Eines Tages soll er im großen Bogen um die Häfler Innenstadt führen. Der sieben Kilometer lange Veloring wird in Manzell vom Bodensee-Radweg abzweigen und es Radlern ermöglichen, ohne weitere Umwege bis in die Lindauer Straße fahren. Etwa ein Viertel der Rad-Autobahn gibt es bislang. Schon bei dessen Eröffnung vor zwei Jahren war klar: Bis zur Fertigstellung des kompletten Velorings werden Jahre vergehen. Aber auch der bislang skizzierte Zeitplan, wie er kurz nach Eröffnung des ersten Teilstücks veröffentlicht wurde, wackelt.
Die nächsten Abschnitte sollen bis zur Hochstraße führen
Wer aktuell durch die Aistegstraße, an der Mühlöschstraße entlang- oder hinter dem Bodensee-Center vorbeiradelt, der ist auf den fertigen 1,7 Kilometern unterwegs. Dem bisherigen Zeitplan zufolge führt der Veloring schon bald am Sportpark und dem Alfred-Colsman-Platz vorbei bis zur Hochstraße. Als Baubeginn für die beiden für diese Fortführung noch fehlenden Abschnitte ist jeweils der Zeitraum 2019/2020 angepeilt. Geplante Fertigstellung: 2020; geschätzte Kosten: mindestens 1,1 Millionen Euro. 2,4 Millionen Euro mehr werden es, wenn der Abschnitt im Bereich des Colsmanknotens mit einem jener Elemente realisiert werden, die bei Bekanntwerden der Veloringpläne wohl am meisten Aufsehen erregten: einer Hochtrasse. Zumindest nach bisheriger Kostenschätzung.
Rat befasst sich mit Bauprojekten
Darüber, wann, wie und für wie viel Geld es tatsächlich weitergehen wird, muss aber zunächst in den Sitzungssälen diskutiert werden. „Der neu gewählte Gemeinderat wird sich auch im Zuge der Haushaltsplanung 2020/2021 und aufgrund der finanziellen Situation mit sinkenden Gewerbesteuereinnahmen, steigenden Baukosten und mangelnden Kapazitäten in der Bauwirtschaft mit den vorgesehenen Bauprojekten befassen“, heißt es aus dem Rathaus auf SÜDKURIER-Anfrage. Dabei werde es auch um die Frage von Prioritäten und um Zeitpläne gehen. „Erst wenn diese Festlegungen vom Gemeinderat neu getroffen wurden, ist es sinnvoll, die Kostenberechnungen der tatsächlich anstehenden Projekte der Marktsituation entsprechend zu aktualisieren.“
Die Hochtrassen – eine zweite soll es als Anschluss an den geplanten Radschnellweg auf dem frei werdenden Bahndamm Stadtmitte Richtung Ravensburg geben – sind nach Auskunft aus dem Rathaus in der Planung weiter vorgesehen. „Die Planungen mögen spektakulär wirken, die Machbarkeitsstudie zeigt aber die grundsätzliche Realisierbarkeit. Hochtrassen existieren bereits in anderen Städten oder werden dort ebenfalls geplant, etwa beim Radschnellweg Ruhr oder in München, Vorreiter ist Kopenhagen.“
„Die Stadt Friedrichshafen schützt damit das Klima“
Immerhin: Schon jetzt trägt der Veloring zum Klimaschutz bei. Das bestätigt zumindest ein Zertifikat des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, wie die Stadt jüngst mitteilte. Im Wortlaut heiße es auf dem Zertifikat über die Einsparung von Treibhausgasemissionen: „Die Stadt Friedrichshafen steigert mit dem Projekt ‚Investive Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Mobilität‘ den Fahrradanteil am Verkehrsaufkommen und schützt damit das Klima.“ Im Begleitschreiben gratulierte Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, der Stadt laut Mitteilung zum erfolgreichen Abschluss der Veloring-Teilabschnitte und betonte, dass dadurch in Zukunft CO2-Emissionen reduziert werden können.
„Sichere, komfortable und umweltfreundliche Mobilität für alle – das ist die Herausforderung, der sich Städte stellen müssen“, wird Bürgermeister Stefan Köhler in dem Pressetext zitiert. „Im Alltag wird die Fortbewegung per Rad immer wichtiger, deshalb investieren wir gezielt in unser Radwegenetz und in einen Veloring. So wird Radfahren nicht nur attraktiver, sondern wir leisten einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz.“