Nach der Sommerpause wird die Weiterentwicklung der Häfler Museumslandschaft zwangsläufig auf der öffentlichen Tagesordnung des Gemeinderates stehen. Wie aus Ratskreisen verlautete, hatte das Gremium in nichtöffentlicher Sitzung kurz vor der Sommerpause die Verwaltung bereits mit der Erarbeitung eines Museumskonzepts beauftragt, um nicht noch mehr Zeit verstreichen zu lassen. Das Thema gärt seit vielen Monaten, sodass bei manchem Gemeinderat der Geduldsfaden offensichtlich stark angespannt ist. Dass die "Landshut" ins Häfler Dornier-Museum kommen soll, sorgt für zusätzliche Brisanz.

Die städtische Pressestelle bestätigt, dass in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder Gespräche zur Frage der Weiterentwicklung der Häfler Museumslandschaft geführt wurden. "Es ist allerdings üblich, dass wir aus vertraulichen Gesprächen genauso wie aus nichtöffentlichen Sitzungen nicht berichten und diese auch nicht kommentieren, da es dabei auch um schützenswerte Interessen Dritter geht", teilte Pressesprecherin Andrea Kreuzer auf Anfrage mit. Dabei ist die grobe Marschroute seit Langem abgesteckt, zumindest für Oberbürgermeister Andreas Brand. Im November 2015 breitete er im Gemeinderat die Idee vom Museumsquartier am Hinteren Hafen aus. Im Zeppelin Museum sollten neben Technik und Kunst auch die Stadt- und Industriegeschichte ihren Platz finden. Eine Erweiterung des Zeppelin Museums stehe daher in fünf bis zehn Jahren an. Im Sommer-Interview mit dem SÜDKURIER Ende Juli bestätigte OB Brand indirekt, dass der Auftrag für ein Museumskonzept vom Gemeinderat erging.

"Wenn wir die Industriegeschichte angemessen darstellen wollen, dann benötigen wir ein durchgängiges Konzept, das gemeinsam mit dem Museum (dem Zeppelin Museum, d.R.) erarbeitet werden muss. Im Herbst beginnen wir damit, gemeinsam mit den anderen Museen", hatte Brand da gesagt. Und: Die Maybachs seien Teil dieser Industriegeschichte, und er sei zuversichtlich, nach Gesprächen mit der Familie Maybach zu einem Ergebnis zu kommen.

Wie sich die Stadtverwaltung die Einbindung eines Maybach-Museums in das Zeppelin Museum vorstellen könnte, darüber liegt seit über einem Jahr ein Konzeptentwurf vor. Der wurde bereits im Sommer 2016 dem Ältestenrat des Gemeinderates vorgestellt. "Es wäre ein beachtlicher Imagegewinn und ein bedeutender weicher Standortfaktor für die Stadt, wenn es gelänge, die Industriegeschichte am Bodensee, den Erfindergeist in Person von Zeppelin und Maybach und die Zukunftsperspektiven der Region in einem architektonisch bedeutenden Gebäude in attraktivster Lage zu präsentieren. Das Projekt könnte zur Initialzündung für die angestrebte Stadtentwicklung, insbesondere des Bereichs Hinterer Hafen, werden", steht da, garniert mit konkreten Zahlen. Darin wird für die Erweiterung des Zeppelin Museums für eigene Zwecke ein zusatzlicher Platzbedarf von circa 1500 Quadratmetern genannt.

Die Familie Schmid-Maybach meldete zuerst einen Raumbedarf von über 6000 Quadratmetern an, reduzierte ihre Wunschfläche dann auf 1900 Quadratmeter, wobei die Stadt ihr Angebot für die Maybach-Abteilung des Museums auf circa 1000 Quadratmeter eindampfte und etwa 1000 Quadratmeter zusätzlich für den Zug eingerechnet hat. Auch eine erste grobe Kostenschätzung lag da bereits vor. Planung und Bau der Museumserweiterung wurden vor Jahresfrist auf 19 Millionen Euro taxiert, wobei 6 bis 8 Millionen Euro davon für den Maybach-Bereich aufzuwenden wären – aus Stadt- und Stiftungsmitteln. Dazu kämen 3 Millionen Euro für die Zugaufstellfläche. Den Maybach-Zug selbst, dessen Betrieb und Unterhalt sowie die Exponate und diverse Fachleute für den Aufbau der Maybach-Abteilung will die Maybach-Familie einbringen.

Laut des im Sommer 2016 vorgelegten Zeitplans sollte der Gemeinderat eigentlich schon im November 2016 das Museums- und Ausstellungskonzept inklusive Raum- und Flächenbedarf beschließen, um einen Planungswettbewerb für die Museumserweiterung zu starten. Mit dem Ratsbeschluss im Juli 2017 wurde der Zug gerade erst ins Rollen gebracht.
 

Im April dieses Jahres stand der Ulbricht-Zug auf dem Gleis 4b am Bahnhof Hinterer Hafen. Hier wäre Platz für den Maybach-Museums-Zug, ...
Im April dieses Jahres stand der Ulbricht-Zug auf dem Gleis 4b am Bahnhof Hinterer Hafen. Hier wäre Platz für den Maybach-Museums-Zug, der eingehaust werden könnte. Bild: Axel Pries | Bild: Axel Pries

Maybach-Museum

2015 trat die Familie Schmid-Maybach an die Stadt heran mit dem Wunsch, Wirken und Vermächtnis von Karl und Wilhelm Maybach als Teil der Häfler Stadtgeschichte in würdigem Rahmen zu präsentieren. Bislang drang nur wenig über die konkreten Pläne nach draußen. Aber durchgesickert ist bereits, dass einer der "Fliegenden Züge", die die Maybach-Motorenwerke Anfang der 1930er Jahre entwickelt und gebaut hatten, als Museumszug Dreh- und Angelpunkt der Maybach-Ausstellung in Friedrichshafen werden könnte. Platz dafür wäre am Zeppelin Museum, wie der Besuch des Ulbricht-Zugs im April dieses Jahres im Rahmen der musealen Sonderausstellung Stromlinienform gezeigt hatte. Ein paar Tage lang war der Maybach-Schnellzug auf Gleis 4b am Hinteren Hafen abgestellt und konnte auch von innen besichtigt werden.