Schon bald gehört eine ehemalige Fabrik in Fürstenberg endgültig der Vergangenheit an – und damit endet auch die lange Ära einer brachliegenden Fläche in guter Wohnlage: Nach der Sommerpause rücken am Haidelmoosweg die Abrissbagger an, um das stillgelegte Veeser Plastic-Werk dem Erdboden gleichzumachen.
Andreas Mayer, Geschäftsführer der Wohnbaufirma Gnädinger und Mayer aus Radolfzell, wartet schon lange auf diesen Schritt: „Wir freuen uns sehr über den Beginn der Arbeiten, da wir dieses Grundstück bereits im Jahr 2018 erworben haben“, schreibt er auf SÜDKURIER-Nachfrage. Denn dem baldigen Baubeginn waren mehrere Rechtsstreitigkeiten vorausgegangen.
Wie an vielen anderen Stellen in Konstanz erhoben Nachbarn Widersprüche gegen die Pläne, die sich im Lauf der Jahre immer wieder änderten. Ursprünglich waren dort 36 Wohnungen angedacht. Doch auch das aktuelle Vorhaben veranlasste neun Anwohner zum Widerstand.

Sie sorgten sich wegen der Verschattung ihrer eigenen Immobilien durch zu hohe Neubauten, fürchteten viele Partys auf den neuen Dachterrassen. Zudem fanden sie, dass für die Größe des Vorhabens zu wenige Stellplätze geplant sind, sodass es im Haidelmoosweg noch enger werden würde.
Die Stadt Konstanz aber hält die zuletzt eingereichten Pläne für angemessen: „Größe, Maßstab und Struktur der Häuser überzeugen im städtebaulichen Kontext“, so die Pressestelle. Die Verwaltung erteilte deshalb am 16. März 2021 die Baugenehmigung für 15 dreigeschossige Reihenhäuser, verteilt auf zwei Baukörper mit sieben und acht Einheiten.

Aufgrund der Widersprüche aus der Nachbarschaft landete der Fall beim Regierungspräsidium (RP) Freiburg, das im März 2022 der Stadt Konstanz recht gab. „Die Widersprüche waren unbegründet“, schrieb damals RP-Pressesprecherin Heike Spannagel dem SÜDKURIER. Ein Anwohner wollte es nicht dabei bewenden lassen und klagte vor dem Verwaltungsgericht (VG) Freiburg gegen die Baugenehmigung. Er verlor im Mai 2023.

Doch auch dann rückten noch keine Bagger an. Denn parallel beschritt auch die Bauherrin den Rechtsweg. Die Radolfzeller Immobilienfirma störte sich an Auflagen in der Baugenehmigung und zog im August 2022 ebenfalls vor das VG Freiburg. Zu einem Urteil kam es aber nie: Das Verfahren ruhte zunächst, weil die Stadt Konstanz und das Wohnbauunternehmen sich im Sommer 2023 auf ein Mediationsverfahren einließen. Beide Seiten waren um eine einvernehmliche Lösung bemüht.
Anfang 2025 erfolgte der Durchbruch. Klaus Döll, Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Freiburg, erläutert: „Zu Jahresbeginn teilten die Beteiligten mit, sie hätten sich geeinigt, und erklärten den Rechtsstreit übereinstimmend für erledigt. Mit Beschluss vom 18. Februar 2025 stellte das Gericht daraufhin den Rechtsstreit ein.“
Laut Pressestelle der Stadt Konstanz ging es in dem Mediationsverfahren um den Abstand des Bauvorhabens zum angrenzenden Grün. Knackpunkt ist, dass das neu zu bebauende, private Grundstück an ein städtisches Grundstück grenzt, auf dem sich ein knapp 20 Meter breiter Waldstreifen angesiedelt hat. Laut Landesbauordnung Baden-Württemberg müssen Gebäude und Wälder voneinander einen Abstand von mindestens 30 Metern einhalten.

Darf der Wald weg, wenn er nachträglich wuchs?
Gnädinger und Mayer Immobilien brachte als Klägerin vor, der Wald habe sich erst nach Errichtung der Veeser-Werke entwickelt und halte diesen Abstand nicht ein. Deshalb sei er zu beseitigen. Auch zu den geplanten Neubauten wäre dieser Mindestabstand nicht eingehalten.
„Nach der Landesbauordnung können Ausnahmen vom Mindestwaldabstand zugelassen werden“, sagt Lena Fischer, Pressesprecherin am VG Freiburg. Eine solche Ausnahme habe die Stadt Konstanz in der Baugenehmigung erlaubt, aber nur unter der Bedingung, dass ein Vertrag zwischen Forstbehörde, Baurechtsamt und Bauträger zur Bewirtschaftung des Waldstreifens geregelt wird. Auch hiergegen richtete sich die Klage der Immobilienfirma.
Im Mediationsverfahren erfolgte schließlich die Einigung. „Sie beinhaltete, dass ein Waldentwicklungskonzept erstellt wird, über das Konflikte mit dem Bauvorhaben ausgeschlossen werden konnten (Windwurfgefahr)“, so die städtische Pressestelle. Sieben Jahre nach dem Grundstückskauf durch den Bauträger erteilte die Stadt schließlich am 17. Februar 2025 die Baufreigabe. Weitere Einsprüche von Anwohnern habe es seitdem nicht mehr gegeben, so die Verwaltung.

Der Rohbau beginnt im November 2025
So kann Gnädinger und Mayer demnächst am Haidelmoosweg 23, 23a und 25 auf ein Grundstück von rund 3678 Quadratmetern Fläche zwei große Baukörper stellen. Auf Nachfrage gibt Geschäftsführer Andreas Mayer bekannt: „Die Abrissarbeiten starten nach der Sommerpause. Da sie umfangreich sind, werden die eigentlichen Rohbauarbeiten im November 2025 beginnen.“ Zunächst würden die Häuser 9 bis 15 errichtet – vom Haidelmoosweg aus gesehen ist das der rechte Gebäudekörper.

Die 15 Reihenhäuser sind nicht alle baugleich. Die Wohnflächen reichen von rund 179 bis rund 197 Quadratmeter, auch die Anzahl der Terrassen und Kellerräume sowie die Lage der Zimmer variiert. Zur Ausstattung gehören Eichenparkett und Fußbodenheizung, es gibt zentrale Luft/Wasser-Wärmepumpen für alle Häuser, die als Effizienzgebäude 55 geplant sind. Das bedeutet, dass sie den Energiebedarf eines konventionellen Neubaus um 45 Prozent unterschreiten.
Und wie teuer wird es für die künftigen Bewohner? „Alle Häuser werden in Massivbauweise schlüsselfertig zum notariell garantierten Festpreis errichtet, ab 889.000 Euro. Der Verkauf erfolgt direkt durch den Bauträger ohne zusätzliche Maklergebühr“, heißt es auf der Website des Immobilienunternehmens.

Wo die obere Preisgrenze liegt, verrät Andreas Mayer auf Nachfrage: Das teuerste Haus kostet 929.000 Euro inklusive Stellplatz. „Der Preisunterschied rührt daher, dass die Eckhäuser teurer als die Mittelhäuser sind“, erklärt der Geschäftsführer.
Interesse aus der Bevölkerung sei bereits vorhanden: „Wir konnten viele Gespräche mit Interessenten führen, ein Eckhaus ist notariell beurkundet, zwei Reservierungen liegen vor und einige Interessenten prüfen derzeit ihre Finanzierung“, so Mayer. Es hätten sich bisher ausschließlich Familien aus Konstanz gemeldet.