Maximilian, es ist das erste Interview, in dem ich einen Spitzensportler als Gurke bezeichnen darf, ohne Ärger zu bekommen. Ohne Humor geht so ein Künstlername nicht, oder? Gurke steht schließlich nicht für Qualität…
Maximilian Czerwinski: (lacht) Im Darts geht es ein bisschen lässiger zu. Da sehen wir das nicht so ernst, was die Spitznamen angeht, im Vergleich zu anderen Sportarten.
Wie sind Sie auf Ihren Namen gekommen?
Maximilian Czerwinski: Ich war 2020 mit Freunden, die ich über den Dartsport kennengelernt habe, unterwegs in die Niederlande, und als wir an einem Supermarkt hielten, habe ich mir dann Gurken als Proviant geholt – und habe die dann auch im Auto gleich gegessen. Die anderen waren ein bisschen perplex und wussten gar nicht, was los ist. Als wir uns am Abend über meinen möglichen Sportler-Spitznamen unterhalten haben, hat einer Gurke vorgeschlagen. Das fand ich gut und dabei bin ich geblieben.
Ist das bislang Ihr einziger Bezug zur Insel Reichenau? Oder haben Sie früher schon mal am Bodensee im Urlaub gemacht?
Maximilian Czerwinski: Am Bodensee selber nicht. Ich kenne zwar ein paar Leute, die hier in der Umgebung wohnen, aber unsere Partnerschaft ist nur durch den Spitznamen Gurke zustande gekommen. Ich esse gern Gurken und die Reichenau ist ein großer Gurkenproduzent. Einer der Erzeuger von der Insel ist Dartsfan. Er hatte von mir gehört, meinte, das könnte gut passen und hat den Kontakt hergestellt.
Gibt es in Dortmund denn Gemüse von der Insel Reichenau?
Maximilian Czerwinski: Puh, ist mir bisher noch nie aufgefallen. Aber die Frage ist ja, ob man da so extrem drauf achtet, vor allem, wenn man ein Unternehmen vorher nicht kannte. Jetzt würde es mir direkt auffallen, wenn ich es sehen würde, weil ich ja jetzt auch einen Bezug zu dem Namen habe.
Wie mögen Sie die Gurke am liebsten?
Maximilian Czerwinski: Ich bin ein großer Freund von Schlangengurken, und da ist es mir egal, ob geschält oder nicht geschält, ob geschnitten oder nicht geschnitten. Die Leute machen sich inzwischen schon auf der Tour einen Spaß daraus, weil ich sehr oft eine Gurke mit in die Halle nehme und die dann zwischendrin esse.
2024 war Ihr Durchbruch im Sport. Haben Sie letztes Jahr extra viele Gurken gegessen?
Maximilian Czerwinski: Ja, da habe ich meinen ersten deutschlandweiten Titel geholt, sodass die Leute das erste Mal auf mich aufmerksam geworden sind. Zuvor hatte ich hauptsächlich regionale Turniere gespielt. Richtig durch die Decke gegangen ist es dann Anfang dieses Jahres, als ich mir die Tourkarte für die PDC (Professional Darts Corporation, d. Red) gesichert habe.
Können Sie vom Sport leben, oder arbeiten Sie neben dem Darts?
Maximilian Czerwinski: Derzeit arbeite ich in Vollzeit als IT Security Engineer. Ab Mitte September werde ich meine Arbeitszeit auf 25 Stunden die Woche reduzieren, sodass ich mehr Zeit fürs Darts habe und mich ordentlich vorbereiten kann.
Welche Eigenschaften muss ein guter Dartsspieler mitbringen?
Maximilian Czerwinski: Auf jeden Fall Durchhaltevermögen, weil der Start richtig schlimm ist. Auch wenn Darts selber sehr einsteigerfreundlich ist, ist es schon sehr anstrengend, weil du am Anfang die meisten Spiele verlierst und dann macht‘s auch keinen Spaß. Man sollte auch diszipliniert sein und eine gute Hand-Augen-Koordination haben.
Wie viele Stunden in der Woche investieren Sie in Ihren Sport?
Maximilian Czerwinski: Wenn Turniere anstehen, dann bin ich zwei oder drei Tage komplett weg, plus An- und Abreise. Das ist immer sehr stressig. Zuhause versuche ich zwei, drei Stunden am Tag zu trainieren. Vor ein paar Monaten habe ich auch mit Mentaltraining angefangen.
Welche Rolle spielt der Kopf beim Darts?
Maximilian Czerwinski: Eine große! Man muss sich mental gut fühlen und ein gutes Gefühl haben. Wenn man sich ärgert, wenn etwas nicht klappt, ist man sehr schnell in einer Negativspirale und dann geht‘s immer weiter bergab, bis man sich wieder fängt. Jeder Profi kann auf einem Top-Level spielen, aber ich glaube, die wenigsten können es konstant, weil sie sich runterziehen lassen.
Und je größer die Bühnen werden, auf denen Sie jetzt auftreten, desto mehr Kopfsache spielt mit rein.
Maximilian Czerwinski: Das Thema große Bühne ist bei mir noch ein bisschen schwer. Ich habe mein European-Tour-Debüt Mitte Oktober in Hildesheim. Ich bin gespannt, wie die Leute reagieren und was für Kostüme sie mitbringen. Ich bin auch schon sehr gespannt, wie nervös ich sein werde, wenn ich mal bei der WM spielen sollte. Im Ally Pally in London ist richtig starke Stimmung. Ich kann das zwar noch schlecht beurteilen, aber ich glaube, auf der Bühne fühle ich mich wohler als auf kleineren Events, bei denen keine Zuschauer sind.
Ist der Start bei der Weltmeisterschaft Ende Dezember Ihr Ziel?
Maximilian Czerwinski: Ja, auf jeden Fall. Aktuell bin ich ein paar Spieler entfernt vom letzten, zu dem ich aufschließen muss, um mich zu qualifizieren. Ich habe selber nicht erwartet, dass ich direkt alles abräumen werde, sondern dass ich das erste Jahr zum Finden nehme und im zweiten Jahr dann richtig Gas gebe. Aber die WM ist natürlich ein riesiges Ziel, ein Traum, den jeder ambitionierte Dartspieler hat.