Zunächst noch bei laufendem Betrieb beginnen im September 2025 die Bauarbeiten für die Elektrifizierung der Hochrheinbahn. Ab April 2026 wird die Strecke dann komplett gesperrt, der Abschnitt zwischen Rheinfelden und Waldshut bis voraussichtlich Juli 2027. In Laufenburg werden dann der Rappensteintunnel und der Altstadtbahnhof zur Großbaustelle – so wie vor 25 Jahren schon, als dort das zweite Gleis verlegt wurde.
Dem Ausbau wäre damals fast der Altstadtbahnhof, im Volksmund auch Westbahnhof genannt, zum Opfer gefallen. Hätten sich nicht engagierte Laufenburger Bürgerinnen und Bürger für seinen Erhalt eingesetzt, wäre das denkmalgeschützte Gebäude längst verschwunden. Dabei handelt es sich bei ihm doch um „einen der malerischsten Bahnhöfe in Deutschland“, wie sich die ehemalige Laufenburger Buchhändlerin Renata Vogt ausdrückt. Auch sie setzte sich vor 25 Jahren für den Fortbestand des Bahnhofs ein.
Als beinahe die halbe Innenstadt abgerissen wurde
Doch die Geschichte der Laufenburger Bahnbaustellen bietet noch viel mehr Merkwürdigkeiten. Beim Bau der Bahn sollte sogar das halbe Städtle abgerissen werden, wie Stadtarchivar Martin Blümcke weiß. Im Oktober 1853 waren schon Verhandlungen mit den Eigentümern der für die Trassenführung auf Laufenburger Gemarkung notwendigen Grundstücke geführt worden. Aus Kostengründen sollte der Rappenstein, der aus massivem Gneis besteht, der nur schwer durchzuschlagen ist, umfahren werden. Diesem Plan wäre die nördliche Häuserreihe der Kleinlaufenburger Altstadt mitsamt dem Rathaus zum Opfer gefallen.
Die damals nur wenig mehr als 800 Laufenburger wehrten sich mit Erfolg gegen diese Absicht. Ihr Widerstand sorgte dafür, dass die Eisenbahnverwaltung einen Tunnel durch den Rappenstein schlagen ließ. Die Arbeiten waren schwer, dauerten drei Jahre an und verschlangen am Ende drei Millionen Gulden – statt der ursprünglich veranschlagten 60.000 Gulden. Im September 1856 erfolgte dann unter großem Jubel der Bevölkerung der Durchbruch des Tunnels. Hunderte Schaulustige bestaunten die erste Tunneldurchfahrt am 18. November 1856.

Ursprünglich sollte der Laufenburger Bahnhof östlich des Rappensteintunnels gebaut werden. Eine Abordnung maßgeblicher Vertreter der Stadt setze jedoch bei der großherzoglichen Regierung durch, dass zugunsten der Großlaufenburger in der Schweiz, die zu dieser Zeit noch über keine eigene Bahnanbindung verfügten, die Station westlich des Tunnels errichtet wurde. Der heutige Ostbahnhof war lediglich als reiner Güterbahnhof vorgesehen. Erst 1912 wurde nach der Ansiedlung verschiedener Industriebetriebe dieser Bahnhof auch für den Personenverkehr freigegeben.
2000 – das Schicksaljahr für den Westbahnhof
In der kommenden Zeit verlief der Betrieb des Westbahnhofes ungestört, bis es zum zweigleisigen Ausbau der Strecke im Jahr 2000 kam. Im Zuge dieses Ausbaus war vorgesehen, das „Bahnhöfle“ und die Bahnsteige aufgrund des Platzmangels zu entfernen, da Laufenburg ja noch den anderen Bahnhalt zur Verfügung hatte.


Wie fast 150 Jahre zuvor wehrten sich die Laufenburger wieder mit Erfolg gegen die Pläne. Die von „Bahnhöfle“-Pächter Dieter Steiert, Renata Vogt und Eberhard Roquette geführte Bürgerinitiative brachte mit ihren Argumenten gegen den Abriss 700 Unterschriften zusammen. Der Aspekt, dass der Bahnhof unter Denkmalschutz stand, tat sein Übriges. Der Westbahnhof war gerettet.
Mit der Notlösung gibt es auch eine Aussichtsplattform
Und so ließ es sich die Bahn 3,6 Millionen Mark kosten, um das zweite Gleis am Bahnhof vorbei durchs Laufenburger Nadelöhr zu verlegen und ein Bahnsteigplateau zur Rheinseite hin weiter südlich zu verlegen. Es stellt heute gleichzeitig eine Aussichtsplattform mit wunderbarem Blick auf die Schweizer Altstadt und den Rhein dar.
25 Jahre später stehen jetzt wieder große Umbauarbeiten am Westbahnhof und am Rappensteintunnel an, diesmal im Zusammenhang mit der geplanten Elektrifizierung der Hochrheinstrecke. Laut der Deutschen Bahn ist der Ausbau des Rappensteintunnels die komplexeste und technisch herausforderndste Maßnahme im gesamten Projekt.
Rappensteintunnel wird zur Herausforderung
Der Tunnel muss für den Bau einer Oberleitung vergrößert werden. Da der Westbahnhof und ein Bahnübergang direkt vor dem Westportal liegen, lassen sich die Gleise dort jedoch nicht absenken, sodass die Gleise ab dem Tunnelportal um 60 Zentimeter tiefer gelegt werden müssen. Zudem wird das Profil des Tunnels aufgeweitet.

Die im Rappensteintunnel beheimateten Fledermäuse werden vor Beginn dieser Bauarbeiten in einen nahegelegenen Stollen umgesiedelt. Hinzu kommt am Westbahnhof eine Verlängerung der Bahnsteige auf 155 Meter, damit die neuen Züge, die auf der Strecke eingesetzt werden sollen, dort problemlos halten können.
Insgesamt muss sich die Stadt Laufenburg mit Summen in Millionenhöhe an den Umbauarbeiten, darunter auch am Ostbahnhof und an diversen Brücken, beteiligen. Neben den hohen Kosten wird es in der Bauphase zu Einschränkungen für die Laufenburger Bevölkerung kommen, worüber sich die Anwohner Gedanken und stellenweise auch Sorgen machen. Dabei gehe es konkret um den Zugang zu den Häusern in der Altstadt und um die drohende Lärm- und Staubbelästigung.
Diese Sorgen werden immer wieder an Bürgermeister Ulrich Krieger herangetragen, der die Fragen der Bevölkerung und das Interesse der Stadt Laufenburg in regelmäßigen Gesprächen mit der Deutschen Bahn und den ausführenden Unternehmen vertritt. So habe Krieger erreichen können, dass die Bahn darauf achte, auch in Laufenburg die Lärmrichtwerte einzuhalten und die Zufahrt zur Altstadt sowie eine nötige Rettungsgasse immer offen zu halten. Etwas unbefriedigend sei, dass die Umsetzung der entgegenkommenden Maßnahmen nicht immer transparent sei, sagt Krieger.

Insgesamt betrachtet ist der Bürgermeister überzeugt von dem Elektrifizierungsprojekt und dessen positiven Nutzen für die Stadt. Beide Bahnhöfe verfügten danach über eine zeitgemäße Infrastruktur und seien barrierefrei erreichbar, der Bahnverkehr erfolge wesentlich umweltschonender als bisher und den Bahnkunden stünden komfortablere Züge im Halbstundentakt bereit.