Wenn Zimmerer Nico Gruber von seiner Arbeit mit dem Werkstoff Holz spricht, ist seine Begeisterung für das Naturmaterial spürbar. Dass er im Oktober in seiner Zunft Landessieger von Baden-Württemberg wurde und aktuell Bronze holte als drittbester Zimmermann Deutschlands, rückt dabei kurz in den Hintergrund. Dabei hatten es die Prüfungsaufgaben in sich.

Realistische Aufgabe beim Wettbewerb

Um im Oktober den Landessieg zu erringen, hatten Gruber und seine Mitstreiter einen Dachstuhl mit geneigter Firstpfette mit Grat und Kehlsparren, bestehend aus zwölf Hölzern, planen und erstellen müssen. Um bei der Deutschen Meisterschaft Ende November zu bestehen, galt es sogar, einen Turmdachausschnitt inklusive Dachkonstruktion und Gaube zu konstruieren und aufzubauen. Der Bronze-Preisträger bezeichnet die Aufgabe als anspruchsvoll. „Ich fand es sehr gut, dass Teamleiter Andreas Großhardt von der Zimmerer-Nationalmannschaft eine so realistische Aufgabe gestellt hat“, erklärt Gruber.

Holz ist die große Leidenschaft von Nico Gruber, der jüngst die Bronzemedaille bei der Deutschen Meisterschaft im Bauhandwerk 2024 ...
Holz ist die große Leidenschaft von Nico Gruber, der jüngst die Bronzemedaille bei der Deutschen Meisterschaft im Bauhandwerk 2024 erreichte. | Bild: Martina Wolters

Es sei nicht einfach gewesen, die Wettbewerbsaufgabe umzusetzen, aber es habe Spaß gemacht – und das gleich zweifach: Zum einen sei es spannend gewesen, einen Turm zu konstruieren, wie er tatsächlich entstehen könnte. Zum anderen habe es sich innerhalb der antretenden Gesellengruppe nicht angefühlt wie ein Wettkampf. Gruber spricht von einem „Gemeinschaftsgefühl“. Dass bei den Wettbewerben und anderen öffentlichen Auftritten im Zimmererhandwerk alle in schwarz-weißer Zimmermannskluft auftreten, schätzt der 21-Jährige sehr. Das schaffe Zusammengehörigkeit und trage den Stolz über das Zimmermannshandwerk nach außen, findet Nico Gruber.

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Wenige Schritte vom Elternhaus entfernt

Von Kindesbeinen an ist er mit diesem Handwerk vertraut. Sein vor neun Jahren verstorbener Großvater Theodor hat den Frickinger Zimmereibetrieb aufgebaut, den jetzt Nicos Vater Markus führt. Mutter Andrea kümmert sich um die Büroarbeiten. Es sind nur ein paar Schritte von seinem Elternhaus in die Werkstatt. Als Kind hat Nico hier erste Nägel einklopfen dürfen, später dann nach und nach die Maschinen kennengelernt, als Ferienjobber gearbeitet und schließlich seine Lehre gemacht. „Ich finde es eher angenehm, mit den Eltern zusammenzuarbeiten“, berichtet der Ausgezeichnete. So könne er flexibel agieren.

Für das Zimmererhandwerk wichtige Maschinen wie den Abricht- und Dickenhobel kennt Nico Gruber noch aus Kinderzeiten. Sein Opa hat den ...
Für das Zimmererhandwerk wichtige Maschinen wie den Abricht- und Dickenhobel kennt Nico Gruber noch aus Kinderzeiten. Sein Opa hat den Frickinger Zimmereibetrieb und seinen Lehrbetrieb aufgebaut. | Bild: Martina Wolters

Für sein duales Studium an der Hochschule Biberach, Fachrichtung Holzbau-Projektmanagement, passt das prima. CAD-Zeichnungen, mit denen er Vaters Projekte unterstützt, kann er so anfertigen, wenn studienfrei ist. Den Familienbetrieb später weiterzuführen, sieht Gruber als ein Zukunftsziel. Zuvor will er „das Wissen vom Papa übernehmen“. Gegen Ausbildungsende hat er zusammen mit seinem Vater ein Frickinger Landwirtschaftsgebäude entkernt und in Ingenieurholzbauweise maßgeschneidert mit Brett-Sperrholz wieder aufgebaut. Das, was er gelernt hat, anwenden zu können und insbesondere das traditionelle Handwerk ausführen zu dürfen, hat dem jungen Zimmerergesellen viel Spaß bereitet. Vom Ausmessen über Zeichnen und Fertigung bis hin zum Aufstellen konnte Gruber zu seiner Freude viel selbstständig ausführen.

Zusammen mit seinem Vater nahm Nico Gruber die Urkunde als Landessieger entgegen.
Zusammen mit seinem Vater nahm Nico Gruber die Urkunde als Landessieger entgegen. | Bild: Zimmerei Gruber

Sein Beruf und ganz besonders der Werkstoff Holz sind sein Ding. „Kein Holzstück ist gleich“, schwärmt der Preisträger. Mit dem warmen Material könne so viel Charme vermitteln werden. Als Beispiel nennt der junge Zimmermann die von ihm ausgeführte Auftragsarbeit, einen Stahlträger zu verkleiden und mit Retrocharme zu versehen. Neues Holz hat Gruber dafür glatt gehobelt. Eckige Kanten per Zieheisen abgerundet, um eine Baumkante zu imitieren. Die Holzoberfläche wurde mit einer Bürstenmaschine bearbeitet. Zum Schluss gab Öl im richtigen Farbton den Anschein eines Altholzbalkens. „Ich genieße die kleinen Projekte und, wenn die Leute am Ende zufrieden mit meiner Arbeit sind“, erklärt Gruber seine Motivation.