Welche Bedeutung hat der Plattenvertrag bei Armada Music für Sie? Ist es Ihr erster?
Nein, ich hatte sogar schon einige Plattenverträge. Allerdings ist es heute nicht mehr so, dass man direkt bei einem Major-Label, also einem der führenden Unternehmen in der Musikindustrie, unterschreibt und dort als Künstler aufgebaut wird. Die Plattenverträge, die ich bislang hatte, waren so genannte "Single-Deals". Ich habe also versucht, einzelne Lieder zu vermarkten. Der Vertrag mit Armada ist der erste große Deal mit einem der führenden, internationalen Dance-Labels für mich. Das Gefühl, ein Major-Label hinter sich zu haben, ist nach 15 Jahren, in denen ich mich auch immer wieder dazu motivieren musste, nicht aufzugeben, einfach unfassbar. Das mag ein ganz kleiner Schritt sein, man wird dadurch nicht zum Superstar, aber es ist eben auch das "Bauchgepinsel", das jeder zur weiteren Motivation braucht.
Für März ist die erste Single-Auskopplung angekündigt, folgt ein Album?
Ich bin dabei, weitere Singles bei Armada unterzubekommen. Ein Album ist gerade im elektronischen Sektor eine schwierige Nummer. Selbst bekannte Größen wie Armin van Buuren, Mitbegründer von Armada Music, die seit vielen Jahren erfolgreich im Geschäft sind, haben in der Zeit nur wenige Alben veröffentlicht. Bei Popbands folgen Album, Promo und Tour auf Album, Promo und Tour. Im Elektrobereich bringt man stattdessen ständig wieder einzelne Stücke auf den Markt und spielt viel.
Was waren Höhepunkte Ihrer bisherigen Laufbahn als DJ?
Was Auftritte betrifft, sicherlich Shanghai. Da kommt man sonst ja nicht unbedingt hin. So etwas verbinde ich dann auch gerne mit einem Urlaub und verbringe nicht nur eine Nacht dort. Im April trete ich eventuell in Singapur auf. Ibiza ist eine Insel, die mich einfach gepackt hat. In Deutschland geht es viel um kommerzialisierten Sound und "Ich wünsch' mir was". Auf Ibiza läuft Tag und Nacht Musik, egal wo man ist. Und die Leute kommen genau dafür, deswegen packt einen die Insel so. Man kann sich mit vielen austauschen, Thema: Elektronische Tanzmusik in allen Sparten. Das Amsterdam Dance Event, eine Art Festival, wo sich für eine Woche Promoter, Plattenfirmen und DJs treffen, ist jedes Jahr ein Höhepunkt.
Wo oder bei welchen Gelegenheiten haben Häfler schon zu Ihrer Musik getanzt?
Da gab es schon viele. Früher natürlich im Metropol, dann zum Beispiel während der "City of Music" oder bei "Freudenblick"-Partys im Restaurant des Zeppelin-Museums. Erst am 25. Dezember, am Abend des großen Wiedersehens zu Weihnachten, habe ich im Belushi aufgelegt.
Das Netz ist voller Gratis-Musik – auch von Max Lean. Wie passt das mit einem Plattenvertrag und der Hoffnung auf verkaufte Musik zusammen?
Der Wunsch, Musik zu verkaufen, ist natürlich da. Ich hätte nichts dagegen, wenn ich damit richtig gut Geld verdienen könnte. Durch die Digitalisierung hat sich Musik zu einem "Nebenbeimedium" entwickelt, kaum noch ein Jugendlicher versteht, warum er dafür etwas zahlen soll. Meine letzte Veröffentlichung konnte offiziell gratis heruntergeladen werden. Cro hat das mit seinem ersten Album ja nicht anders gemacht und es quasi verschenkt. Ihm hat das sehr viel gebraucht, glaube ich. Ich glaube, langfristig verschiebt sich das eben. Labels achten zum Beispiel immer stärker darauf, dass sie und ihre Künstler auch von der Verbreitung über Streaming-Dienste profitieren. Es sind heute andere Dienste, andere Medien, die das Geld generieren. Für mich hat es außerdem schon immer dazugehört, sehr viel zu spielen, weil auch das ein Geldbringer ist. Außerdem würde ich als Künstler eingehen, wenn ich immer nur in meinem Kellerchen sitzen und Musik produzieren würde. Ich muss einfach raus.
Können Sie Ihrer Musik leben?
Rein vom Auflegen und Musikproduktion: nein. Das sind bei mir mehrere Säulen. Ich bin einmal der klassische Eventveranstalter, ich bin Marketing- und Pressemensch für diverse Firmen und habe außerdem eben die Musik und meine Auftritte. Diese Abwechslung brauche ich auch. Ich bin keiner, der sich zwei Wochen im Studio einschließt und vor sich hin tüftelt, dafür mag ich Gesellschaft doch zu sehr.
Orte, Anlässe, Kooperationen: Wovon träumen Sie als DJ?
Das große Ziel ist, davon zu leben. Dass man sich nicht von Termin zu Termin hangelt, sondern der Kalender voll ist. Daran arbeite ich mit meinem Management und meiner Agentur. Die Konkurrenz ist allerdings groß – auch durch das Digitalthema. Jeder kann sich einen Laptop kaufen, jeder kann da Musik drauf ziehen und jeder kann sich hinstellen und irgendeinen Knopf drücken. Oft geht's dann erst einmal nicht drum, was der Mensch kann. Diejenigen, die wenig Geld nehmen, werden gebucht und die ganz Großen leistet man sich gelegentlich. Dazwischen gibt es Konkurrenz noch und nöcher. Erfolgreiche DJs wie David Guetta oder Tiësto haben das Ganze außerdem auf einen Popstar-Status gehoben und somit interessieren sich natürlich auch mehr Jugendliche dafür, DJ zu werden. Ich träume davon, noch viele tolle Orte auf der Welt zu bespielen und vor allem oft vor Leuten zu spielen, die wissen, was ich mache, die meine Musik schätzen und die genau deswegen kommen. Ein weiterer Traum ist sicher ein eigener Laden. Aber immer mit der Prämisse: Ich muss weiter auflegen können. Auftritte sind etwas tolles.
Wenn Sie Ihren Sound in drei Worten beschreiben müssten, welche wären das?
Das englische Wort "uplifting", für mich bedeutet das so ein Gefühl von "Da geht etwas voran – die Musik nimmt einen mit – die Musik berührt", trifft es ganz gut. Klar ist meine Musik elektronisch, und auf jeden Fall House-geprägt, also mit viel Klavier, Gitarre und auch Gesang. Nur Beat ist nicht meins.
Zur Person
Maximilian Grasberger, Künstlername: Max Lean, kam in Brüssel zur Welt, wo sein Vater an einer deutschen Schule unterrichtete. Als er sechs Jahre alt war, zog seine Familie nach Friedrichshafen, wo der heute 30-Jährige sein Abitur machte. Anschließend studierte er Medien- und Musikmanagement in München. Aktuelle Lebensschwerpunkte sind Friedrichshafen und München. Grasberger, der rund sieben Jahre Klavierunterricht nahm und acht Jahre Schlagzeug spielte, stand nach eigenen Angaben vor etwa 15 Jahren "eher zufällig" erstmals am Mischpult, nachdem sich über einen Freund erste Gelegenheiten ergaben. "Dann hat es mich gepackt, was das Auflegen betrifft", schildert er. Seit dem Alter von etwa 18 Jahren konzentriere er sich ausschließlich auf elektronische Musik.