Das Viererteam der Frickinger Filmauslese hat im 27. Jahr nach Organisieren ihres ersten Filmabends am 8. Juli 1998 aufgehört. Als Gründe nennen die Vier vor allem ihr großes Engagement für die Nachhaltigkeit in der Gemeinde. Wenn sie aber von den Erlebnissen rund um das Kino im Lagerhäusle erzählen, ist ihnen ihre Leidenschaft für Kinofilme noch anzumerken. 265 besondere Streifen haben sie in 26 Jahren gemeinsam ausgewählt und einem treuen Publikum gezeigt.

Titel und Inhalte haben sie fast alle noch im Kopf. „Filme mit Tiefgang, die aber nicht mit erhobenem Zeigefinger daherkommen“, beschreibt Christa Balser ihre Intention. Es sei ihr Ziel gewesen, den Besuchern einen tollen Abend bei Essen und Trinken in dem Altheimer Kultur- und Eventrestaurant zu bescheren. Der jeweils spezielle Filmstreifen sollte darüber hinaus Inspiration und Ideen bieten. „Die Saat scheint aufgegangen zu sein“, resümiert Marcel Pfaff. Die 90 Plätze in dem zum Kinosaal umfunktionierten Restaurant seien in letzter Zeit immer belegt gewesen.

Viele schöne Momente erinnern, von links, Gottfried Grundler, Marcel Pfaff und Christa Balser beim Sichten von Plakaten und Programmen ...
Viele schöne Momente erinnern, von links, Gottfried Grundler, Marcel Pfaff und Christa Balser beim Sichten von Plakaten und Programmen zu ihrer Filmauswahl. | Bild: Martina Wolters

Am Anfang zu viel experimentiert

Das war nicht immer so. Anfänglich hätten sie zu viel experimentiert und zu viel pädagogische Ziele verfolgt, erinnert sich Balser an leere Stuhlreihen, zum Beispiel als sie den Kinostreifen „Dead man walking“ zeigten. Das Thema Todesstrafe sei damals in den Medien heiß diskutiert worden, zum Filmgucken sei niemand gekommen. Ganz anders fiel das Aufführen von „Sound of Heimat“ aus. Den deutschen Film über die Verbindung von Musik und Heimat hätten die Zuschauer gefeiert und ebenso das anschließende Mitsing-Konzert mit der Klangkünstlerin Dorle Ferber. Auch die Überraschungsfilmabende, die „Blind Dates“, die Open-Air-Filme und Mottoabende, wie einen französischen Abend, sind den Vieren zufolge gut angekommen.

Zur Filmauswahl sind sie anfänglich über den Bundesverband Jugend und Film und später bis zum Schluss über den Verleihring „Dorfkino“ gekommen. Die „breite Auswahl der Kinofreaks“ dort habe sie beeindruckt und ebenso, dass die Verleiher die Formalitäten wie Gema-Gebühren abgewickelt hätten. Das Auswählen selbst war aufwendig. Jeder habe Filmtrailer angeschaut und fleißig Filmtipps aus dem Feuilleton von Zeitungen gelesen, um daraus eine Hitliste zu erstellen. Manchmal sei auch der Zufall mit im Spiel gewesen. Über die in Frickingen ausgestrahlte Schlöndorff-Öko-Dokumentation „Der Waldmacher“ hatte Marcel Pfaff auf einer Autofahrt im Radio gehört. Die darin dargestellte Idee des Agrarwissenschaftlers Tony Rinaudo, Bäume auf vermeintlich totem Wüstenboden zu pflanzen, habe ihn so fasziniert, dass er die Doku unbedingt habe zeigen wollen, so Pfaff.

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Auch Publikumswünsche mit dabei

„Gesetzt waren bei der Programmauswahl jeweils eine Dokumentation, ein Inklusions- und ein Musikfilm“, erklärt Pfaff. Bei einem gemeinsamen Treffen sei schließlich die letzte Entscheidung gefallen. Auch Publikumswünsche sind Christa Balser zufolge eingeflossen. „Viele Besucher sind einfach gekommen, ohne vorher zu wissen, welcher Film auf dem Programm steht“, freut sich Balser über das entgegengebrachte Vertrauen. Ihr Lebenspartner Gottfried Grundler findet es schön, dass Kinder ihr erstes Kinoerlebnis in der sonntäglichen Filmauslese hatten. Mit Rucksack und Vesper seien Kinder aus Frickingen in den Ortsteil Altheim gelaufen. „Und so sieht ein richtiges Kino aus“, habe einmal ein Junge begeistert gerufen, als er den Saal betreten habe.

Die vielen Wahlplakate und Kinoprogramme der vergangenen 26 Jahre haben die bisherigen Macher des Kinos im Lagerhäusle aufgehoben und ...
Die vielen Wahlplakate und Kinoprogramme der vergangenen 26 Jahre haben die bisherigen Macher des Kinos im Lagerhäusle aufgehoben und mit deren Hilfe in Erinnerungen geschwelgt. | Bild: Martina Wolters

Bote steckt mit Filmrolle fest

Nicht nur Schönes, sondern auch Aufregendes ist den Frickinger Kinomachern passiert: Manchmal kam die 16-Millimeter-Filmrolle nicht rechtzeitig. Einmal steckte der Bote im Schneegestöber auf der Schwäbischen Alb fest und die Rolle musste abgeholt werden. Im letzten Jahr kam die DVD ebenfalls nicht wie gewohnt. Sie wurde noch einmal bestellt und am Ende war sie in zweifacher Ausführung da, weil der Film bei den Nachbarn abgegeben worden war. Bei den Kosten hat das Filmauslese-Quartett auf leistbare Preise gesetzt. Mit 5 D-Mark je Erwachsenen-Ticket und 3 Mark pro Kind haben sie damals angefangen. Zuletzt kostete ein Kinobesuch bei ihnen 6 Euro, Kinder zahlten die Hälfte. Alles jenseits der Unkosten wurde gespendet.

“Jetzt ist der beste Zeitpunkt, aufzuhören“, befindet Marcel Pfaff im Rück- und Ausblick. Die Strukturen für eine gelungene Fortsetzung sehen er und seine Filmteamkollegen gelegt. Darin, dass der freitägliche Kinoabend sowie der sonntägliche Filmnachmittag vom Lagerhäusle-Team weitergeführt werden, sieht sich das Vierer-Team in seiner ehrenamtlichen Kino-Tätigkeit bestätigt.