Der beißende Brandgeruch ist verschwunden. Wo Ruß zuletzt Wände und Decken verklebte, ist jetzt nackter Beton zu sehen. Grell-orange Schläuche leiten warme Luft ins Parkhaus am See, wo weiterhin Mitarbeiter einer auf Brandsanierung spezialisierten Firma im Einsatz sind. Die erste gründliche Reinigung nach dem verheerenden Brand Ende vergangenen Jahres ist geschafft. Jetzt geht es nach Angaben des Stadtwerks am See, Betreiber der Tiefgarage, an Feinarbeiten.
Der Ruß ist ab, das Bild der Zerstörung bleibt

Geparkt werden kann hier wohl frühestens im Herbst wieder
Bis hier wieder geparkt werden kann, wird es nach derzeitiger Einschätzung allerdings mindestens Herbst werden. Und auch an dieser Einschätzung kann sich noch vieles ändern, wie Norbert Schültke und Alfons Schmid, Mobilitäts- und Projektleiter beim Stadtwerk am See, am Dienstag vor Ort erklären.
Neben nacktem Beton bestimmen Stützen, Wasserschläuche, Gerüstelemente, verschiedenste Gerätschaften und große Kanister, in denen verunreinigtes Wasser gesammelt wird, das Bild in der Tiefe.

Sechseinhalb Wochen ist es inzwischen her, dass in der Tiefgarage sechs Autos in Flammen standen. Dass der dabei am Parkhaus entstandene Schaden immens ist, war bereits absehbar, als die Spezialfirma sich nur vier Tage nach dem Feuer an die Reinigungsarbeiten machte. Seither haben die Mitarbeiter "Großes geleistet", lobt Schültke. Um der Korrosion Einhalt zu gebieten, sei beispielsweise jeder Zentimeter Metall händisch gesäubert worden. Um an verborgene Stellen zu gelangen, mussten teilweise sogar Anlagen auseinandergenommen werden.

Details sollen bis Mitte März untersucht werden
Für einen realistischen Sanierungsplan, den es nach anfänglicher Hoffnung des Stadtwerks bis Anfang dieses Monats geben sollte, gibt es allerdings weiterhin mitunter entscheidende Details zu klären. Konkreter als mit einem "siebenstelligen Betrag" wird sich die Schadenssumme Schültke zufolge Mitte März beziffern lassen. Bis dahin steht auch zum Ausmaß der Arbeiten und Investitionen, die vor einer Wiedereröffnung erforderlich sein werden, nur fest: Es wird immens sein. "Aber Sicherheit und Sorgfalt gehen vor Schnelligkeit", betont Schültke.

Stellenweise klaffen Löcher im Beton und geben den Blick bis auf den Stahl darin frei. Hier wurden Proben ausgeschnitten, mit Wasserstrahlen und einem Druck von 2500 Bar, erklärt Alfons Schmid. In einem Labor werde derzeit untersucht, wie sehr die Hitze dem Material – und damit womöglich auch der Tragfähigkeit – zugesetzt hat.
Zusätzliche Baumaßnahmen nicht ausgeschlossen
Ausschlaggebend für den weiteren Zeitplan dürften insbesondere die Ergebnisse zu zwei der insgesamt drei Brandstellen sein. Im Bereich der Ein- und Ausfahrtsschranken direkt brannte zwar kein Auto, direkt darunter standen allerdings gleich drei in Flammen. "Wenn wir hier den Deckenteil austauschen müssen, sind keine Ein- und Ausfahrten möglich", sagt Schültke. Und sollten zwei Träger im Bereich der Parkplätze für Elektroautos – wenige Meter hinter der Einfahrtsschranke – ausgetauscht werden müssen, wäre das oberirdisch mit einer Sperrung der Karlstraße verbunden.
An dieser Stelle brannten zwei Elektroautos

Teilöffnung während Sanierung fraglich
Sofern an diesen beiden Stellen saniert werden kann und nicht neu gebaut werden muss, besteht die Hoffnung, die Baustelle, zu der die Tiefgarage nach der Reinigung erst so richtig wird, bis Herbst abschließen zu können. Und sollte die Sanierung außerdem in Teilabschnitten technisch verantwortbar und machbar sein, könnte wie bei der Generalsanierung 2016 die Möglichkeit bestehen, Teile des Parkhauses parallel freizugeben.

Im bestmöglichen Fall stehen die rund 330 zentral gelegenen Stellplätze also im Herbst wieder zur Verfügung. "Was zeitlich oben drauf kommt, hängt vom Umfang der baulichen Maßnahmen und von der Verfügbarkeit der Firmen ab", fasst Schültke zusammen. Neben Belags- und Malerarbeiten steht bis dahin außerdem die Erneuerung verschiedener technischer Anlagen an, die durch Hitze und Ruß zerstört wurden. Brandmeldeanlage, CO-Warnanlage und Kassenautomaten sowie die Ein- und Ausfahrtsterminals müssen Schültke zufolge ausgetauscht werden.
Versicherungen übernehmen nur Teil der Kosten
Für die "unmittelbaren Brandschäden" kommen nach Stadtwerksangaben Versicherungen auf. Anders sehe das beim Einnahmeausfall während der Schließung der Tiefgarage aus. Als Anhaltspunkt: Einem Geschäftsbericht der Technischen Werke Friedrichshafen nach wurden im Parkhaus am See 2017 Umsatzerlöse von 744 000 Euro erzielt. Kostenlos ist auch die Unterbrechung der Sanierungsarbeiten im Parkhaus Altstadt für das Stadtwerk nicht. "Das ist es uns aber auch wert, dass wir dort weiterhin alle Stellplätze zur Verfügung stellen können", sagt Norbert Schültke.
Stand der Ermittlungen
- Drei Brände im Innenstadtbereich hielten Anwohner und Einsatzkräfte in der Nacht zum Sonntag, 30. Dezember, in Atem. Gegen Mitternacht stand ein Lagerschuppen beim Stadtbahnhof in Flammen. Rund fünf Stunden später brannten sechs Autos im Parkhaus am See sowie nahezu zeitgleich das nur wenige Meter entfernte Raumausstattungsgeschäft Friedrich in der Karlstraße.
- Nach einem Zeugenhinweis war an jenem Sonntag ein 29-jähriger Tatverdächtiger in unmittelbarer Nähe der Brandorte in der Karlstraße festgenommen worden. Der Mann hat eingeräumt, die Brände im Parkhaus und dem Wohn- und Geschäftshaus gelegt zu haben. Er befindet sich seither in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen dauern an, erklärt Markus Sauter, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz auf Anfrage dieser Zeitung. Zur Frage, ob ein Zusammenhang zwischen dem Brand des Lagerschuppens und jenen in der Karlstraße besteht, gebe es bislang keine näheren Erkenntnisse.