Die Atmosphäre in der Werkstatt von Rudi Matt ist eine besondere. Fachlich angeleitet von dem Krippenbaumeister und umsorgt von dessen Ehefrau Theres, fühlen sich die Teilnehmer dort wohl und können sich ganz auf ihre Wunschkrippen einlassen. Seit 20 Jahren entstehen im Dachgeschoss des Wohnhauses im Frickinger Ortsteil Leustetten Krippen. Die Wartelisten sind lang. Wer einmal da war, kommt gern wieder.
So wie Peter Graupner aus Überlingen-Bambergen. Er hat schon zum vierten Mal einen der begehrten Werkstattplätze bei Matts ergattert. Von der alpenländischen Ausführung über Laternenkrippe bis hin zur orientalischen Variante hat der Goldschmied schon gestaltet. Jedes seiner Kinder soll eine bekommen, findet er. Lucia Staneker ist ebenfalls Wiederholungstäterin. Auch ihr drittes Krippenbauwerk ist für eines ihrer Kinder gedacht. Ihr Sohn besuche erstmals zusammen mit seiner schwedischen Frau und Kind seine Heimat Frickingen, berichtet die gelernte Verwaltungsfachkraft. Weil der Sohn das selbst gefertigte Geschenk im Flieger nicht mitnehmen kann, freut sich Staneker auf einen Gegenbesuch in Südschweden im neuen Jahr.

Wie Staneker baut Bernhard Notheis aus Salem-Mittelstenweiler eine heimatliche Krippe. „Es war schon immer ein Traum von mir, bei Matts an einem Krippenbaukurs teilzunehmen“, erklärt Notheis. Jedes Jahr hat er die Krippenausstellung im Leustetter Schulhaus besucht. Dieses Jahr hat es endlich geklappt, selbst mitbauen zu können. Eifrig arbeitet er am Dach des Stalles, in dem die Heilige Familie an Weihnachten ihren Platz finden soll. Eine kleine Kapelle hat Notheis schon fertiggestellt. Die hat er dem Kapellenbau in seinem Heimatdorf Mittelstenweiler nachempfunden. Aus Siebblech hat er dafür Fenster zugeschnitten. Der Griff für den Eingang zum Kapellchen sieht täuschend echt aus.“ Auf die Details kommt es an. Sie sind wie das Salz in der Suppe“, findet Notheis. Seine Krippenbau-Kollegen geben ihm Recht.

„Alle Kleinigkeiten sind hier selbst gemacht“
Graupner zeigt auf das winzige Stück eines alten Kartoffelsacks, das den Stalleingang seiner aufwendigen, orientalischen Krippendarstellung markiert. Durch Auftragen von Leimwasser plus Beize gibt er seinem Gesamtwerk zusätzlich mehr Tiefe. Bei Staneker sind es einzelne Mauersteine, die mithilfe von Farbe hervorgehoben werden. „Alle Kleinigkeiten sind hier selbst gemacht“ freut sich die Leustetterin.

Das Ehepaar Matt sammelt entsprechende Naturmaterialien bei Wanderungen, wie zum Beispiel Eicheln für Miniaturblumentöpfe. Theres Matt zeigt auf die vielen aufeinandergestapelten Kunststoffkisten. In ihnen lagert sie auf Urlaubswanderungen gesammelte Pflanzen wie Bärlapp. In getrockneter Form können Kursteilnehmer ihre Krippenaußenanlagen damit bepflanzen. Transportiert werden Pflanzen dieser Art per Rucksack und Tüten. „So lange wir noch zusammen auf die Berge kommen, wird gesammelt“, verspricht Theres Matt.
Beim Verarbeiten des Materials wird die Frau des Krippenbaumeisters immer findiger. „Früher habe ich den Ton für die Dachschindeln mit dem Nudelholz ausgewallt“, erinnert sich Matt. Heute nutzt sie dafür eine ausrangierte Nudelmaschine. Im Wald geschnittenes Moos mahlt sie nach dem Trocknen in einer alten Kaffeemühle. Aus verputztem Styrodur plus Steinplatten werden Kamine. Thuja-Zweige besprühen Matts mit Sprühkleber und stecken sie dann in Plastikröhren. Nach dem Herausziehen zieren sie orientalische Krippengelände in Zypressenform. Der Schnee auf einer bereits fertigen Kastenkrippe im Nebenraum ist ebenfalls handgemacht. Dafür wird eine mit Gips aufgezogene Platte leicht wellig geschliffen und geweißelt, wie der gelernte Krippenbaumeister erläutert. Gemahlener Mineralien-Glimmer sorgt am Ende für den typischen Glitzereffekt.

Abschalten in der Krippenbau-Werkstatt
Tipps und Kniffe hat der pensionierte Maler eine Menge parat. Beispielsweise verrät Rudi Matt den Kursteilnehmern, dass Schindeln nicht mühsam von Hand aufgeklebt, sondern viel einfacher mit einem spitzen Messer aufgesteckt werden. Alle schauen genau hin, freuen sich über den Tipp. Theres Matt stellt derweil jedem Krippenbau-Schüler ein kühles Getränk hin. Die Stimmung in der Werkstatt sei super. Er könne hier prima abschalten, sagt Notheis. „Nach drei Stunden sieht man schon, was man geschafft hat“, erklärt der Krippenbau-Anfänger.
Wo seine Heilige Familie zuhause ihren Platz finden soll, weiß er schon genau. Natürlich erhöht in der guten Stube, wo auch der Tannenbaum leuchtet. „Eine Krippe muss auf Augenhöhe stehen, damit sie wirkt“, unterstreicht Theres Matt und nickt ihrem Schüler freundlich-bejahend zu.