Seinen 65. Geburtstag hat Johann Müller im Februar gefeiert. Seine Landwirtschaft betreibt er trotz Rentenalter weiter. Für eine vierte Amtsperiode als Gemeinderat hat er nicht mehr kandidiert. Er möchte Jüngeren den Vortritt lassen. “Es war eine sehr interessante Zeit“, resümiert Müller, jetzt seien Jüngere an der Reihe. Auch, wenn es viele Zeitprobleme gegeben habe, Amt und Beruf unter einen Hut zu bringen. Zumal er 40 Jahre aktiv in der Frickinger Feuerwehr tätig war.
„Es ist schön, wenn der Druck nachlässt“, freut er sich darauf, „mehr Zeit für meine Ranch zu haben“, wie er seinen Obstbaubetrieb bezeichnet. Angefangen hat Müller im Jahr 1994 in dem Teilort Leustetten als Ortschaftsrat. Als besonderes Projekt nennt der Leustetter den Umbau des dortigen Schwimmbads zu einem Naturerlebnisbad. Seit Juni 2008 ist das Bad offiziell in Betrieb. “Wenn wir das nicht in Angriff genommen hätten, wäre das Schwimmbad heute zu“, ist der frühere Ortschaftsrat überzeugt. Nachdem das Projekt Naturbad mit vielen helfenden Händen und der Gründung eines Fördervereins abgeschlossen war, entschloss sich Müller, das Gremium zu wechseln.
Vom Ortschaftsrat in den Gemeinderat
Weil ein Ortschaftsratsmitglied nur Empfehlungen aussprechen darf und keine Entscheidungsbefugnisse hat, entschied er sich nach 15 Jahren dafür, es bei den Gemeinderatswahlen für die CDU-Fraktion zu versuchen. In der Gemeinderatsrunde war er mittlerweile genauso lange tätig. Angefangen hat der Landwirtschaftsmeister als einer von vier Landwirten in der Runde. „Es ist wichtig, dass möglichst viele Berufsgruppen im Gemeinderat vertreten sind“, so Müllers Überzeugung. Bei vielen Maßnahmen und Projekten war er mitbeteiligt. Als Bauprojekte fallen ihm rückblickend zum Beispiel der Umbau des Altheimer Schulhauses zur Benvenut-Stengele-Halle, der Seniorengenossenschaftsbau an der Kirchstraße oder der Neubau des Bauhofs ein.
Womit er sich schwergetan hat, war neben der Corona-Zeit der Ratsentscheid vor zwölf Jahren, die Stromkonzession an das damals neu gegründete Stadtwerk am See zu vergeben. Und das als erste Gemeinde überhaupt. „Ich war damals dagegen“, erinnert sich Müller. Es sei alles gut gelaufen mit dem vorherigen Energielieferanten. „Das waren wir so gewöhnt“, begründet er seine frühere Skepsis. Heute könne er damit leben, sagt Müller. „Ich habe meinen Frieden damit geschlossen“, so Müller. Positiv sieht der 65-Jährige, dass mittlerweile dank des Ausnutzens von Synergien „recht viel erschlossen wurde“. In Verbindung mit Glasfaser und Gas hätten Wasserleitungen erneuert und Straßen saniert werden können.

Schade findet Müller, dass der Grundschulneubau wegen der Pandemie und den folgenden Preissteigerungen geschoben werden musste. Insgesamt meint der Ausscheidende, die Gremiumsarbeit habe sich für ihn gelohnt. Viel Hintergrundwissen habe er erlangt und viele konstruktive Sitzungen mit netten Kollegen erlebt. Er habe seine eigene Meinung sagen können und sei nicht auf die Parteimeinung festgelegt gewesen. “Gleicher Meinung waren wir auch nicht immer, aber wir haben uns zusammengerauft, wie es sich in einer Demokratie gehört“, findet Müller rückblickend.