Nachhaltigkeit ist nicht nur für die große Politik in Berlin, Brüssel oder Washington eines der zentralen Themen für die Gegenwart und Zukunft. Auch oder gerade lokal ist die Frage nach der Zukunftsfähigkeit vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen von großer Bedeutung. Mit der Aktion Mitmach-Region Deggenhausertal will der Verein „Wir und Jetzt“ nun anstoßen, dass sich Bürger selbst stärker an der Gestaltung dieser Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit beteiligen können.
Raum zum Zusammenkommen
Dabei ist die Mitmach-Region eine von über 60 im deutschsprachigen Raum, zu denen neben dem Deggenhausertal auch Initiativen in Ravensburg und Radolfzell gehören. „Wir wollen damit die Menschen in der Region einladen und ermutigen, sich zu vernetzen und aktiv zu werden“, sagt Organisator Simon Neitzel vom Verein „Wir und Jetzt“. Vor allem wollen sie Räume schaffen, in denen sich interessierte Bürger treffen und Ideen für ein zukunftsfähiges Deggenhausertal selbst erarbeiten können. Große Einschränkungen gibt es laut Neitzel nicht. Was die Bürger umgesetzt sehen wollen, können sie als Idee mit einbringen.
Damit aus den Ideen der Bürger auch konkrete Projekte entstehen können, wollen Neitzel und sein Team die Bürger mit Informationen zu diversen Themen unterstützen und ihnen beim Netzwerken untereinander sowie mit Wirtschaft und der Verwaltung helfen. Bei einer Auftaktveranstaltung im Mai waren 40 Menschen dabei, sagt Neitzel.
Nachhaltigkeit sieht er nicht nur als ein klassisch ökologisch-wirtschaftliches Thema. Auch das soziale Miteinander im Deggenhausertal soll durch kleine Projekte vorangetrieben werden. Erste Ideen etwa für einen Regionalmarkt und neue Bewegungsräume, in denen sich Menschen auch abseits vom Bäcker oder Vereinsheimen spontan begegnen können, wurden beim Auftakt besprochen.
Weitere Ideen für Projekte sollen am 15. Juli von 18 bis 21 Uhr bei einem Mitmach-Café im Familientreff in Wittenhofen gesammelt und ausgearbeitet werden. Bis zum Ende des Projekts im August 2025 sollen regelmäßig weitere solche Veranstaltungen organisiert werden, bei denen die Planungen konkretisiert werden sollen, sagt Neitzel.
Globale Krisen lokal bewältigen
Besonders umfangreiche Projekte, die alles auf den Kopf stellen, erwartet sich Simon Neitzel von der Mitmach-Region nicht. Das ist auch gar nicht sein Ziel. „Häufig ist es nicht die eine große Veränderung, sondern viele kleine Schritte, die etwas bewegen.“ Aber so könne man die großen, globalen Probleme eben vor Ort angehen, sagt Neitzel weiter.
Zum Beispiel Antworten auf die Frage, wie das Deggenhausertal mobiler werden kann, ohne vom Auto abhängig zu sein. „Ich wünsche mir eine aktive Bürgerschaft, die gemeinsam mit Wirtschaft und Verwaltung Lösungen für diese Dinge findet“, sagt Simon Neitzel. Herausforderungen wie den Umgang mit intensiver Hitze oder Nässe, wie bei den starken Regenfällen und Hochwassern im Juni, sollen ebenfalls unter den Bürgern besprochen werden.
Konkrete Ergebnisse der Mitmach-Region gibt es bislang noch nicht zu bestaunen. Noch werden Ideen aus der Bürgerschaft gesammelt und ausgearbeitet, sagt Sarina Gisa vom Verein „Wir und Jetzt“. Sie weiß aber auch: Will die Initiative mehr Unterstützung, muss das Projekt greifbarer werden. „Wir wollen nun schauen, wie man den Menschen erlebbar machen kann, dass Projekte auch umgesetzt werden.“
Chance auf mehr Bürgerbeteiligung
Für die Gemeinde ist ein Projekt wie die Mitmach-Region eine Chance, sagt Bürgermeister Fabian Meschenmoser: „Für uns ist es gut, um Themen wie Nachhaltigkeit überhaupt unter die Leute zu bringen. Auch die Vernetzung der Menschen ist wichtig. Wenn so etwas von kommunaler Seite kommt, dann wirkt es oftmals eher aufgesetzt.“
Oft kommt Bürgerbeteiligung über ein schon existierendes Vorhaben der Gemeinde zustande, sagt Meschenmoser. Er sieht Potenzial in der Idee, den Spieß umzudrehen und den Bürgern den Raum und die Möglichkeiten zu geben, selbst initiativ zu werden und eigene Ideen besser einbringen zu können. „Initiativen gibt es meist gegen etwas. So kann man die Leute nochmal ganz anders abholen“, sagt Fabian Meschenmoser.
Der Faktor der Vernetzung ist für den Bürgermeister ohnehin ein wichtiger. Er glaubt, je mehr und intensiver sich in unterschiedlichen Kommunen mit Themen wie Nachhaltigkeit auseinandergesetzt wird, desto größer könne auch der Austausch zwischen den Gemeinden in dieser Hinsicht werden.