Schniefnase, Husten, Schlappheit – all das sind Symptome einer eher harmlosen Erkältung. Kommen jedoch Fieber, Auswurf, Rasselgeräusche und schweres, beschleunigtes Atmen hinzu, kann das auf eine Erkrankung mit RS (Respiratory-Synzytial)-Viren hindeuten. Und die kann besonders für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich werden. "Aktuell haben wir in Deutschland gerade eine RSV-Saison mit ausgeprägter Dynamik, was Fallzahl und Fallschwere angeht", sagt Steffen Kallsen, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche des Medizin Campus Bodensee.

Seit Dezember hat er rund 40 kleine Patienten in der Kinderklinik behandelt, darunter gab es fünf Kinder, die künstlich beatmet werden mussten. Aktuell liegen acht Kinder mit dieser Diagnose auf Station, bestätigt Kallsen. Grundsätzlich sei das nichts Ungewöhnliches, da das Virus zwischen November und April gehäuft auftritt, allerdings stellt der Mediziner eine Tendenz von einer eher frühen Saison im Herbst zu einer späten im Februar fest.

Seit Dezember mussten bereits 50 Babys und Kinder in der Häfler Kinderklinik unter strengsten Hygienevorschriften behandelt werden. ...
Seit Dezember mussten bereits 50 Babys und Kinder in der Häfler Kinderklinik unter strengsten Hygienevorschriften behandelt werden. Besonders für Frühgeborene kann das Virus lebensgefährlich werden. Bild: Medizin Campus Bodensee | Bild: Medizin Campus Bodensee

Während das Virus bei Erwachsenen häufig nur zu Schnupfen führt, kommt es bei Säuglingen und Kleinkindern, die noch keine ausreichende Immunität ausgebildet haben, teilweise zu schweren Erkrankungen. Laut Robert-Koch-Institut haben rund 50 bis 70 Prozent aller Kinder während des ersten Lebensjahrs eine Infektion durchgemacht, der Rest infiziert sich während des zweiten Lebensjahrs. Eine langfristige Immunität bestehe allerdings nicht. Besonders für Säuglinge kann die Krankheit gefährlich werden: Das Baby hat Fieber, trinkt nicht mehr, kriegt blaue Lippen, Atemnot. Im Extremfall kann es auch zu einem Atemversagen kommen.

"Frühgeborene, insbesondere solche mit neurologischen Problemen, und einige Säuglinge mit schweren angeborenen Herzfehlern sind Risikogruppen. Hier wird eine Passivimmunisierung mit einem speziellen Antikörper vorgenommen", erklärt Chefarzt Kallsen. Alle anderen erkrankten Kinder könnte man nur symptomatisch behandeln, da es keine spezifische antivirale Therapie gibt. "Wir geben den Kindern abschwellende Nasentropfen und inhalieren mit Adrenalin. Ein Versuch mit den üblichen bronchienerweiternden Medikamenten ist gerechtfertigt, sie wirkt doch aber häufig nicht so effektiv. Wir inhalieren mit höher prozentiger Kochsalz-Lösung und wichtig ist eine Sauerstofftherapie, wenn die gemessene Sauerstoffsättigung niedrig ist", erklärt Kallsen. Im Notfall helfe nur noch die künstliche Beatmung.

Steffen Kallsen, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche, betreut die kleinen Patienten. Bild: Medizin Campus Bodensee
Steffen Kallsen, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche, betreut die kleinen Patienten. Bild: Medizin Campus Bodensee | Bild: Medizin Campus Bodensee

Doch kann man sich und seine Kinder überhaupt vor dem Virus schützen? Hier gelten die üblichen Regeln: Menschenansammlungen sollten eher vermieden werden, vorallem sollte man versuchen, nicht mit an Atemwegsinfekten erkrankten Kindern und Eltern in Kontakt zu kommen. Hände häufig waschen und desinfizieren hilft auch. "Der Erreger kann bis zu sieben Stunden auf der Kleidung überleben, was Eltern beachten sollten", erklärt Kallsen. Deshalb gelten in der Kinderklinik strengste hygienische Vorschriften: Die Mitarbeiter tragen bei der Pflege Mundschutz, Handschuhe, Kittel, damit sie sich – und damit weitere Kinder – nicht infizieren.

Ansteckung

Man steckt sich über eine Tröpfcheninfektion an – und kann selbst bereits vor den ersten Symptomen und bis zu acht Tagen ansteckend sein. Die ersten Symptome sind Schnupfen, Husten, der stärker wird und sogar in Atemnot enden kann. Wenn Babies und Kinder sich zum ersten Mal infizieren, sind die Symptome meist stärker als bei allen weiteren Infektionen. Ob es sich um ein RS-Virus handelt oder nicht, kann nur ein Arzt feststellen. Bei Verdacht wird ein Abstrich gemacht. (sab)