Erst gegen 17.30 Uhr stand das Ergebnis der Gemeinderatswahl fest, nachdem einige Wahlbezirke zwei Mal ausgezählt worden waren. Und die Gewinner dieser Wahl sind eindeutig die Grünen, das Netzwerk für Friedrichshafen und die FDP. Die CDU bleibt stärkste Kraft, obwohl sie drei Sitze verlor und nun neun Mandate hat. Die Grünen kommen auf acht Sitze, die Freien Wähler verlieren zwei und sind mit sieben Stadträten vertreten. Auch die SPD verliert zwei Mandate und hat künftig sechs Sitze. Erstmals erreichte die FDP mit drei Mandaten Fraktionsstärke, die ÖDP verteidigte ihre beiden Sitze, die Linke kommt mit einem Sitz hinzu. Das Netzwerk für Friedrichshafen erreichte aus dem Stand 9,9 Prozentpunkte und vier Sitze, hat somit den Fraktionsstatus erreicht. 14 Mitglieder des künftigen Gemeinderates kommen neu hinzu.
„Das ist einfach sensationell“
Die Grünen erreichten insgesamt 20,4 Prozent (2014: 14,8 Prozent) und acht Sitze, einen mehr als zuletzt. Damit haben sie die Freien Wähler überflügelt und sind nun zweitstärkste Kraft im Häfler Kommunalparlament. Die Freude bei ihnen war riesig. „Dass die Grünen in Friedrichshafen zweitstärkste Fraktion geworden sind, ist einfach sensationell“, freute sich Fraktionschef Gerhard Leiprecht, der zwischendurch zittern musste, ob er wieder gewählt werden würde. Am Ende aber reichte es für ihn. Stimmenkönigin wurde bei den Grünen die Studentin Anna Hochmuth mit insgesamt 10 409 Stimmen. In die Fraktion wurden außerdem Christine Heimpel, Ulrich Heliosch, Regine Ankermann, Felix Bohnacker Stephanie Glatthaar und Maren Schwarz-Erfurth gewählt. Das beste Ergebnis erreichten die Grünen im Wahlbezirk „Karl-Maybach-Gymnasium“ mit 27,2 Prozent, im Bezirk „Rathaus Ettenkirch„ erhielten sie dagegen mit 11,3 Prozent die wenigsten Stimmen.
„Wir stehen für eine Veränderung“
Große Freude gab es beim Netzwerk für Friedrichshafen, das von manchen Häflern halb spöttisch, halb liebevoll bisher als die „APO von Friedrichshafen„ bezeichnet wurde, also die außerparlamentarische Opposition. Diese Rolle werden sie sich schnell abgewöhnen müssen, denn die Bürgerliste erreichte auf Anhieb 9,9 Prozent.

Künftig werden Simon Wolpold, Philipp Fuhrmann, Simona Sohm und Jürgen Holeksa im Häfler Gemeinderat mitmischen. Sie freut es besonders, dass sie im Wahlbezirk „Landratsamt Bodenseekreis„ sogar 18,9 Prozent der Stimmen einheimsten. „Wahnsinn, die bürgerliche Mehrheit geknackt. Zeitenwende am Bodensee!!!“, postete das Netzwerk beeindruckt kurz nach Bekanntwerden der vorläufigen Wahlergebnisse.
„Endlich sind wir eine Fraktion“
Als Sieger kann sich auch die FDP fühlen. Sie verdoppelte fast ihr Ergebnis von 2014 (3,8 Prozent) und erreichte 6,5 Prozent. Neben Gaby Lamparsky werden künftig Markus Steybe und Peter Stojanoff liberale Politik in der Zeppelinstadt vertreten. Das stärkste Ergebnis holte die FDP im Wahlbezirk „Merianschule“ mit 8,9 Prozent.
„Ein schmerzlicher Aderlass für uns“
Bei der CDU ist die Stimmung zwiegespalten. Denn es fehlen künftig drei Sitze im Vergleich zur letzten Legislaturperiode. Insgesamt kommt die CDU auf neun Stadträte und 23,6 Prozent der Stimmen – ein Minus von 7,2 Prozent im Vergleich zu 2014. Achim Brotzer, derzeitiger Fraktionschef, ist auch bei dieser Wahl Stimmenkönig: 12 696 Häfler Stimmen vereinigte er auf sich. Trotzdem bleibt ein bisschen Katerstimmung.

„Es tut schon weh, dass wir nur noch neun Sitze haben“, sagt Brotzer. Überraschend ist für die Christdemokraten, dass der derzeitige Bundestrend auch in der Stadt so durchschlug. „Offenbar verschafft der bundesweite Höhenflug der Klimaschutzdebatte den Grünen Auftrieb“, sagt Brotzer. Für die CDU sitzen künftig neben Brotzer Martin Baur, Mirjam Hornung, Hannes Bauer, Franz Bernhard, Daniel Oberschelp, Bruno Kramer, Norbert Fröhlich und Eduard Hager im Gemeinderat.
„Wir sind durchaus zufrieden“
Die Freien Wähler (FW) erreichen am Ende 17,1 Prozent und sieben Sitze. 2014 hatten sie noch 23,2 Prozent und neun Mandate errungen. Jochen Meschenmoser kann insgesamt 10 339 Stimmen auf sich vereinigen. Angelika Drießen, stellvertretende FW-Vorsitzende, zeigt sich mit dem Ergebnis aber durchaus zufrieden. „Es gibt eben nur 40 Sitze im Rat. Und darüber, wie sie verteilt werden, entscheidet der Wähler“, erklärt die stellvertretende Vorsitzende. Das sei eben Demokratie. Neben ihr und Jochen Meschenmoser wurden Dagmar Hoehne, Achim Baumeister, Hans Dullenkopf, Joachim Krüger und Thomas Pohl gewählt.
„Wir liegen wohl nicht im Trend“
Lange Gesichter gibt es bei den Sozialdemokraten, die wie schon bei der Europawahl Federn lassen mussten. Sie kommen auf 14,2 Prozent (2014: 20,4 Prozent) und erreichen sechs Mandate. „Die SPD zu wählen liegt momentan offenbar nicht im Trend, das merken wir auch in Friedrichshafen„, so der SPD-Ortsvorsitzende Werner Nuber. Er habe sich zwar ein besseres Abschneiden seiner Fraktion erhofft, akzeptiere aber das Votum der Wähler.

Dabei erreichten die Genossen im Wahlbezirk „Gemeinschaftsschule Graf Soden“ sogar 23,9 Prozent der Stimmen, ihr schlechtestes Ergebnis fuhren sie im Wahlbezirk „Rathaus Ettenkirch„ mit 7,9 Prozent ein. Für die SPD sitzen künftig Wolfgang Sigg, Gabriele Pferd, Heinz Tautkus, Peter Mohr, Werner Nuber und Rudi Krafcsik im Gemeinderat.
„Wir kamen ungeschoren davon“
Die ÖDP konnte ihre beiden bisherigen Sitze halten und erreichte mit 4,8 Prozent auch ein besseres Ergebnis als 2014 (4,0 Prozent). Sylvia Hiß-Petrowitz hätte sich zwar auch über weiteren Zuwachs gefreut, bleibt aber gelassen. „Ich freue mich, dass wir ungeschoren davon gekommen sind, die meisten anderen mussten ja Sitze abgeben“, sagt sie. Neben ihr wird künftig Marion Morcher die ÖDP vertreten. Auch die Linke schaffte es mit 3,4 Prozent der Stimmen wieder ins Häfler Kommunalparlament. Sander Frank wird diese künftig vertreten.
