Hopp oder Top? Am Montagabend entschied der Gemeinderat, ob die 2003 gegründete Zeppelin-Universität (ZU) eine Zukunft hat oder nicht. Eine Entscheidung, die 6 bis 8 Millionen Euro jährlich aus dem Haushalt der Zeppelin-Stiftung kostet. Ohne dieses Geld kann die private Hochschule ihren Universitätsstatus nicht erhalten, denn dieser ist an das Recht geknüpft, den Doktortitel zu verleihen.
Auflagen des Landes müssen erfüllt werden
Dieses Promotionsrecht hatte das Wissenschaftsministerium des Landes im April bis zum Jahr 2023 verlängert, allerdings unter Auflagen und ohne Empfehlung des deutschen Wissenschaftsrats. Wenn die Uni diese Auflagen erfüllen will, braucht sie mehr Geld.
ZF und Zeppelin-Konzern scheiden als Hauptförderer aus
Dazu kommt, dass sowohl die ZF Friedrichshafen AG als auch der Zeppelin-Konzern als direkte Hauptförderer der Uni ausscheiden. Die Zeiten seien vorbei, in denen sich Geschäftsführer als Mäzene von Unis sähen, erklärte Peter Gerstmann, Vorsitzender des Stiftungsrats der Universitätsstiftung, die Trägerin der Privathochschule ist.

Zeppelin-Stiftung bleibt als alleiniger Finanzier
Von den "3 Z" bleibt also "1 Z" übrig – die Zeppelin-Stiftung als alleiniger Finanzier eines Drittels der ZU-Kosten. Dafür entschied sich der Gemeinderat am Montagabend einstimmig, was als klares Bekenntnis der Stadt zu "ihrer" Uni und damit zu derzeit rund 1000 Studierenden und 460 Mitarbeitern gewertet wurde.
OB Brand: "Geld lässt sich mit ZU nicht verdienen"
Nicht zum ersten Mal schaue man auf dieses Geschäftsmodell Universität, schickte Oberbürgermeister Andreas Brand den nahtlos folgenden Fraktionserklärungen voran. Mit rund 95 Millionen Euro hätten die "3 Z" bisher Betrieb und Bauten der ZU finanziert. Geld lasse sich damit nicht verdienen, unterm Strich standen immer rote Zahlen. Aber das sei auch nicht Aufgabe der ZU, die vor 15 Jahren gegründet wurde, um die Bildungslandschaft in Friedrichshafen zu stärken, die bis dahin keine Hochschule zu bieten hatte. Seit 2015 habe die Uni mit Präsidentin Insa Sjurts und Kanzler Matthias eine neue Führung, der man vertraue, die Versprechen einhalte, „ohne Visionen und Hypes, aber mit wirtschaftlichem Erfolg".
Die ZU-Spitze fuhr dafür ein Sparkurs, unter dem die wissenschaftliche Expertise der Uni litt. Laut einer externen Studie habe die ZU allein 2017 eine Rücklage von knapp 4,3 Millionen Euro erwirtschaftet, die sie jetzt brauche. Erst ab 2021 erhöht die Stadt die jährliche Grundförderung um bis zu 2 Millionen Euro bis zum Jahr 2023. Bis dahin muss die Uni mit dem bisherigen Budget von knapp 6,3 Millionen Euro jährlich an Grundförderung haushalten, die ab nächstes Jahr die Zeppelin-Stiftung allein bezahlt.

Ums Geld ging es auch den Fraktionschefs in ihren Erklärungen. Achim Brotzer (CDU) verwies auf das vom Rat beschlossene Stadtentwicklungskonzept bis 2030, in dem die ZU integraler Bestandteil sei, und darauf, dass mit dem gewünschten Titel Universitätsstadt Pflichten einhergehen. Wer bestelle, müsse auch zahlen. Zudem sei es töricht, die Uni jetzt hängen zu lassen, wenn sie mehr Geld brauche, um die Auflagen des Wissenschaftsministeriums zu erfüllen.

Ähnlich sieht es Eberhard Ortlieb (Freie Wähler). "Wir waren früher schon mal versucht, den Schlüssel an der ZU herumzudrehen." Heute nicht mehr, auch wenn man die Uni weiter im Blick haben werde. Die ZU sei eine Uni mit Strahlkraft, die verlorene Glaubwürdigkeit zurückgewonnen habe.

Dass die Zeppelin-Stiftung künftig allein die Grundfinanzierung leiste, sei richtig, meinte nicht nur Ortlieb, sondern auch SPD-Fraktionschef Wolfgang Sigg. Schließlich zahlten ZF und Zeppelin-Konzern 18 Prozent vom Gewinn als Dividende an die Stiftung. "Jetzt wissen alle, was uns diese Hochschule wert ist." Allen Kritikern des neuen Finanzierungsmodells rief Sigg zu, der Stiftungsgründer wäre wohl der erste Student einer ZU gewesen.
Für Regine Ankermann (Grüne) sind sowohl der Campus am Seemooser Horn als auch im Fallenbrunnen nach wie vor ein "eigener Kosmos, der nur selten durchdrungen" werde, von den Studenten wie auch den Häflern. Aber die Grünen investierten lieber in die Uni als in die zweite Tunnelröhre der B 31. Sylvia Hiss-Petrowitz (ÖDP) hielte es für kontraproduktiv, die ZU jetzt fallen zu lassen. "Wir unterstützen die Uni, weil wir es können", sagte sie. Gabriele Lamparsky (FDP) sieht die 6 bis 8 Millionen Euro aus Stiftungsgeldern als gut angelegtes Geld.
Auflagen vom Land
Im April hat das baden-württembergische Wissenschaftsministerium die staatliche Anerkennung der ZU und deren Promotionsrecht bis 2023 unter Auflagen verlängert. Bis dahin muss die Uni sechs neue Lehrstühle einrichten und besetzen, dafür sorgen, dass die Forschungsleistung steigt und dass die Bezahlung wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Niveau staatlicher Hochschulen angeglichen wird. Dazu kommt die Profilierung der ZU bei wissenschaftlichen Leistungen. Ein weiteres Ziel sei es, mehr Veröffentlichungen zu erreichen und fünf Forschungsschwerpunkte zu definieren, erklärte Präsidentin Insa Sjurts vor der Ratsentscheidung.