätte erneut als Hauptsponsor fungiert. Ein exklusives Kundenevent zur Präsentation eines neuen Mercedes-Modells war geplant, Einladungen verschickt, Vorbereitungen getroffen – alles vergeblich.
„Das ist äußerst unangenehm und vor allen Dingen völlig unprofessionell“, kommentiert Bucher, selbst passionierter Reiter.

Und so geht es vielen: Sponsoren, Dienstleistern, Helfern und Teilnehmern, die bereits in Vorleistung traten oder ihre Saisonplanung auf Donaueschingen ausrichteten.
Erinnerung an Absage 2023
Die Erinnerung an 2023 ist noch frisch. Damals sagte Veranstalter Kaspar Funke (Escon Marketing) das Turnier bereits im Frühjahr ab – mit ehrlicher Begründung. Auch damals war die wirtschaftliche Lage angespannt, Corona-Nachwirkungen, eine schwächelnde Konjunktur und geopolitische Unsicherheiten.

Zudem lief Funkes Vertrag zum Jahresende 2023 aus, er wurde trotz Bewerbung für die Neuausrichtung allerdings nicht mehr berücksichtigt – stattdessen erhielt Rath mit seinem Team aus Kronberg den Zuschlag. Weitere Bewerber waren die Familie Blum (Maiturnier Riem) und die Familie Landsberg (Deutsche Meisterschaften Balve).
Mehr noch, es ist wohl immer noch ein Rechtsstreit zwischen der Stadt Donaueschingen und Kaspar Funke anhängig, weil diesem aufgrund der Absage des Turniers seitens der Stadt Vertragsbruch vorgeworfen wird.
Thema Vertragsbruch steht erneut im Raum
Doch nun droht sich die Geschichte zu wiederholen. Auch Rath sagt ab – und auch jetzt steht der Vorwurf des Vertragsbruchs im Raum. Denn, das Turnier ist nicht „verschoben“, wie es heißt, es ist schlichtweg abgesagt.

Eine vielleicht letzte Möglichkeit zur minimalen Reduzierung des immensen Schadens auf der Vertrauensebene wäre gewesen, den Schlossempfang am Freitag, 19. September 2025, vielleicht doch wie geplant stattfinden zu lassen. Es wäre eine perfekte Möglichkeit gewesen, den größten und wichtigsten Unterstützern des Turniers, denen die Einladungen schon vorlagen, vielleicht doch noch persönlich Rede und Antwort zu stehen.
Fürstenhaus sagt Schlossempfang ebenfalls ab
„Von unserer Seite her wäre der Schlossempfang gestanden, auch trotz der Absage des Turniers“, so die dafür Verantwortliche Kerstin Tritschler. Doch auf mehrere Anfragen seitens des Fürstenhauses beim Veranstalter, gab es keine Reaktionen. „Da wir natürlich auch planen müssen, haben wir nun den Empfang unsererseits abgesagt“, so Tritschler.
Übrigens zum Rest des Desasters rund um das Turnierschlammassel äußert sich das Fürstenhaus nicht. Lediglich noch einmal in Erinnerung darf man sich die Worte von Christian Fürst zu Fürstenberg im September 2023 bei der ersten Präsentation des neuen Veranstalters in der Anspannhalle des Marstalles rufen.
Damals sagte der Fürst nach der Vorstellung und den multimedialen Präsentationen, die bei allen für Staunen sorgten: „Alles toll, alles perfekt, die Präsentationen mit den animierten Veränderungen zum Turnier, alles schick. Aber schauen wir mal, was dann tatsächlich daraus wird“.