„Ich bin keine Maschine, ich bin ein Mensch von Luft und Phantasie“, singt die Schülerband der Camphill Schulgemeinschaften. Landtagspräsidentin Muhterem Aras wippt mit den Füßen und sagt nach dem Schlussakkord: „Mutig! Ich könnte es nicht.“
Gemeinsam mit ihrem Parteifreund, dem Grünen-Landtagsabgeordneten Martin Hahn, besuchte Aras die Einrichtung in Brachenreuthe. Zuvor war sie an einer Schule für Gehörlose und bekam auch dort ein Konzert geboten – für Hörende ein ungewöhnliches Erlebnis. „Ich habe gelernt, wie es ist, wenn wir inkludiert werden.“
Die Einrichtung
Die Camphill Schulgemeinschaft ist ein heilpädagogisches anthroposophisches Bildungs- und Erziehungsangebot mit Standorten in Überlingen, Frickingen und Heiligenberg. 210 Schülerinnen und Schüler, die einen besonderen Förderbedarf mitbringen, werden hier betreut, bis zu 75 Prozent von ihnen im Internat. Die Zahl der Mitarbeiter liegt aktuell bei 450. Laut Vorstand Cornelius Weichert machen sie einen Jahresumsatz von 25 Millionen Euro.

Der Trägerverein steckte 2018/19 in schwierigem finanziellen Fahrwasser, wie Martin Hahn sagte, der in dieser Zeit in den Aufsichtsrat berufen wurde. Vorstand Cornelius Weichert würdigte die Arbeit Hahns, die wertvoll in dieser schwierigen Zeit gewesen sei. Er habe es verstanden, Verbündete für das Projekt zu gewinnen. Umso mehr bedauert Weichert, dass Hahn sein Mandat niederlegt.
Karriere nach der Schule
Mit Bezug auf Einrichtungen wie dem Skid in Überlingen, dem Sozial Kulturellen Integrationsdienst, den es ohne Brachenreuthe nicht gäbe, der als Fortsetzung auf dem Berufsweg nach der Schule gegründet wurde, sagte Aras: „Ich nehme mit, dass Sie eine wichtige Institution sind, die einen Beitrag für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft leisten, und dass Sie in die Stadt Überlingen ausstrahlen – ein wunderbarer Ort.“
Aras zeigte sich von Überlingen sehr angetan. Nach einem Besuch mit Hahn im Ostbad, wo sie Betreiber Cengiz Aktas kennenlernte, der aus dem gleichen Ort wie ihr Mann stamme, sagte Aras: „Ich habe mir sogar Wohnungen angeschaut.“
Bei allem Willen, Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft zu integrieren, gibt es besondere Menschen, die einen Schutzraum wie Brachenreuthe benötigen. „Sie können nicht inkludiert werden“, sagte Vorstand Burkhard Haus. Aras betonte zwar, dass wir eine inklusive Gesellschaft wollen. „Ziel ist eine Aufnahme in den Regelkindergarten.“ Aber erstens gebe es „massive Kapazitätsengpässe“, und zweitens müsse das Personal entsprechend geschult sein. Ihr Credo: „Vom Kind her denken. Was ist für das Kind das Beste?“